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Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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dieser Zimmer zu gelangen.
    Ich konnte es nicht riskieren, hinaus auf den Korridor zu treten, wo man meine Schritte sicherlich hören würde und wo die Schwierigkeiten, in eines der Nebenzimmer zu gelangen, unüberwindlich wären. Falls ich es überhaupt schaffen konnte, dann musste ich versuchen, durch die weniger stabilen Verbindungstüren zwischen den Zimmern zu kommen, deren Riegel ich unter Zuhilfenahme meiner Schulter als Rammbock aufbrechen würde, sollten sie versperrt sein. Dies, so glaubte ich, könnte angesichts der baufälligen Natur des Hauses und seiner Einrichtungen durchaus gelingen; doch mir wurde bewusst, dass das nicht geräuschlos vonstatten gehen würde. Ich musste allein auf meine Schnelligkeit und auf die Möglichkeit zählen, durch eines der Fenster zu entkommen, ehe die feindliche Macht sich so weit gesammelt hatte, um die richtige Tür zu mir mit dem Schlüssel zu öffnen. Meine eigene Außentür verstärkte ich, indem ich den Sekretär davorschob – ganz behutsam, um so wenig Lärm wie möglich zu erzeugen.
    Ich erkannte, dass meine Aussichten äußerst gering waren, und war vollauf auf jedes Unheil vorbereitet. Selbst wenn ich auf ein anderes Dach gelangen sollte, war damit das Problem nicht gelöst, denn dann stünde noch die Aufgabe vor mir, den Boden zu erreichen und aus der Stadt zu entkommen. Ein Umstand zu meinen Gunsten war der verlassene und verfallene Zustand der angrenzenden Gebäude und die vielen Dachfenster, die sich in jeder Hausreihe wie schwarze Münder öffneten.
    Nachdem ich der Karte des jungen Lebensmittelverkäufers entnommen hatte, dass der beste Weg aus der Stadt südwärts verlief, nahm ich zuerst die Verbindungstür auf der südlichen Seite des Zimmers in Augenschein. Sie war so entworfen, dass sie sich in meine Richtung öffnete, und nachdem ich bemerkt hatte, dass sie auch von der andern Seite verriegelt war, erkannte ich, dass sie sich schlecht eignete, um sie mit Gewalt zu öffnen. Da ich sie demgemäß als Fluchtroute aufgab, rückte ich behutsam das Bettgestell davor, um einen Angriff zu erschweren, der später vom Nebenzimmer aus erfolgen könnte. Die nördliche Tür war so angebracht, dass sie sich in das andere Zimmer öffnete, und obgleich ein Versuch bewies, dass auch sie von der anderen Seite versperrt oder verriegelt war, wusste ich, dass dies mein Fluchtweg sein musste. Sollte ich die Dächer der Gebäude in der Paine Street erreichen und glücklich auf den Erdboden gelangen, so könnte ich vielleicht durch den Hof und die angrenzenden oder gegenüberliegenden Gebäude auf die Washington oder Bates Street hinauslaufen – oder aber in der Paine Street herauskommen und in südlicher Richtung in die Washington Street schleichen. In jedem Falle war es mein Ziel, irgendwie in die Washington Street zu gelangen und schnellstens aus der Gegend des Marktplatzes zu verschwinden. Besonders war die Paine Street zu meiden, da die dortige Feuerwache vielleicht die ganze Nacht geöffnet war.
    Als ich über diese Dinge nachdachte, blickte ich hinaus über das schmutzige Meer vermodernder Dächer unter mir, die nun von den Strahlen eines Mondes erhellt wurden, der gerade erst wieder im Abnehmen begriffen war. Zur Rechten durchschnitt die schwarze Furche des Flusstales das Panorama, an dessen Ufern verlassene Fabriken und der Bahnhof wie Kletten klebten. Dahinter verliefen die rostigen Eisenbahngleise und die Straße nach Rowley durch ein flaches sumpfiges Gebiet, das von kleineren trockenen Hügeln voller Gestrüpp unterbrochen war. Zur Linken lag das von kleinen Bächen durchzogene Land näher, und die schmale Straße nach Ipswich schimmerte weiß im Mondschein. Die südliche Route nach Arkham, die ich einzuschlagen gedachte, konnte ich von dieser Seite des Hotels aus nicht sehen.
    Unschlüssig spekulierte ich darüber, wann ich am besten die nach Norden gelegene Tür in Angriff nehmen sollte und wie mir das am leisesten gelingen sollte, als ich bemerkte, dass die undeutlichen Geräusche unter mir von einem neuerlichen und schwereren Knarren auf der Treppe abgelöst worden waren. Ein flackernder Lichtschimmer war durch das Oberlicht meiner Tür zu erkennen und die Dielen des Korridors stöhnten unter einer schweren Last. Gedämpfte Geräusche, womöglich Stimmen, näherten sich, und schließlich klopfte es fest an meiner Außentür.
    Einen Augenblick lang hielt ich einfach den Atem an und wartete ab. Ewigkeiten schienen zu verstreichen und der widerliche

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