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Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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Erdoberfläche arbeiten zu können, wurde es notwendig, einige der gestaltlosen und kälteunempfindlichen Schoggothen an das Landdasein anzupassen – etwas, wovor die Großen Alten früher stets zurückgeschreckt waren. Im großen Fluss lebten jetzt keine Tiere mehr und das obere Meer hatte die meisten seiner Bewohner verloren, außer Wale und Seehunde. Auch alle Vögel waren fortgezogen, bis auf die großen, grotesken Pinguine.
    Was danach geschah, können wir nur vermuten. Wie lange hat die neue Höhlenstadt in der Tiefe überlebt? Ist sie noch immer dort unten, ein steinerner Leichnam inmitten ewiger Schwärze? Sind die unterirdischen Wassermassen schließlich gefroren? Welchem Schicksal fielen die Städte in den übrigen Ozeanen anheim? Sind einige der Großen Alten vor der kriechenden Eiskappe nach Norden geflohen? Die Geologie hat bis heute jedenfalls keine Spuren ihres Daseins gefunden. Waren die furchtbaren Mi-Go im Norden noch immer eine Bedrohung? Kann man denn sicher sein, dass in der Lichtlosigkeit und den unauslotbaren Tiefen unserer Gewässer nicht bis zum heutigen Tage noch unbekanntes Leben lauert? Diese Kreaturen konnten scheinbar dem stärksten Druck standhalten – und Seeleute haben oft seltsame Objekte aus dem Meer gefischt. Und ist die Mörderwal-Theorie wirklich glaubhaft, um die üblen und geheimnisvollen Narben an antarktischen Seehunden zu erklären, die Borchgrevingk vor einer Generation beobachtet hat?
    Die Exemplare dieser Wesen, die der arme Lake entdeckt hatte, spielten bei derlei Überlegungen keine Rolle, denn ihre geologische Umgebung bewies, dass sie zu einem sehr frühen Zeitpunkt in der Geschichte der oberen Stadt gelebt haben mussten. Nach ihrem Fundort zu urteilen, waren sie gewiss mehr als dreißig Millionen Jahre alt, und wir nahmen an, dass zu ihrer Zeit die unterseeische Höhlenstadt, ja sogar die Höhle selbst, noch gar nicht existiert hatte. Sie hatten eine ältere Szenerie erlebt, mit einer allgegenwärtigen, saftigen tertiären Pflanzenwelt, einer jüngeren Landstadt, in der die Künste noch in Blüte standen, und einem großen Fluss, der zu Füßen der mächtigen Berge einem fantastischen tropischen Ozean entgegenströmte.
    Und doch ließen sich die Gedanken an sie nicht verdrängen – vor allem an die acht komplett erhaltenen Exemplare, die aus Lakes grausam verwüstetem Lager verschwunden waren. Dieser ganzen Angelegenheit haftete etwas Verzerrtes an – all die Seltsamkeiten, die wir so krampfhaft als die Wahnsinnstaten von jemandem hatten hinstellen wollen – die grässlichen Gräber – Menge und Art der fehlenden Gegenstände – Gedney – die unirdische Widerstandsfähigkeit jener Scheusale und die unglaubliche Überlebenskraft, die dieser Rasse von den Reliefs zugeschrieben wurde … Danforth und ich hatten in den vergangenen Stunden eine Menge gesehen und waren nun bereit, an viele entsetzliche und unbegreifbare Geheimnisse der urzeitlichen Natur zu glauben – und darüber Schweigen zu bewahren.
    IX
    Ich sagte bereits, dass die Betrachtung der letzten Reliefdarstellungen uns zur unmittelbaren Änderung unserer Pläne bewog. Dies lag natürlich an den in den Fels getriebenen Wegen, die hinab in die schwarze unterirdische Welt führten und deren Vorhandensein uns bisher unbekannt gewesen war – nun wollten wir sie uns unbedingt ansehen. Aus dem eindeutigen Maßstab der Bilder schlossen wir, dass nach einem steilen Abstieg durch einen naheliegenden, ungefähr eineinhalb Kilometer langen Tunnel, der Rand der schwindelerregenden, sonnenlosen Klippen über dem großen Abgrund erreicht werden konnte. An deren Flanken mussten weitere Pfade, von den Großen Alten gebaut, zum steinigen Ufer des verborgenen, nachtschwarzen Ozeans hinabführen. Diesen unwahrscheinlichen Abgrund mit eigenen Augen zu sehen, bedeutete eine Verlockung, die sich nun als unwiderstehlich erwies – doch wir mussten unverzüglich mit der Suche beginnen, wollten wir ihn noch in den Verlauf dieser Erkundung einbeziehen.
    Inzwischen war es 20.00 Uhr, und wir besaßen nicht genug Ersatzbatterien, um unsere Taschenlampen ewig weiterbrennen zu lassen. Wir hatten unterhalb der Eisdecke so viel Zeit mit Untersuchungen und Aufzeichnungen verbracht, dass die Lampen mindestens fünf Stunden lang ständig beansprucht worden waren und allenfalls noch weitere vier überdauerten – wenn wir vielleicht auch noch eine Sicherheitsreserve einsparen konnten, indem wir nur eine der beiden Lampen einschalten,

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