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Chronik der Vampire 06 - Armand der Vampir

Chronik der Vampire 06 - Armand der Vampir

Titel: Chronik der Vampire 06 - Armand der Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Baderaum. Kein Mensch in Venedig hatte ein Bad wie dieses, das kann ich dir nun, nach allem, was ich später zu sehen bekam, versichern, aber was wusste ich denn zu dem Zeitpunkt über die Einrichtung dieses Hauses? Das dort war wahrhaftig ein Palast. Ich hatte schon Paläste zu Gesicht bekommen.
    Ich rappelte mich auf, befreite mich aus dem zusammengeknüllten Samt, der mich einhüllte - sein roter Umhang, wenn mich nicht alles täuschte -, und mein Blick fiel auf ein großes, mit Vorhängen versehenes Bett zu meiner Rechten, und dahinter auf ein tiefes ovales Bassin, das eigentliche Bad. Wasser lief aus einer Muschel, die von Engeln gehalten wurde, und füllte das Becken, von dessen Oberfläche Dampf aufstieg. Mitten darin stand mein Herr. Seine weiße Brust war nackt, die Brustwarzen blassrosa, und sein Haar, das er von der glatten Stirn zurückgestrichen hatte, wirkte noch dichter und von herrlicherem Blond als zuvor. Er winkte mir.
    Ich fürchtete mich vor dem Wasser. Ich kniete am Rand des Beckens nieder und steckte meine Hand hinein. Mit einer erstaunlich leichten, schnellen Bewegung fasste er nach mir, beförderte mich in das warme Wasser und tauchte mich bis zu den Schultern hinein. Dann neigte er meinen Kopf nach hinten.
    Wieder sah ich zu ihm auf. Die leuchtend blaue Zimmerdecke über ihm war mit verblüffend lebendig wirkenden Engeln bemalt, Engel mit riesigen, weißen, gefiederten Schwingen. Nie zuvor hatte ich so fantastische, biegsame Engelsgestalten gesehen, die, wie sie so umhersprangen, zügellos und ganz aus der Art geschlagen, mit muskulösen Gliedern und flatternden Gewändern und fliegenden Locken eine ganz irdische Schönheit zur Schau stellten. Dies alles schien mir ein bisschen verrückt zu sein - die kräftigen, sich tummelnden Körper, dieses wilde Umhertollen himmlischer Wesen dort oben, zu denen der Dampf aufstieg und in goldenem Licht verdunstete.
    Ich sah meinen Herrn an. Sein Gesicht war ganz dicht vor mir. KÜSS mich noch einmal, ja bitte, ach, dieser Schauder, küss mich -Aber er war vom gleichen Stamm wie jene gemalten Wesen, war einer von ihnen, und dies hier war etwas wie ein Himmelreich der Barbaren, heidnisches Domizil jener Götter, denen Söldner huldigen mochten, und wo es nichts als Wein und Früchte und Fleischeslust gab. Ich war am falschen Ort.
    Mein Herr warf den Kopf zurück und überließ sich einem schallenden Gelächter. Er schöpfte eine Hand voll Wasser und ließ es über meine Brust rinnen. Als er den Mund öffnete, sah ich eine Sekunde lang etwas aufblitzen, etwas, das nicht richtig war, das Gefahr signalisierte, ein Blitzen von Zähnen, wie ein Wolf sie haben mochte. Doch es verschwand, nur seine Lippen waren noch zu sehen, saugten an meiner Kehle, dann an meiner Schulter. Nur seine Lippen saugten an einer Brustwarze, die ich zu spät zu bedecken suchte.
    Ich konnte ein Stöhnen nicht unterdrücken. Ich sank in dem warmen Wasser gegen ihn, und seine Lippen arbeiteten sich weiter vor, über meine Brust bis zum Bauch hinab. Er nuckelte sanft an der Haut, als wollte er das Salz und die Hitze aufsaugen, und selbst seine Stirn, die gegen meine Schulter stieß, löste in mir erregende Wärme aus. Ich legte den Arm um ihn, und als er den Sitz der Sünde berührte, vermittelte mir dies ein Gefühl, als wäre ein Pfeil davongeschnellt, wie von einem Bogen abgeschossen. Ich fühlte, wie er sich löste, dieser Pfeil, fühlte den Rückstoß, und ich schrie auf.
    Er ließ mich eine Weile lang an seiner Brust ruhen. Er badete mich geruhsam. Mit einem gefalteten, weichen Tuch wusch er mir das Gesicht. Dann tauchte er mich rückwärts ins Wasser und wusch meine Haare aus.
    Und dann, als er glaubte, ich hätte lange genug geruht, begannen wir aufs Neue mit den Küssen.
    Vor dem Morgengrauen erwachte ich auf seinen Kissen. Als ich sah, dass er seinen weiten Umhang umlegte und seinen Kopf bedeckte, richtete ich mich auf. Auch in diesem Zimmer hielten sich viele Knaben auf, doch waren das nicht die traurigen, ausgezehrten Gestalten wie in dem Bordell, die mir dort sündiges Vorbild hatten sein sollen. All diese Jungen, die hier das Bett umringten, waren ansehnlich, gut genährt, fröhlich und hübsch. Sie trugen leuchtend bunte Tuniken in unterschiedlichen Farben aus akkurat gefälteltem Stoff, und eng geschnallte Gürtel schenkten ihnen eine mädchenhafte Anmut. Alle hatten langes, üppiges Haar.
    Mein Herr sah mich an und richtete sich in einer Sprache an mich, die ich erkannte,

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