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Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel

Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel

Titel: Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Armand zu. »Daß er eine moralische Verpflichtung mit eurem Abkommen verknüpft, macht mich zutiefst mißtrauisch.« Sein jugendliches Gesicht war ängstlich besorgt, und seine schönen Augen leuchteten lebhaft. »Warum ist es so wichtig, daß du einwilligst?«
    »Ich weiß gar nicht, ob das von so großer Bedeutung ist«, antwortete ich verwirrt. »Aber du hast recht, denn etwas Ähnliches hatte ich ihm auch schon gesagt, von wegen, daß nach bestimmten Regeln gespielt würde.«
    »Noch einmal zurück zu Dora«, sagte David, wobei er die Stimme dämpfte, »du mußt deinen Fehler so schnell wie möglich ausbügeln oder wenigstens versprechen, daß du nicht…«
    »Ich werde gar nichts versprechen. Das kann ich nicht.«
    »Lestat, zerstöre diese junge Sterbliche nicht!« drängte David. »Wenn wir hier wirklich auf einer neuen, höheren Ebene sind, in der die Geister der Toten mit uns verhandeln können, dann können sie uns vielleicht auch Schaden zufügen. Ist dir das schon mal in den Sinn gekommen?« David richtete sich verärgert auf, bemüht, die Fassung zu wahren. In seinem hübschen britischen Tonfall fuhr er fort: »Zerstöre dieses sterbliche Mädchen nicht. Ihr Vater hatte gewünscht, daß du sie deinem besonderen Schutz unterstellst und nicht, daß du ihren Glauben in seinen Grundfesten erschütterst.«
    »David, halt jetzt keine Reden. Ich weiß, was du sagen willst. Aber ich stecke in all dem ganz allein drin. Allein! Allein mit diesem teuflischen Memnoch. Ihr zwei habt euch als liebevolle Freunde erwiesen. Aber ich glaube, ihr könnt mir beide nicht raten, was ich tun soll. Das kann nur Dora.«
    »Dora!« David war entgeistert.
    »Du hast vor, ihr die ganze Geschichte zu erzählen?« fragte Armand zaghart.
    »Ja, genau das. Dora ist die einzige, die an den Teufel glaubt. Und bei Gott, jemanden, der gläubig ist, brauche ich jetzt, eine Heilige, vielleicht eine Religionsgelehrte, und deshalb wende ich mich an Dora.«
    »Du verhältst dich pervers, stur und unheilbar zerstörerisch!« zischte David; es klang wie ein Fluch. »Du machst, was du willst!« Er war stinksauer, das sah ich. Alles, was er an mir verachtete, kochte in ihm hoch, und es gab nichts, was ich zu meiner Verteidigung hätte sagen können.
    »Lestat, warte«, sagte Armand, »das ist Wahnsinn. Das ist ja, als wolltest du das Sibyllinische Orakel befragen. Sie, eine Sterbliche, willst du als Orakel benutzen, um zu hören, was du tun sollst?«
    »Sie ist nicht einfach eine Sterbliche. Sie ist anders. Sie hat überhaupt keine Angst vor mir. Sie verhält sich wie eine Heilige, Armand. Vielleicht war Jeanne d’Arc so, als sie dereinst das Heer anführte. Sie weiß etwas über Gott und den Teufel, was ich nicht weiß.«
    »Du beziehst dich auf ihren Glauben, und das ist natürlich sehr verführerisch«, sagte David, »so wie damals bei deiner Nonne Gretchen, die nun dem Wahnsinn verfallen ist.«
    »Einem stummen Wahnsinn, denn sie redet nicht mehr, außer wenn sie betet - so steht es wenigstens in den Zeitungen. Aber schon ehe Gretchen mich traf, fehlte ihr der echte Glaube an Gott, das solltest du dir vor Augen halten. Glaube und Wahnsinn sind für Gretchen ein und dasselbe.«
    »Du wirst es nie kapieren«, stöhnte David.
    »Was kapieren?« erwiderte ich. »David, Dora ist die einzige, zu der ich gehen kann. Und außerdem kann ich sie nicht in ihrem Zustand allein lassen. Schon deswegen muß ich wieder hin. Nur von dir, Armand, möchte ich ein Versprechen. Ich habe ein schützendes Netz um Dora gewoben. Keiner von uns darf ihr etwas antun.«
    »Das steht doch außer Frage. Natürlich tue ich deiner kleinen Freundin nichts. Du kränkst mich.« Er zeigte echte Betroffenheit.
    »Tut mir leid. Aber ich weiß auch, was Blut für uns bedeutet und Unschuld, und beides zusammen kann so deliziös sein. Schließlich spüre ich diese Versuchung am eigenen Leibe.«
    »Dann wärest du derjenige, der ihr nachgibt«, sagte Armand scharf. »Du weißt, daß ich meine Opfer schon seit langem nicht mehr auswähle. Ich brauche, wie immer schon, nur vor einem Haus zu warten, und zu mir heraus kommt, wer in meinen Armen liegen möchte. Natürlich werde ich ihr nichts antun. Du bist wirklich nachtragend; du meinst, ich lebe in der Vergangenheit. Du willst einfach nicht wahrhaben, daß ich mich tatsächlich dem jeweiligen Zeitalter anpasse, so gut ich kann. Ich wüßte nur zu gerne, was Dora dir Hilfreiches sagen könnte.«
    »Ich weiß es nicht, aber trotzdem

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