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Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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Jahr so wohl gebrauchet. Simon hat seit V Wochen nicht korrespondiert, doch erwart’ ich bald Neues.«
    Als Dr. Willett diese Stelle erreicht hatte und die Seite umblättern wollte, gebot ihm Ward rasch Einhalt und riss ihm das Buch förmlich aus der Hand. Von der nächsten Seite hatte der Arzt nur wenige Sätze sehen können, doch blieben diese ihm merkwürdigerweise im Gedächtnis haften. Sie lauteten: »Den Vers aus dem Liber-Damnatus hab ich V Walpurgisnachten und IV Allerseelen recitiret, und so bin ich guter Hoffnung, daß das Ding außerhalb der Sphaeren kreißet. Es wird Eynen küren, der da kommet, so ich nur garantieren kann, daß er seyn wird und der alten Dinge gedenkt und all die Jahr zurückblicket, und für den ich die Saltze oder den Weg, derer Saltze habhaft zu werden, bereytstellen muß.«
    Mehr sah Willett nicht, doch verlieh schon dieser kurze Blick den gemalten Gesichtszügen Joseph Curwens, die überm Kamin leer herabstarrten, ein neues, unbestimmtes Grauen. Nachher plagte ihn die sonderliche Vorstellung – die seine medizinische Ausbildung selbstverständlich als bloße Grille abtat –, dass die Augen auf dem Bildnis von dem Wunsch, ja dem Trieb beherrscht seien, dem jungen Charles Ward durchs Zimmer zu folgen. Ehe er ging, betrachtete er das Gemälde näher und staunte über die Ähnlichkeit zu Charles. Der Arzt prägte sich jedes noch so winzige Detail des rätselhaften, farblosen Gesichtes ein, bis hin zu einer kleinen Narbe oder Einbuchtung in der glatten Braue über dem rechten Auge. Cosmo Alexander, so lautete sein Urteil, war als Maler seiner schottischen Heimat, die Raeburn hervorgebracht hatte, würdig und ein Lehrer, der seinem berühmten Schülers Gilbert Stuart zur Ehre gereichte.
    Dank der Versicherung des Arztes, dass Charles’ geistige Gesundheit keineswegs gefährdet, er hingegen mit Nachforschungen beschäftigt sei, die sich als überaus wichtig erweisen könnten, zeigten sich die Wards nachgiebiger, als sie es sonst vielleicht gewesen wären, als der junge Ward im folgenden Juni seine Drohung wahr machte, nicht aufs College zu gehen. Er habe, so erklärte er, wesentlich bedeutsamere Studien zu betreiben, und deuete an, im nächsten Jahr ins Ausland zu gehen, um sich gewisse Informationsquellen zu erschließen, die in Amerika nicht vorhanden seien. Der ältere Ward lehnte diesen letzteren Wunsch zwar ab, weil ihm das für einen Jungen von gerade mal achtzehn Jahren absurd erschien, fügte sich aber in der Frage der Universität.
    Und so folgte für Charles nach einem nicht gerade brillanten Abschluss an der Moses Brown School eine dreijährige Periode intensiver okkulter Studien und Besichtigungen von Friedhöfen. Er galt nun allgemein als Exzentriker, und die Freunde der Familie verloren ihn noch weiter aus den Augen als bereits zuvor schon. Ward beschäftigte sich nur mit seiner Arbeit und fuhr gelegentlich in andere Städte, um dort obskure Dokumente einzusehen. Einmal reiste er in den Süden, um sich mit einem sonderbaren alten Mulatten zu unterhalten, der in einem Sumpf hauste und über den in einer Zeitung ein skurriler Artikel erschienen war. Wiederholt suchte er ein kleines Dorf im Adirondack-Gebirge auf, über dessen merkwürdige Zeremonien berichtet worden war. Doch nach wie vor untersagten seine Eltern ihm die Reise in die Alte Welt, die ihm so am Herzen lag.
    Im April 1923 wurde er volljährig, und da er kurz zuvor ein kleines Auskommen von seinem Großvater mütterlicherseits geerbt hatte, entschied Ward, nun endlich die Reise nach Europa anzutreten, die man ihm bislang verwehrt hatte. Von seinem Reiseplan sagte er bloß, dass er wegen seiner Studien viele Orte besuchen müsse, versprach seinen Eltern aber, regelmäßig und ausführlich zu schreiben. Als sie einsahen, dass sie ihn von seinem Vorhaben nicht abbringen konnten, gaben sie ihren Widerstand auf und halfen ihm nach Kräften, und im Juni schiffte der junge Mann sich nach Liverpool ein, begleitet von den Segenswünschen seiner Mutter und seines Vaters, die ihn nach Boston gebracht hatten und vom White-Star-Pier in Charlestown aus winkten, bis sein Schiff außer Sichtweite war.
    Bald erfuhren sie durch seine Briefe, dass er wohlbehalten angekommen sei und sich eine gute Unterkunft in der Great Russell Street in London besorgt habe. Dort wolle er bleiben und zunächst alle Freunde der Familie meiden, bis er die Quellen des British Museum zu bestimmten Themen erschöpft habe. Von seinem Alltag schrieb er

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