Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs
Haut gefiel. »Ich sehe drei große Lieben«, flüsterte sie, als ob sie seine Zustimmung brauchte, um die Worte laut auszusprechen. »In dieser langen Zeit nur dreimal eine tiefe Liebe. Lestat? Ja. Claudia. Ganz bestimmt. Und wer ist die andere Person? Können Sie mir das sagen?«
Louis war in einem Zustand hochgradiger Verwirrung, sah sie an, hatte aber nicht die Kraft zu antworten. Farbe flammte auf seinen Wangen auf, und seine Augen schienen zu leuchten, als habe ein inneres Licht ihre Glut verstärkt. Merrick ließ seine Hand los und errötete.
Ganz unvermittelt sah er mich an, als habe er sich gerade erst an mich erinnert und brauche mich nun dringend. Ich hatte ihn nie zuvor so aufgestört oder so scheinbar lebendig gesehen. Wäre jemand ins Zimmer gekommen, er hätte ihn für nichts anderes als einen bezaubernden jungen Mann gehalten.
»Bist du dafür, alter Freund?«, fragte er. »Bist du bereit? Kann es losgehen?«
Merrick hob den Blick, ihre Augen tränten leicht, und sie schien mich in dem Dämmerlicht zu fixieren und mir ein winziges, vertrauensvolles Lächeln zu schenken.
»Was raten Sie, Generaloberst?«, fragte sie mit gedämpfter Stimme, in der ihre innere Gewissheit mitklang.
»Du kannst dir den Spott sparen«, sagte ich, einfach weil mir diese Worte ein gutes Gefühl verschafften. Ich war nicht überrascht, ein schmerzhaftes Aufblitzen in ihren Augen zu sehen. »Das ist kein Spott, David. Ich frage, ob du bereit bist.«
»Ich bin bereit, Merrick«, antwortete ich, »so bereit wie je in meinem Leben, einen Geist zu beschwören, an den ich kaum glaube und dem ich nicht traue.«
Sie hielt die Tagebuchseite in beiden Händen und begutachtete sie, vielleicht las sie die Worte noch einmal selbst, denn ihre Lippen bewegten sich.
Dann schaute sie zuerst mich, dann Louis an. »Eine Stunde. Dann kommt wieder her. Ich werde dann alle Vorbereitungen getroffen haben. Wir treffen uns hinter dem Haus. Der alte Altar ist für unsere Zwecke wieder errichtet worden. Die Kerzen brennen schon, und die Kohlen werden auch bald so weit sein. Dort werden wir unseren Plan durchführen.« Ich wollte aufstehen. Da fuhr sie fort: »Aber ihr müsst jetzt gehen und ein Opfer besorgen, denn ohne das geht es nicht.«
»Ein Opfer?«, fragte ich. »Herr im Himmel, was für ein Opfer?« Ich war aufgesprungen.
»Ein menschliches Opfer«, antwortete sie, und der Ausdruck ihrer Augen verschärfte sich, während sie zu mir aufblickte und dann hinüber zu Louis, der noch in seinem Sessel saß. »Dieser Geist wird sich mit nichts als menschlichem Blut zufrieden geben.«
»Das meinst du nicht im Ernst, Merrick«, sagte ich wütend und mit erhobener Stimme. »Guter Gott, Weib, willst du dich zum Mordkomplizen machen?«
»Bin ich das nicht schon?«, antwortete sie, und ihre Augen zeigten nichts als Ehrlichkeit und flammende Willenskraft. »David, wie viele Menschen hast du getötet, seit Lestat dich umgewandelt hat? Und Sie, Louis, Sie können sie nicht einmal mehr zählen! Ich sitze hier und plane zusammen mit euch, diese Sache in Angriff zu nehmen. Ich bin schon eine Komplizin eurer Verbrechen, oder etwa nicht? Und was diesen Zauber betrifft ich sage euch, ich brauche Blut dafür. Ich muss einen machtvolleren Zaubertrank brauen als je für ein anderes Unterfangen. Ich brauche ein Brandopfer; es muss Rauch von dem erhitzten Blut aufsteigen.«
»Ich werde das nicht tun«, sagte ich. »Ich werde keinen Sterblichen hierher bringen, damit er abgeschlachtet wird. Du bist dumm und naiv, wenn du glaubst, du könntest ein solches Schauspiel zulassen. Du wärest nie wieder die Alte. Denkst du etwa, nur weil wir ein hübsches Äußeres haben, wird auch dieser Mord hübsch und sauber sein?«
»David, tu, was ich sage«, antwortete sie, »oder ich mache bei dieser Sache nicht mit.«
»Auf keinen Fall«, gab ich zurück. »Du hast dich überschätzt. Einen Mord wird es nicht geben.«
Plötzlich mischte sich Louis ein. »Lass mich das Opfer sein.« Er stand auf und sah auf Merrick nieder. »Ich meine nicht, dass ich dafür sterben will«, sagte er leidenschaftslos. »Ich meine, dass das benötigte Blut meines sein soll.« Er griff wieder nach Merricks Hand und schloss seine Finger um ihr Handgelenk. Er beugte sich nieder und küsste ihre Hand, dann richtete er sich hoch auf und hielt ihre Augen mit seinem liebevollen Blick gefangen. »Vor vielen Jahren haben Sie einmal Ihr eigenes Blut benutzt, ist es nicht so? Hier, in eben diesem Haus,
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