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Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Titel: Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Gegenleistung. Wie gesagt, Sie ermöglichen es mir, meine Kräfte zu nutzen, und das an sich ist schon etwas Einmaliges. Aber noch einmal, Sie müssen mir versichern, dass Sie meine Einschätzung der Vorgänge nicht verwerfen werden. Wenn ich annehme, dass wir etwas beschworen haben, das nicht von Gott kommt, werde ich es sagen, und Sie müssen wenigstens versuchen, mir zu glauben.« Sie erhob sich und ging dicht an mir vorbei ins Esszimmer. Dabei hatte sie für mich nur ein winziges Lächeln übrig. Anscheinend holte sie etwas von dem Sideboard hinten an der Wand. Natürlich sprang Louis, der vollendete Gentleman, sofort auf. Wieder fiel mir seine glanzvolle Kleidung auf. Und wie geschmeidig und katzengleich selbst seine einfachsten Gebärden, wie umwerfend schön seine makellosen Hände waren!
    Auf dem Rückweg trat Merrick in den Lichtschein im Zimmer, als beträte sie eine Bühne.
    »Hier, dies ist etwas, das Ihrem Liebling gehörte«, sagte sie. Sie hielt ein in Samt eingeschlagenes Päckchen in der Hand. »Setzen Sie sich bitte, Louis«, sagte sie und fuhr fort: »Ich möchte, dass Sie diese Gegenstände in die Hand nehmen.« Sie ließ sich wieder in ihren Sessel unter der Lampe sinken und sah Louis an, während sie das kostbare Paket auf ihrem Schoß hielt. Er gehorchte ihr mit dem unverhüllten Strahlen eines Schuljungen angesichts einer Wunder wirkenden, geistreichen Lehrerin und setzte sich so unterwürfig nieder, als würde er noch ihrem unbedeutendsten Befehl nachgeben. Ich betrachtete ihr Profil, und nichts anderes hatte in meinem Kopf Platz als die pure, niederste Eifersucht. Aber da ich sie so sehr liebte, war ich klug genug, um einem gewissen Maß an echter Betroffenheit Raum zu geben. Und Louis, nun, es gab nur wenig Zweifel, dass er ihr ganz genauso viel Interesse schenkte wie den Dingen, die Claudia gehört hatten.
    »Dieser Rosenkranz hier, wieso besaß sie den?«, fragte Merrick, indem sie die funkelnde Perlenschnur aus dem Päckchen zog. »Sie hat doch sicher nicht gebetet.«
    »Nein, er gefiel ihr einfach«, antwortete Louis, und seine Augen baten ernst um ihr Verständnis. »Ich habe ihn wohl für sie gekauft. Ich glaube nicht, dass ich ihr je gesagt habe, was es damit auf sich hat. Sie etwas zu lehren war seltsam, wissen Sie. Wir betrachteten sie als ein Kind, dabei hätten wir es besser wissen müssen - und dann hat das Äußere einer Person ja auch einen mysteriösen Zusammenhang mit ihrem Charakter.«
    »Wieso?«, fragte Merrick.
    »Ach, Sie wissen schon«, sagte Louis scheu, beinahe bescheiden. »Wer schön ist, weiß, dass er Macht besitzt, und sie besaß aufgrund ihrer winzigen, aber reizvollen Erscheinung eine gewisse Macht, der sie sich stets unterschwellig bewusst war.« Er zögerte, wirkte schrecklich schüchtern. »Wir machten viel Aufhebens um sie; wir prunkten mit ihr. Sie sah nicht älter als sechs oder höchs tens sieben Jahre aus.« Für einen Augenblick erlosch der Glanz auf Louis’ Gesicht, wie von einem inneren Schalter ausgeknipst. Merrick beugte sich zu ihm und griff abermals nach seiner Hand. Er ließ es zu. Nur seinen Kopf neigte er ein wenig und hob die Hand, die sie hielt, als wolle er mit der Geste sagen, lass mir einen Moment Zeit. Dann fuhr er fort:
    »Sie mochte den Rosenkranz. Vielleicht habe ich ihr ja sogar die Gebete vorgesprochen. Ich kann mich nicht erinnern. Manchmal hatte sie Freude daran, mit mir in die Kathedrale zu gehen. Sie hörte die Musik beim Abendgottesdienst so gern. Sie mochte alles, was sinnlich und schön war. Lange Zeit behielt sie die Begeisterungsfähigkeit eines jungen Mädchens.« Merrick ließ, wenn auch nur zögernd, seine Hand los. »Und dies hier?«, fragte sie. Sie hob ein in weißes Leder gebundenes Tagebuch empor. »Das wurde vor langer Zeit in der Wohnung in der Rue Royale gefunden, es lag in einem Versteck. Sie wussten wohl nicht, dass sie es aufbewahrt hatte?«
    »Nein«, sagte Louis. »Ich habe es ihr einmal geschenkt, daran kann ich mich gut erinnern. Aber ich habe sie nie darin schreiben sehen. Es war schon überraschend, dass sie es aufbewahrt hatte. Sie war eine begeisterte Leserin, das kann ich sagen. Sie kannte so viele Gedichte! Immerzu zitierte sie aus dem Kopf den einen oder anderen Vers. Ich versuche, mich an die Zitate zu erinnern, an die Dichter, die sie liebte …« Er betrachtete das Tagebuch, als hätte er Hemmungen, es aufzuschlagen oder sogar zu berühren. Als ob es ihr immer noch gehörte.
    Merrick nahm es

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