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Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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Hexerei und Magie, Okkultismus und Dämonenkunde, und als die Quellen in Providence sich als unzulänglich herausstellten, fuhr er mit dem Zug nach Boston und zapfte den Reichtum der großen Bücherei am Copley Square, der Widener Library der Universität Harvard oder der Zion Research Library in Brookline an, wo sich einige seltene Werke zu biblischen Themen fanden. Er kaufte unzählige Bücher und brachte in seinem Arbeitszimmer zusätzliche Regale an, um die frisch erstandenen Werke über unheimliche Themen unterzubringen. Während der Weihnachtsfeiertage unternahm er mehrere Reisen, die ihn unter anderem nach Salem führten, um bestimmte Dokumente im Essex-Institut zurate zu ziehen.
    Ungefähr Mitte Januar 1920 legte Ward ein triumphierendes Gebaren an den Tag, wofür er keine Erklärung gab. Er arbeitete nun auch nicht mehr an der Geheimschrift von Hutchinson. Stattdessen beschäftigte er sich jetzt mit chemischen Experimenten und dem Recherchieren in alten Archiven. Für das eine richtete er in einer unbenutzten Dachkammer des Hauses ein Laboratorium ein, für das andere vergrub er sich in allen Quellen für Personenstandsakten in Providence. Die örtlichen Lieferanten für Chemikalien und wissenschaftliches Zubehör, die später befragt wurden, lieferten erstaunliche und wirre Listen der von Ward gekauften Substanzen und Instrumente. Die Beamten im Parlamentsgebäude, dem Rathaus und den verschiedenen Bibliotheken waren sich hingegen einig, dass Ward ein klares Ziel verfolgte – er suchte intensiv und fieberhaft nach dem Grab von Joseph Curwen, dessen Name eine vorangegangene Generation so vorausschauend von dessen Grabstein getilgt hatte.
    Allmählich wuchs in der Familie Ward die Überzeugung, dass etwas nicht in Ordnung sei. Charles’ Interessen waren schon zuvor Launen und Änderungen unterlegen, aber diese wachsende Heimlichtuerei und Beschäftigung mit seltsamen Themen sahen ihm gar nicht ähnlich. Für die Schule tat er nur noch das absolut Nötigste; zwar fiel er bei keiner Prüfung durch, doch es war deutlich, dass der alte Fleiß völlig versiegt war. Er war nun mit anderem beschäftigt: Befand er sich mal nicht mit einem Dutzend veralteter alchemistischer Bücher in seinem Laboratorium, fand man ihn entweder über alten Bestattungsverzeichnissen in der Innenstadt brüten oder in seinem Arbeitszimmer in seine Bücher über okkulte Lehren vergraben, wo die verblüffend ähnlichen – man meinte fast, zunehmend ähnlichen – Gesichtszüge Joseph Curwens über dem Kamin an der Nordwand leer auf ihn herabstarrten.
    Ende März ergänzte Ward das Durchforsten der Archive noch durch einige ghoulische Streifzüge über die verschiedenen alten Friedhöfe der Stadt. Der Grund dafür wurde später deutlich, als man von den Angestellten des Rathauses erfuhr, dass er wohl einen wichtigen Hinweis gefunden hatte. Seine Suche wandte sich plötzlich vom Grab Joseph Curwens ab und dem eines gewissen Naphthali Field zu. Dieser Sinneswandel fand seine Erklärung, als man später die von ihm konsultierten Unterlagen durchging und dabei auf eine bruchstückhafte Eintragung über Curwens Bestattung stieß, die der umfassenden Auslöschung entgangen war und berichtete, dass der seltsame Bleisarg »10 Fuß S. und 5 Fuß W. von der Grabstätte des Naphthali Field in - - - -« verscharrt worden sei.
    Das Fehlen einer Angabe des Friedhofes in dem verbliebenen Eintrag gestaltete die Suche äußerst kompliziert. Das Grab Naphthali Fields schien ebenso schwer auffindbar wie das Curwens, doch hatte es hier zumindest keine systematische Vernichtung der Eintragungen gegeben. Deshalb konnte man durchaus hoffen, auf den Grabstein zu stoßen, auch wenn die Aufzeichnungen darüber verschwunden waren. Daher diese Streifzüge – ausgenommen davon wurden nur der Kirchhof von St. John’s (ehemals King’s) und das alte Gräberfeld der Kongregationalisten in der Mitte des Swan-Point-Friedhofes, weil andere Quellen angaben, dass der einzige Naphthali Field († 1729), dessen Grab gemeint sein konnte, ein Baptist gewesen war.
    4
    Es war im Mai, als Dr. Willett auf Bitte des älteren Ward und ausgestattet mit allen Informationen über Curwen, die die Familie von Charles in der Zeit vor seiner Geheimniskrämerei erhalten hatte, mit dem jungen Mann ein Gespräch führte. Diese Unterhaltung führte zu wenig, da Willett in jedem Augenblick davon überzeugt war, dass Charles ganz Herr seiner selbst sei und mit Angelegenheiten von echter

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