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Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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dem Boden eine gebrauchte Lampenbatterie, und daraus schlossen wir, dass kurz vor uns auch die anderen diese Darstellungen gesehen hatten.
    Da wir es uns nicht leisten konnten, längere Zeit mit einer genaueren Betrachtung zu vergeuden, setzten wir unseren Weg bereits nach einem flüchtigen Überblick fort. Aber wir leuchteten jetzt die Wände häufig ab, um festzustellen, ob es noch weitere Veränderungen in den Ausschmückungen gab, doch wir sahen nichts dergleichen – wegen der zahlreichen Unterbrechungen durch Seitengänge kamen allerdings nur sehr wenige Reliefs vor.
    Wir sahen und hörten jetzt kaum noch Pinguine, glaubten jedoch, unendlich weit entfernt irgendwo aus dem Innern der Erde einen Chor ihrer Stimmen zu vernehmen. Der neue und unerklärliche Gestank war ekelerregend scharf und überlagerte völlig den anderen unbeschreiblichen Geruch. Vor uns zeugten sichtbare Dunstschwaden von wachsenden Temperaturunterschieden und der relativen Nähe der sonnenlosen Meeresklippen des großen Abgrunds.
    Und dann, vollkommen unvermittelt, sahen wir einige Hindernisse vor uns auf dem glatt geschliffenen Boden liegen – Hindernisse, die ganz gewiss keine Pinguine waren. Sie bewegten sich nicht und wir schalteten unsere zweite Taschenlampe ein.
    XI
    Wieder bin ich an einen Punkt gelangt, an dem es mir sehr schwerfällt, weiter zu erzählen. Ich sollte inzwischen abgehärtet sein, doch es gibt Erlebnisse, die zu tiefe Wunden verursachen, um je eine Heilung zu gestatten. Solche Erlebnisse lassen jedoch eine gesteigerte Empfindsamkeit zurück, sodass in der Erinnerung alles ursprüngliche Grauen immer wieder zum Leben erwacht.
    Wie gesagt, sahen wir einige Hindernisse auf dem glatt polierten Boden vor uns, und ich darf hinzufügen, dass uns beinahe gleichzeitig ein Schwall jenes seltsamen, vordringlichen Geruchs in die Nasen drang, der sich jetzt ganz unverkennbar mit dem außerordentlichen Gestank jener anderen vermengte, die hier vor uns gegangen waren. Der Lichtstrahl der Taschenlampen erlaubte keinen Zweifel daran, worum es sich bei den Gebilden vor uns handelte, und wir trauten uns nur näher an sie heran, weil wir sofort erkannten, dass sie keine Bedrohung darstellten, ebenso wenig wie die sechs verwandten Exemplare, die unter den sternförmigen Hügeln im Lager des armen Lake begraben worden waren.
    Ihnen fehlten ebenfalls einige Gliedmaßen, genauso wie den meisten von denen, die wir ausgegraben hatten – doch die dickflüssige dunkelgrüne Lache, die sich um sie herum ausbreitete, zeigte sehr deutlich, dass ihre Wunden bei Weitem nicht so alt waren. Es waren wohl nur vier von ihnen, doch durch Lakes Berichte hatten wir vermutet, dass zu dem uns vorausgehenden Trupp mindestens acht gehörten. Sie in diesem Zustand vorzufinden, kam vollkommen unerwartet. Welch ungeheurer Kampf mochte hier unten in der Finsternis stattgefunden haben?
    Pinguine, die als Gruppe angegriffen werden, setzen sich mit ihren Schnäbeln wütend zur Wehr, und von fern drang nun unmissverständlich der Lärm einer Brutstätte an unsere Ohren. Hatten die anderen einen solchen Brutplatz gestört und sich dadurch einer mörderischen Hatz ausgesetzt? Die Körper auf dem Boden vor uns boten dafür keine Anzeichen und Pinguinschnäbel hätten dem zähen Gewebe, das Lake seziert hatte, nicht derart schreckliche Verletzungen zufügen können, wie wir sie beim Näherkommen ausmachten. Ganz davon abgesehen schienen die riesigen blinden Vögel, die wir gesehen hatten, ausgesprochen friedfertig zu sein.
    War also unter jenen anderen ein Kampf entbrannt? War dies das Werk der fehlenden vier? Falls ja, wo waren sie nun? Hielten sie sich noch in der Nähe auf und stellten eine direkte Gefahr für uns dar? Wir spähten besorgt in einige der glattbödigen Seitengänge hinein, während wir zögernd und zugegeben widerstrebend weitergingen.
    Welcher Kampf auch immer hier stattgefunden hatte, er war zweifellos der Auslöser, der die Pinguine so aufgescheucht hatte, dass sie durch die Gänge geflohen waren. Er musste also nahe der schwach zu hörenden Brutkolonie in dem unermesslichen, fernen Abgrund begonnen haben, da nichts darauf hinwies, dass hier normalerweise irgendwelche dieser Vögel lebten.
    Vielleicht war es zu einem schrecklichen Rückzugsgefecht gekommen und die schwächere Gruppe hatte versucht, zurück zu den versteckten Schlitten zu fliehen, als ihre Verfolger sie zur Strecke brachten. Man konnte sich diese Schlacht zwischen unsagbar monströsen

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