Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)
vorzügliche Tavernen. Steyget bey Mr. Bolcom in Wrentham ab, denn seyne Betten sind feyner als jene von Mr. Hatch, doch speyset bei Letztgenanntem, da seyn Koch der beßre ist. Biegt am Wasserfall von Patucket nach Providence ab und schlagt die Straße eyn, die an der Taverne von Mr. Sayles vorbeiführet. Mein Haus lieget vis-à-vis der Taverne von Mr. Epenetus Olney jenseytig der Towne Street, das erste auf der nördlichen Seite von Olney’s Court. Entfernung vom Bostoner Speicher ungefähr XLIV Meilen.
Sire, ich bin Euer alter und ergebener Freund und Diener in Almousin-Metraton.
Josephus C.
An Mr. Simon Orne,
William’s-Lane in Salem.
Merkwürdig genug, dass erst dieser Brief Ward den ersten Beleg für den genauen Standort von Curwens Heim in Providence lieferte, denn keines der bislang hinzugezogen Dokumente war in dieser Hinsicht genau gewesen. Die Entdeckung war besonders verblüffend, da die Ortsangabe darauf hinwies, dass es sich bei dem neueren Curwen-Haus, das 1761 an der Stelle des alten errichtet worden war, um ein verfallenes Gebäude handelte, das noch immer in Olney Court stand und Ward von seinen Streifzügen durch Stampers Hill her wohlbekannt war. Es lag tatsächlich nur ein paar Blöcke entfernt von seinem Elternhaus auf der höheren Ebene des Hügels und wurde zurzeit von einer Negerfamilie bewohnt, die wegen ihrer gelegentlichen Hilfsdienste beim Wäschewaschen, Hausputzen und Kaminreinigen sehr geschätzt wurde.
Dass er fern in Salem so überraschend einen Beweis für die Existenz dieses verfluchten Krähenhorstes in seiner eigenen Familiengeschichte fand, machte einen sehr starken Eindruck auf Ward, und er entschied, das Haus sofort nach seiner Heimkehr zu untersuchen. Die mystischeren Inhalte des Briefes, die ihm als eine übersteigerte Art von Symbolismus erschienen, gaben ihm Rätsel auf, obwohl er, von Neugierde gepackt, feststellte, dass es sich bei der Bibelstelle, auf die angespielt wurde – Hiob 14, 14 –, um den bekannten Vers handelte: »Wenn ein Mensch stirbt, lebt er dann wieder auf? Alle Tage meines Kriegsdienstes harrte ich, bis meine Veränderung mich erlöst.«
2
Der junge Ward kam voll freudiger Erregung nach Hause und verbrachte den folgenden Samstag mit einer langen, gründlichen Untersuchung des Hauses in Olney Court. Das nun altersmorsche Gebäude war nie ein Prachtbau gewesen, sondern ein bescheidenes zweieinhalbstöckiges Stadthaus aus Holz in der für Providence typischen kolonialen Bauweise, mit einfachem Spitzdach, einem großen Hauptkamin und geschmackvoll verziertem Eingang mit aufgefächertem Oberlicht, dreieckigem Ziergiebel und hübschen dorischen Säulen. Äußerlich hatte es nur wenig gelitten. Ward hatte das Gefühl, er betrachte etwas, das den finsteren Begebenheiten seiner Suche sehr nahestand.
Die Neger, die derzeit das Haus bewohnten, kannten ihn, und der alte Asa und seine kräftige Frau Hannah führten ihn sehr höflich durchs Haus. Hier hatte sich mehr verändert, als das Äußere vermuten ließ. Ward sah voller Bedauern, dass die Hälfte der glanzvollen Stuckverzierungen mit ihren Schnörkeln und die Zierleisten mit den eingravierten Muschelmustern verschwunden waren. Ein Großteil der feinen Wandvertäfelung und des Leistenwerks war übermalt, zerschrammt und abgemeißelt oder mit billigen Papiertapeten überklebt worden. Im Großen und Ganzen erbrachte die Besichtigung nicht so viel, wie Ward erhofft hatte, doch war es immerhin aufregend, durch die alten Mauern zu gehen, in denen sein Vorfahr, der schreckliche Joseph Curwen, gewohnt hatte. Mit einem Schaudern bemerkte er, dass von dem uralten Messingtürklopfer sehr sorgfältig ein Monogramm getilgt worden war.
Von da an bis zum Ende des Schuljahres verbrachte Ward seine Freizeit mit der Kopie von Hutchinsons Geheimschrift und der Suche nach weiteren Informationen über Curwen. Ersteres erwies sich als zähe, undankbare Aufgabe, doch bei Letzterem hatte er Erfolg und erhielt so viele Hinweise auf relevante Daten, dass er sich auf eine Reise nach New London und New York vorbereitete, um dort alte Briefe durchzusehen, die sich dort befinden sollten. Diese Reise stellte sich als sehr ergiebig heraus, entdeckte er dabei doch die Briefe der Fenners mit ihrer grausigen Beschreibung der Erstürmung der Farm in Pawtuxet und die Korrespondenz zwischen Nightingale und Talbot, aus denen er von dem Porträt erfuhr, das auf eine Wandpaneele von Curwens Bibliothek gemalt worden war. Dieses Bildnis
Weitere Kostenlose Bücher