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Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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Gedanken brach über mich herein. Es tat mir leid, das Licht ausgeknipst zu haben, doch war ich zu erschöpft, um aufzustehen und es wieder einzuschalten. Dann, nach einer langen furchtbaren Pause und eingeleitet von einem neuerlichen Knarren auf Treppe und Korridor, kam jenes sanfte, entsetzlich unmissverständliche Geräusch, das mir wie die bösartige Bestätigung all meiner Ängste erschien. Ohne den geringsten Zweifel machte sich jemand mit einem Schlüssel am Schloss der Tür zum Gang zu schaffen – vorsichtig, verstohlen, zögerlich.
    Meine Empfindungen, als ich dieses Zeichen wirklicher Gefahr wahrnahm, waren meiner vorangegangenen vagen Befürchtungen wegen vielleicht weniger heftig als erwartet. Ich war ohnehin, ohne einen bestimmten Anlass gehabt zu haben, instinktiv auf der Hut gewesen – und das gereichte mir in der neuen und wirklichen Bedrängnis zum Vorteil. Dennoch war der Wandel von einer undeutlichen Vorahnung zur unmittelbaren Bedrohung ein regelrechter Schock und traf mich mit der Macht eines Faustschlages. Mir kam überhaupt nicht der Gedanke, das Hantieren an der Tür könnte auf einer bloßen Verwechselung beruhen. Ich konnte nur an böse Absichten denken und ich blieb totenstill und wartete den nächsten Schritt des vermeintlichen Eindringlings ab.
    Nach einer Weile verstummte das vorsichtige Rütteln, und ich hörte, wie der nördlich gelegene Nebenraum mit einem Schlüssel geöffnet wurde. Dann versuchte man es sanft am Riegel der Verbindungstür zu meinem Zimmer. Der Riegel hielt natürlich, und ich hörte den Boden knarren, als der nächtliche Eindringling den Raum verließ. Einen Augenblick später vernahm ich ein weiteres sachtes Rütteln, und ich wusste, dass jemand das südliche Zimmer betreten hatte. Wieder ein verstohlener Versuch an der verriegelten Verbindungstür und wiederum ein Knarren beim Rückzug. Dieses Mal verlief das Knarren den Korridor entlang und die Treppe hinab. Ich vermutete, dass der Eindringling bemerkt hatte, dass alle Türen zu meinem Zimmer verriegelt waren, und seinen Versuch für einen kürzeren oder längeren Zeitraum, was sich noch zeigen würde, aufgegeben hatte.
    Die Hast, mit der ich einen Handlungsplan ersonn, beweist, dass ich schon seit Stunden unterbewusst eine Bedrohung befürchtet und mögliche Fluchtwege in Betracht gezogen haben musste. Von vornherein war mir klar, dass der unsichtbare Störenfried eine Gefahr darstellte, dass ich ihm nicht in die Quere kommen durfte, sondern so rasch als möglich fliehen musste. Das Einzige, was mir zu tun übrig blieb, war, so schnell ich konnte lebend aus diesem Hotel hinauszukommen, und zwar über einen anderen Weg als über die vordere Treppe und die Empfangshalle.
    Ich stand leise auf und suchte mit meiner Taschenlampe nach dem Lichtschalter, um die Glühbirne über meinem Bett anzuschalten und einige Habseligkeiten für eine rasche Flucht ohne Koffer einzustecken. Nichts geschah – der Strom war abgestellt worden! Eindeutig hatte man hier etwas Übles vor – nur was, das vermochte ich nicht zu sagen. Als ich noch mit der Hand an dem nun zwecklosen Lichtschalter dastand und überlegte, hörte ich ein gedämpftes Knarren im Stockwerk unter mir, und ich glaubte, flüsternde Stimmen im Gespräch zu vernehmen. Einen Augenblick später war ich mir nicht mehr so sicher, ob es sich bei den tieferen Geräuschen um Stimmen handelte, da das offenkundig heisere Gequake und das silbenreiche Krächzen so wenig Ähnlichkeit mit bekannten menschlichen Sprachen aufwiesen. Wieder dachte ich an das, was der Fabrikinspektor des Nachts in diesem vermodernden und verpesteten Gemäuer gehört hatte.
    Nachdem ich mithilfe der Taschenlampe ein paar meiner Habseligkeiten gefunden und in die Taschen gesteckt hatte, setzte ich meinen Hut auf und ging auf Zehenspitzen ans Fenster, um meine Chancen eines Abstieges einzuschätzen. Ungeachtet der staatlichen Sicherheitsvorschriften gab es auf dieser Seite des Hotels keine Feuerleiter, und ich sah, dass die Fenster nur einen Sturz von drei Stockwerken auf den gepflasterten Hof zuließen. Zur Rechten und Linken des Hotels schlossen sich allerdings einige alte Wirtschaftsgebäude aus Ziegel an, deren schräge Dächer vom vierten Stock durchaus im Sprung zu erreichen waren. Um auf eine dieser Gebäudereihen zu gelangen, hätte ich mich in einem zwei Türen weiter gelegenen Raum befinden müssen – im Norden oder im Süden –, und ich schätzte sogleich meine Chancen ein, in eines

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