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Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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keine allzu übertriebene Geheimniskrämerei an den Tag zu legen, die ihr Interesse an der Sache nur noch angefacht hätte.
    In dieser Nacht saß Charles Ward in seinem Zimmer und las das frisch entdeckte Notizbuch und die Unterlagen, und als der Tag anbrach, ließ er nicht davon ab. Als seine Mutter bei ihm anklopfte, um zu sehen, was ihm fehle, bat er darum, man möchte ihm die Mahlzeiten aufs Zimmer bringen, und auch am Nachmittag öffnete er nur kurz, um die Männer hereinzulassen, damit sie das Bildnis von Curwen über dem Kaminsims im Nebenraum seines Arbeitszimmers anbringen konnten. In der folgenden Nacht schlief er mehrmals für kurze Zeit in seinen Kleidern, ansonsten rang er fieberhaft mit der Entschlüsselung der Geheimschrift. Am Morgen sah seine Mutter, dass er an der Kopie von Hutchinsons verschlüsseltem Text arbeitete, die er ihr vorher mehrmals gezeigt hatte, doch als sie jetzt danach fragte, antwortete er, dass es ein ganz anderer Code als der von Curwen sei.
    Am Nachmittag unterbrach er seine Arbeit und sah den Männern fasziniert dabei zu, wie sie die Anbringung des Porträts und der dazugehörigen Paneele beendeten. Sie passten das Gemälde an die Kaminattrappe an, die so an der Nordwand angebracht war, als sei dahinter ein Schornstein vorhanden; die Seiten wurden mit Paneelen ausgestattet, die zur Vertäfelung des Raumes passten. Das Vorderpaneel mit dem Bild wurde mit Scharnieren versehen, damit man den Hohlraum dahinter als Schrank benutzen konnte. Als die Handwerker gegangen waren, verlegte er seine Arbeit ins Nebenzimmer und setzte sich vor den Kamin, den Blick mal auf die Geheimschrift und mal auf das Porträt gerichtet, das seinen Blick erwiderte wie ein Spiegel, der ihm Jahre hinzufügte und Jahrhunderte überbrückte.
    Seine Eltern, die sich im Nachhinein an sein Verhalten in diesem Zeitraum erinnerten, konnten interessante Einzelheiten über seine damaligen Vorsichtsmaßnamen berichten. Vor den Dienstboten verbarg er nur selten die Unterlagen, an denen er gerade arbeitete, da er ganz richtig davon ausging, dass Curwens geschwungene, altertümliche Handschrift sie überforderte. Bei seinen Eltern ließ er jedoch größere Vorsicht walten, und wenn es sich bei dem fraglichen Manuskript nicht um eine Geheimschrift oder eine Anhäufung rätselhafter Symbole und unbekannter Ideogramme handelte (so wie bei jenem mit dem Titel An Ihn, der dereynst kommen wird etc. der Fall zu sein schien), bedeckte er es mit einem Blatt Papier, bis der Besuch wieder gegangen war. Nachts und beim Verlassen des Zimmers verschloss er die Unterlagen in einem antiken Kabinettschränkchen.
    Bald danach kehrte er wieder zu seinem regelmäßigen Tagesablauf zurück und auch sein übriges Verhalten normalisierte sich wieder, nur die langen Spaziergänge und andere Interessen, die ihn aus dem Haus führten, ließen nach. Der Beginn des Schuljahres, er war nun im vierten Jahr auf der Highschool, schien ihn äußerst zu langweilen, und häufig betonte er seinen Entschluss, es gar nicht erst auf dem College versuchen zu wollen. Er habe, so sagte er, wichtigere Nachforschungen anzustellen, die ihm größeren Zugang zu Wissen und den Geisteswissenschaften verschaffen würden, als irgendeine Universität der Welt sich rühmen könne.
    Naturgemäß konnte nur eine Person, die bereits zuvor mehr oder weniger bildungshungrig, exzentrisch und einzelgängerisch veranlagt gewesen war, sich über viele Tage so verhalten, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Ward war allerdings von Natur aus ein Gelehrter und Einsiedler, weshalb seine Eltern über seine neue Isolation und Geheimhaltung weniger überrascht als vielmehr betrübt waren. Gleichzeitig fanden sowohl sein Vater als auch seine Mutter es sonderbar, dass er ihnen kein einziges Bruchstück aus seinem Fund zeigte und ihnen auch keinen zusammenhängenden Bericht über die entzifferten Abschnitte gab. Diese Zurückhaltung erklärte er damit, dass er so lange warten wolle, bis er eine zusammenhängende Enthüllung machen könne, doch als die Wochen dahingingen, ohne dass es zu solchen Enthüllungen kam, entwickelte sich zwischen dem jungen Mann und seiner Familie eine Anspannung, die sich im Falle seiner Mutter noch dadurch verstärkte, dass sie alle tiefere Beschäftigung mit dem Fall Curwen deutlich missbilligte.
    Im Oktober fing Ward wieder an, die Bibliotheken aufzusuchen, doch ging es nun nicht mehr wie zuvor um antiquarische Fragen. Nun suchte er nach Büchern zu den Themen

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