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Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Titel: Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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die landläufige Erklärung und weiß, wie närrisch sie sein kann. Sagen Sie mir, was Sie darüber denken.«
    »Ich weiß heute weniger denn je«, antwortete Merrick. »Ich glaube, als ich noch ein Mädchen war, war ich mir dieser Dinge sehr sicher. Wir beteten zu den unzeitig Verstorbenen, weil wir glaubten, dass sie sich, rachsüchtig oder verwirrt, nahe bei der Erde aufhielten und deshalb erreichbar wären. Seit undenklichen Zeiten haben Hexen Friedhöfe aufgesucht und nach diesen zornigen, verwirrten Seelen Ausschau gehalten, haben sie beschworen, um den Weg zu höheren Mächten zu finden und deren Geheimnisse aufzudecken. Ich glaubte an diese einsamen, leidenden verlorenen Seelen. Vielleicht glaube ich auf meine Art immer noch daran. Wie David Ihnen bestätigen kann, verzehren sie sich nach der Wärme und dem Licht des Lebens, selbst nach Blut scheinen sie zu verlangen. Aber wer kennt schon die wahren Absichten eines Geistes? Aus welchen Tiefen erhob sich der Prophet Samuel in der Bibel? Sollen wir der Heiligen Schrift glauben, wenn da steht, dass die Hexe von Endor große Zauberkraft besaß?«
    Louis hing an ihren Lippen. Plötzlich nahm er abermals ihre Hand und ließ es zu, dass ihre Finger sich um seinen Daumen legten. »Und was sehen Sie, Merrick, wenn Sie David und mich anschauen? Sehen Sie den Geist, der in uns wohnt, den hungrigen Dämon, der uns zu Vampiren macht?«
    »Ja, ich sehe ihn, aber er ist dumpf und geistlos, eurem Verstand und eurer Seele völlig untergeordnet. Und er weiß nichts, wenn er denn je etwas wusste, außer dass er nach Blut verlangt. Und wegen des Blutes legt er seinen magischen Bann über euer Körperge webe, er befiehlt euren Zellen zu gehorchen. Je länger ihr lebt, desto besser gedeiht er, und jetzt ist er zornig, soweit er überhaupt Gefühle haben kann. Er ist zornig, weil es nur noch so wenig Bluttrinker gibt.«
    Louis schien verwirrt zu sein, aber es war eigentlich nicht so schwer zu verstehen.
    »Das Massaker, Louis, letztens hier in New Orleans … Sie haben die Schurken und das gemeine Fußvolk erledigt. Und der Dämon zieht sich in die wenigen Überlebenden zurück«, erklärte ich. »Stimmt«, bestätigte Merrick und schenkte mir einen flüchtigen Blick. »Und aus eben dem Grund hat sich euer Durst zu eurem Schrecken verdoppelt und schenkt euch der ›kleine Trunk‹ nur so wenig Befriedigung. Louis, Sie haben vorhin gefragt, was ich mir von Ihnen wünsche. Ich will Ihnen sagen, was ich von Ihnen verlange. Ich will Ihnen eine gewagte Antwort geben.« Er sagte nichts. Er sah sie nur an, mit einem Blick, als könne er ihr nichts, aber auch gar nichts verweigern. Sie fuhr fort: »Nehmen Sie das starke Blut an, das David Ihnen geben kann«, sagte sie. »Nehmen Sie es, damit Sie, ohne töten zu müssen, existieren können, nehmen Sie es, damit Sie Ihre hitzige Suche nach dem Übeltäter vernachlässigen können. Ja, ich weiß, ich benutze Ihre Termini, und das möglicherweise zu frei und zu stolz. Stolz ist eine ständige Sünde von uns, die wir in der Talamasca ausharren. Wir glauben, dass wir Wunder gesehen haben, wir glauben, dass wir schon selbst welche bewirkt haben. Wir vergessen, dass wir nichts wissen. Wir vergessen, dass es vielleicht gar nichts herauszufinden gibt.«
    »Nein, es gibt etwas, es gibt sogar mehr als nur etwas«, widersprach Louis mit Nachdruck und drückte ihre Hand sanft bestätigend. »Sie und David, Sie haben mich überzeugt, wenn Sie beide das auch nicht beabsichtigten. Es gibt Dinge, die man wissen sollte. Sagen Sie, wann können wir damit beginnen, Claudias Geist zu rufen? Was benötigen Sie noch von mir, damit Sie den Zauber wirken können?«
    »Den Zauber wirken?«, fragte sie sanft. »Ja, ein Zauber wird es sein. Hier, nehmen Sie das Tagebuch«, sie reichte es ihm, »reißen Sie eine Seite heraus, entweder irgendeine, die Sie für besonders eindrucksvoll halten, oder eine, die Sie am ehesten hergeben möchten.« Louis nahm das Buch mit der Linken, weil er Merrick nicht loslassen wollte.
    »Welche soll ich Ihrer Ansicht nach nehmen?«, fragte er drängend. » Sie müssen wählen, Louis. Ich verbrenne die Seite, wenn es so weit ist. Sie werden die Worte nie wiedersehen.«
    Sie ließ ihn los und machte eine auffordernde Geste. Er schlug das Buch mit beiden Händen auf. Abermals seufzte er, als könne er das alles nicht ertragen, doch dann begann er mit leiser, bedächtiger Stimme zu lesen:
     
    »Und heute Nacht, als ich, ein umherirrendes

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