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Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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obgleich ich anscheinend darauf achtgab, diese Fähigkeit so selten wie möglich auszuüben.
    Andere hässliche Berichte beziehen sich auf meine innige Vertrautheit mit den Führern okkultistischer Gruppen und mit Gelehrten, die im Verdacht standen, mit namenlosen, scheußlichen, archaischen Sekten zu kommunizieren. Diese Gerüchte wurden zu jener Zeit zwar nicht bestätigt, erhielten aber zweifellos Nahrung durch die bekannte Richtung meiner Lektüre – denn man kann nicht unter völliger Geheimhaltung seltene Bücher in Bibliotheken konsultieren.
    Es gibt triftige Beweise – und zwar in Gestalt schriftlicher Anmerkungen –, dass ich folgende Werke genauestens durcharbeitete: die Cultes des Goules des Comte d’Erlette, Ludvig Prinns De Vermis Mysteriis, von Junzts Unaussprechliche Kulte, die verbliebenen Fragmente des rätselhaften Buchs Eibon und das gefürchtete Necronomicon des verrückten Arabers Abdul Alhazred. Außerdem ist nicht zu leugnen, dass ungefähr zur Zeit meiner sonderbaren Wandlung eine neue bösartige Welle an Aktivitäten von Untergrundsekten einsetzte.
    Im Sommer 1913 zeigte ich immer häufiger Anzeichen von Langeweile und nachlassendem Interesse, und verschiedenen Bekannten gegenüber deutete ich an, man könne bald eine Wandlung in mir erwarten. Ich sprach von zurückkehrenden Erinnerungen an mein früheres Leben – allerdings zweifelten die meisten meiner Zuhörer an meiner Aufrichtigkeit, waren doch alle von mir berichteten Erinnerungen so alltäglicher Natur, dass ich sie auch aus meinen alten Privatunterlagen erfahren haben konnte.
    Ungefähr Mitte August kehrte ich nach Arkham zurück und zog wieder in mein seit langer Zeit leer stehendes Haus in der Crane Street. Dort installierte ich einen überaus sonderbaren mechanischen Apparat, der Stück für Stück von verschiedenen Herstellern wissenschaftlicher Geräte aus Europa und Amerika erbaut worden war und vor den Blicken aller Personen abgeschirmt wurde, die intelligent genug gewesen wären, um das Ding zu durchschauen.
    Diejenigen, die es gesehen haben – ein Arbeiter, ein Dienstbote und die neue Haushälterin –, beschreiben es als merkwürdiges Konstrukt aus Stäben, Rädern und Spiegeln, das allerdings bloß sechzig Zentimeter hoch, dreißig Zentimeter breit und dreißig Zentimeter tief war. Der mittlere Spiegel war kreisförmig und nach außen gewölbt. Diese Angaben wurden von den Herstellern der Einzelteile bestätigt, die ich noch aufzufinden vermochte.
    Am Freitagabend, dem 26. September, entließ ich die Haushälterin und das Dienstmädchen bis zum nächsten Mittag. Bis spät in die Nacht brannten die Lichter im Haus und ein schlanker, dunkler, merkwürdig fremd aussehender Mann kam in einem Automobil zu Besuch.
    Ungefähr um ein Uhr nachts sah man das Haus zuletzt erleuchtet. Um Viertel nach zwei passierte ein Streifenpolizist das nun dunkle Haus, doch der Wagen des Fremden stand noch davor. Gegen vier Uhr war das Automobil dann verschwunden.
    Um sechs Uhr morgens erhielt Dr. Wilson einen Anruf; eine leise ausländische Stimme bat ihn, mein Haus aufzusuchen und mich aus einer eigenartigen Ohnmacht zu wecken. Dieser Anruf – ein Ferngespräch – wurde später zu einer Telefonzelle am Bostoner Nordbahnhof zurückverfolgt, aber von dem schlanken Ausländer fand sich weiter keine Spur.
    Als der Arzt mein Haus erreichte, fand er mich bewusstlos im Wohnzimmer – in einem Lehnstuhl, vor den ein Tisch gestellt worden war. Auf der lackierten Tischplatte fanden sich Kratzer, wo irgendein schwerer Gegenstand gestanden hatte. Die sonderbare Maschine war verschwunden, man hörte auch nie wieder etwas von ihr. Zweifellos hatte der dunkle, schlanke Ausländer sie mitgenommen.
    Im Kamin der Bibliothek fand sich eine große Menge Asche – offensichtlich alles, was das Feuer von jedem einzelnen Stück Papier übrig gelassen hatte, auf das ich seit meinem Gedächtnisverlust etwas geschrieben hatte. Dr. Wilson beunruhigte meine Atmung, doch nach einer Injektion stabilisierte sie sich.
    Am 27. September um 11.15 Uhr fing ich an, mich ruckartig zu bewegen, und mein bis dahin maskenhaftes Gesicht zeigte einen Ausdruck, der laut Dr. Wilson nicht zu meiner Sekundärpersönlichkeit, sondern vielmehr zu meinem normalen Ich zu gehören schien. Gegen 11.30 Uhr murmelte ich einige sehr merkwürdige Silben – Silben, die zu keiner bekannten Sprache der Menschheit zu gehören schienen. Auch schien ich mit etwas zu ringen. Kurz nach Mittag – die

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