Chronik der Vampire 06 - Armand der Vampir
Königshofes, ohne Zweifel. Auf Lestat konnte man zählen, wenn es darum ging, ein extrem tödliches Monster zu schaffen, sah man einmal von seinen verpfuschten Erstversuchen ab - Nicolas, Louis, Claudia, die alle nicht in der Lage gewesen waren, für sich selbst zu sorgen, zwei waren vergangen, und der dritte trödelte so dahin, war vermutlich der schwächste Vampir, der die weite Welt durchzog. Ich blickte mich um. Davids angespanntes, wie poliert wirkendes, braunes Gesicht ließ mich stutzen. Er schien von Kopf bis Fuß wie lackiert, wie gewachst und poliert, und wieder dachte ich an Gewürze, an Nusskrokant und köstliche Duftstoffe, an Pralinen mit opulentem braunem Butterkaramell, und plötzlich durchfuhr es mich, dass es ganz großartig sein müsste, ihn zu packen und festzuhalten.
Aber ich würde ihn nicht gegen einen einzigen billigen, deftigen, stinkenden Sterblichen eintauschen. Und was fand ich prompt? Ich zeigte mit dem Finger. »Da hinten.«
David schaute in die Richtung. Dort sah man den unscharfen Umriss eines baufälligen Hauses. Überall lungerten Sterbliche im Dunkeln, schliefen, saßen, wanderten umher zwischen schmalen, engen Treppen, hinter abblätternden Wänden und unter rissigen Zimmerdecken.
Ich hatte jemanden gefunden, mehr als perfekt in seiner Niedertracht, ein Wirbel hasserfüllter Glut aus Bosheit und Gier und Verachtung schwelte in ihm, während er sozusagen auf mich wartete. Wir hatten die Magazine Street hinter uns gelassen, waren aber noch nicht am Fluss angelangt und befanden uns nun in einer Straße, die mir unbekannt war, trotz meiner Streifzüge durch diese Stadt - Louis’ und Lestats Stadt. Es war nur eine schmale Straße, deren Häuser im Licht des Mondes die Farbe von Treibholz hatten. Fenster waren mit provisorischen Tüchern verhängt, und in einem Haus gammelte dieser überhebliche, bösartige Sterbliche wie festgenagelt vor seinem Fernseher und schlürfte Malzbier aus einer braunen Flasche. Die Schaben, die drückende Hitze, die durch das offene Fenster hereinströmte, ignorierte er, dieser hässliche, schmutzverkrustete, unwiderstehliche Kerl, der für mich nur Fleisch und Blut bedeutete. Das Haus schien zu leben, so viel Ungeziefer und ekliges Getier gab es. Bröckelnd und morsch, wie es war, schien es nichts als eine Hülle -ein Schneckenhaus, das ihn umgab, und in dem verschatteten Dunkel von der gleichen Farbe wie ein düsterer Wald. Keine moderne antiseptische Ausstattung hier. Selbst die Möbel rotteten in all diesem billigen, feuchtigkeitsgeschwängerten Durcheinander vor sich hin. Mehltau wucherte auf dem dröhnenden weißen Kühlschrank. Nur sein eigenes miefiges Bett mit der zerlumpten Wäsche gab einen Hinweis auf etwas wie ein häusliches Leben. Ein feines Nest war das für dieses Hühnchen, diesen hässlichen Vogel, diesen dicken, herrlich zu rupfenden, zum Verschlingen vorgesehenen Sack voller Knochen und Blut, mit seinem schäbigen Gefieder.
Wie ein Fliegenschwarm stieg der strenge Geruch nach Mensch auf, als ich die Tür aufstieß, die dadurch aus den Angeln fiel, ohne allerdings großen Lärm zu verursachen. Ich trat auf Zeitungen, die über den lackierten Holzboden verstreut waren. Orangenschalen hatten sich in braunes Leder verwandelt. Schaben rannten vor mir davon. Er schaute nicht einmal auf. Sein aufgeschwemmtes, trunkenes Gesicht mit den dicken, ungepflegten Brauen war bläulich verfärbt und irgendwie unheimlich, und doch, vom Lichtschein der Glotze angestrahlt, sah er möglicherweise ein ganz klein wenig engelhaft aus.
Er drückte auf dem wunderwirkenden Plastikschalter in seiner Hand herum, um die Sender zu wechseln, und das Licht flammte auf und flackerte ohne Ton, bis er zu einer Travestieshow kam. Ein Song ertönte, eine Band spielte und Leute klatschten. Der Lärm, die Bilder, seine Besitztümer - alles war der gleiche billige Müll! Okay, dich will ich. Kein anderer kommt in Frage.
Er schaute zu mir auf, zu diesem jugendlichen Eindringling. David war zu weit entfernt, als dass er ihn hätte sehen können. Er wartete im Hintergrund.
Ich stieß den Fernseher zur Seite, er schwankte und fiel dann auf den Boden und zerbrach, als zerplatzten energiegefüllte Gefäße in seinem Inneren in tausend Glassplitter.
Eine plötzliche Wut überkam den Mann, sein Gesicht überzog sich mit schwerfälligem Erkennen. Mit ausgestreckten Armen stand er auf und stürzte auf mich zu.
Ehe ich meine Zähne in seinen Hals schlug, fiel mir sein langes,
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