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Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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beruhigen, doch endlich wurde er still.
    Am nächsten Tag besorgte ich ihm im Dorf anständige Kleidung und machte mich mit ihm auf den Weg nach Arkham. Seine hysterische Wut war vergangen, und er wollte schweigen, doch als wir durch Augusta fuhren, murmelte er unverständlich etwas vor sich hin – als löste der Anblick einer Stadt unangenehme Erinnerungen aus. Es war klar, dass er nicht nach Hause fahren wollte; und angesichts der überzogenen Wahnvorstellungen, die er bezüglich seiner Frau zu haben schien – Wahnvorstellungen, die zweifelsohne einer hypnotischen Belastung entsprangen, der er ausgeliefert gewesen war –, hielt ich das auch für das Beste. Ich entschied, ihn eine Zeit lang bei mir aufzunehmen; egal, welchen Ärger mir dies mit Asenath einbringen mochte. Später würde ich ihm dabei helfen, die Scheidung durchzusetzen, denn ganz gewiss gab es mentale Faktoren, die diese Ehe für ihn selbstzerstörerisch gestalteten. Als wir wieder aufs offene Land gelangten, ließ Derbys Gemurmel nach, und ich ließ ihn auf dem Beifahrersitz einnicken und dösen, während ich fuhr.
    Während unserer eiligen Fahrt durch Portland im Sonnenuntergang begann er wieder zu murmeln, deutlicher als zuvor, und ich hörte sein völlig irres Geschwätz über Asenath. Es war offensichtlich, dass sie Edwards Nerven außerordentlich zugesetzt hatte, denn er hatte ein ganzes Netz an Halluzinationen um sie herum gesponnen. Seine derzeitige missliche Lage, murmelte er leise, sei nur eine in einer langen Kette. Sie ergreife Besitz von ihm, und er wisse, dass sie eines Tages nie wieder loslassen würde. Selbst jetzt ließ sie ihn vermutlich nur dann frei, wenn es sein musste, da sie nicht lange durchhielt. Sie bemächtige sich immer wieder seines Körpers und reise darin zu unbeschreiblichen Orten, um unbeschreiblichen Riten beizuwohnen. Ihn ließe sie in ihrem Körper zurück, eingesperrt im Obergeschoss – manchmal aber könne sie nicht durchhalten, und dann fand er sich plötzlich in seinem eigenen Körper wieder, meist an irgendeinem entlegenen, grauenhaften, unbekannten Ort. Manchmal könne sie dann wieder von ihm Besitz ergreifen, manchmal gelang es ihr aber nicht, und dann blieb er irgendwo zurück, wie an dem Ort, wo ich ihn gefunden hatte – immer wieder musste er sich aus fürchterlichen Entfernungen auf den Heimweg machen, sobald er den Wagen gefunden hatte und jemanden, der ihn fuhr.
    Das Schlimmste sei, dass sie sich immer länger in seinem Körper halten könne. Sie wolle ein Mann sein – ein vollendeter Mensch –, und das sei der Grund, weshalb sie von ihm Besitz ergreife. Sie habe in ihm die Mischung aus starkem Gehirn und schwachem Willen gespürt. Eines Tages würde sie ihn ganz verdrängen und mit seinem Körper verschwinden – verschwinden, um ein großer Magier wie ihr Vater zu werden. Ihn aber würde sie zurücklassen in dieser weiblichen Hülle, die nicht einmal ganz menschlich sei. Ja, er wisse nun um das Innsmouth-Blut. Es hatte einen Tausch mit Wesen aus dem Meer gegeben – es sei schrecklich … Und der alte Ephraim – der habe das Geheimnis gekannt, und als er immer älter wurde, habe er etwas Scheußliches getan, um sich am Leben zu halten – er wollte für immer leben – Asenath würde es vollbringen – eine erfolgreiche Demonstration hatte ja bereits stattgefunden.
    Während Derby weitermurmelte, sah ich ihn jetzt genauer an – tatsächlich, mein Eindruck, dass er sich veränderte, bestätigte sich. Paradoxerweise sah er besser aus als bisher – härter, normaler entwickelt und ohne jede Spur der kränklichen Weichheit, die sein träger Lebensablauf sonst hervorrief. Es war, als sei er zum ersten Male in seinem behüteten Leben wirklich wach und erwachsen, und ich schlussfolgerte, dass Asenaths Macht in ihn hineingeschossen war und ihn ungeahnt rege und aufnahmefähig machte. Doch schon war sein Geist wieder in diesem erbarmenswürdigen Zustand, denn er flüsterte wilde Verrücktheiten über seine Frau, über schwarze Magie, über den alten Ephraim und über irgendeine Erklärung, die selbst mich überzeugen würde. Er wiederholte Namen, die ich aus verbotenen Büchern kannte, in denen ich einst geblättert hatte, und ich erschauderte mehrmals, weil doch ein gewisser unwahrscheinlicher roter Faden durch sein Gefasel verlief. Wieder und wieder hielt er inne, als sammle er Mut für eine allerletzte entsetzliche Enthüllung.
    »Dan, Dan, erinnerst du dich denn nicht an ihn – mit den wilden

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