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Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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gelegentlich gesehen, wie er mit Asenaths bulligem Packard aus der alten Einfahrt von Crowninshield herausraste. Er steuerte das Fahrzeug sehr gekonnt und meisterte komplizierte Verkehrslagen mit einem Geschick und einer Entschlossenheit, die für ihn völlig untypisch waren. Dies wurde mehrmals beobachtet, als er sich wohl gerade auf eine Reise begab oder von einer Reise zurückkehrte – wohin oder woher, das konnte niemand erraten, obgleich er meist die Straße in Richtung Innsmouth nahm.
    Seltsamerweise gefiel den Leuten seine Veränderung überhaupt nicht – sie sagten, er sähe in jenen Momenten allzu sehr wie seine Frau oder sogar wie der alte Ephraim Waite selbst aus; vielleicht fiel es ihnen aber auch nur so stark auf, weil es selten geschah. Manchmal kehrte er nach einigen Stunden von einer solchen Fahrt zurück und saß matt auf dem Rücksitz des Wagens, während ein offensichtlich angeheuerter Chauffeur oder Mechaniker statt seiner am Steuer saß. Zudem vermittelte er, wenn man ihn auf der Straße traf, seine von früher gewohnte Unsicherheit, seine verweichlichte Kindlichkeit fiel sogar stärker auf als je zuvor. Während Asenaths Gesicht alterte, schlich sich in das von Edward irgendwie eine auffällige Frische – abgesehen von jenen erwähnten Momenten, wenn darin eine Spur der neuen Traurigkeit oder des neuen Begreifens aufzuckte. Es war wirklich sehr verwirrend. Unterdessen zogen sich die Derbys fast vollständig aus dem feucht-fröhlichen Universitätszirkel zurück – das ging nicht von ihnen aus, wie man hörte, sondern geschah, weil sogar die abgebrühtesten unter den wilden Studenten von ihren aktuellen Studien schockiert waren.
    Als sie drei Jahre verheiratet waren, gestand Edward mir gegenüber erstmals offen eine gewisse Furcht und Unzufriedenheit ein. Er ließ Bemerkungen fallen über Dinge, die »zu weit« gingen, und sprach in Andeutungen von der Notwendigkeit, seine »eigene Identität zu erlangen«. Zuerst ignorierte ich solche Aussagen, aber nach einiger Zeit, als ich mich daran erinnerte, was die Tochter meines Freundes über Asenaths hypnotischen Einfluss auf die anderen Schulmädchen gesagt hatte – dass sie geglaubt hatten, sich in Asenaths Körper zu befinden und sich selbst anzublicken –, stellte ich ihm doch einige behutsame Fragen. Diese Fragen schienen in ihm sowohl Angst als auch Dankbarkeit auszulösen, und einmal murmelte er etwas darüber, mit mir ernsthaft reden zu müssen.
    Zu dieser Zeit verstarb der alte Mr. Derby, wofür ich im Nachhinein sehr dankbar war. Edward war zwar tief bekümmert, aber gefasst. Seit der Vermählung hatte er seinen Vater erstaunlich selten gesehen, da Asenath seinen starken Familiensinn ganz vereinnahmt hatte. Manche fanden, er sei angesichts des Trauerfalles gefühllos – besonders, da er immer öfter jene kühnen Spritztouren mit dem Automobil unternahm. Edward wollte nun in den alten Familiensitz übersiedeln, doch Asenath bestand darauf, im Crowninshield-Haus zu bleiben, denn sie hatte sich dort gut eingelebt.
    Nicht lange hiernach hörte meine Frau von einer Freundin, die zu den wenigen zählte, die sich nicht von den Derbys abgewandt hatten, etwas Sonderbares: Sie sei die High Street hinabgewandert, um das Paar zu besuchen, und habe einen Wagen forsch aus der Einfahrt schießen sehen, mit Edwards selbstbewusstem und fast höhnischem Gesicht hinterm Steuer. Als sie an der Tür klingelte, erfuhr sie von dem missgestalteten Dienstmädchen, dass auch Asenath ausgegangen sei. Beim Fortgehen habe sie zufällig noch mal aufs Haus geblickt und ein sich rasch zurückziehendes Gesicht an einem der Fenster von Edwards Bibliothek erkannt – ein Gesicht, dessen Ausdruck der Qual, Niederlage und erbärmlichen Hoffnungslosigkeit unbeschreiblich ergreifend gewesen sei.
    Es war absolut unglaublich, vor allem angesichts ihres sonst so herrischen Benehmens, doch es war das Gesicht von Asenath. Die Frau schwor, dass in jener Sekunde die traurigen, verwirrten Augen des armen Edward aus diesem Gesicht geblickt hätten.
    Edwards Besuche erfolgten nun wieder etwas häufiger und gelegentlich wurden seine Andeutungen konkreter. Was er berichtete, war jedoch völlig unglaublich, selbst im jahrhundertealten, legendendurchgeisterten Arkham – er äußerte seine finsteren Erkenntnisse aber mit solcher Aufrichtigkeit und Bestimmtheit, dass man um seine Vernunft fürchten musste. Er sprach von schrecklichen Treffen an einsamen Orten, von gigantischen Ruinen im

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