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Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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Wesen förmlich vorstellen, wie sie aus dem schwarzen Abgrund hervorwogten und dabei eine gewaltige Gischt aus rasenden, kreischenden, trippelnden Pinguinen vor sich her schäumten.
    Ich sagte, dass wir uns diesen hingestreckten und zerstückelten Kreaturen langsam und widerstrebend näherten. Wollte der Himmel, wir hätten uns ihnen überhaupt nicht genähert, sondern wären Hals über Kopf zurückgerannt, raus aus diesem blasphemischen Tunnel mit dem verschmierten glatten Boden und den entarteten Bildern, die die ursprünglichen Wandreliefs, an deren Stelle sie eingehauen worden sind, nur nachäfften und verhöhnten – zurückgerannt, bevor wir sahen, was wir dann sahen, und bevor sich etwas in unseren Verstand brannte, das uns niemals wieder unbeschwert atmen lassen wird!
    Wir richteten das Licht beider Taschenlampen auf die daliegenden Wesen und erkannten schnell, worin das gemeinsame Hauptmerkmal ihrer Unvollständigkeit bestand. Zerbissen, zerquetscht, entstellt und zerfetzt wie sie waren, bestand doch die schlimmste Verstümmelung in der vollständigen Enthauptung – jedem der vier fehlte der tentakelbesetzte, seesternförmige Kopf.
    Als wir näher herankamen, sahen wir, dass die Enthauptung eher durch ein höllisches Reißen oder Saugen vollzogen worden war, als durch irgendeine herkömmliche Art der Abtrennung. Ihr ekeliger dunkelgrüner Lebenssaft breitete sich zu einer großen Lache aus, doch sein Gestank wurde von dem neueren, stärkeren Geruch überlagert, der hier durchdringender herrschte als an irgendeinem anderen Punkt unseres bisherigen Weges.
    Erst als wir ganz dicht vor den getöteten Kreaturen standen, erkannten wir die Quelle dieses zweiten, unerklärlichen Gestanks – und in diesem Moment schrie Danforth grauenvoll gequält auf, denn er erinnerte sich jetzt an einige überaus eindringliche Darstellungen aus der Geschichte der Großen Alten in der permischen Epoche vor hundertfünfzig Millionen Jahren, und sein Schrei gellte hysterisch durch den gewölbten und uralten Tunnelgang mit den überarbeiteten gottlosen Steinmetzarbeiten.
    Ich stand kurz davor, in seinen Schrei einzustimmen, denn auch ich hatte die vorzeitlichen Reliefs gesehen und schaudernd das Geschick bewundert, mit dem der unbekannte Künstler jene abscheuliche Schleimschicht wiedergegeben hatte, mit der einige der verstümmelt daliegenden Großen Alten bedeckt worden waren – die Überreste jener Hingeschlachteten, denen im großen Unterwerfungskrieg von den fürchterlichen Schoggothen auf unverkennbare Manier grausig die Köpfe abgesaugt worden waren. Es waren schändliche, albtraumartige Darstellungen, auch wenn sie von uralten, längst vergangenen Dingen berichteten, denn die Schoggothen und ihre Taten sollten nie von Menschen erblickt werden, noch sollten sie irgendwelche anderen Geschöpfe darstellen. Der wahnsinnige Verfasser des Necronomicon hat furchtsam versucht, glaubhaft zu machen, kein Schoggothe sei auf diesem Planeten gezüchtet worden und nur drogenbenebelte Träumer hätten sie fantasiert.
    Ungeformtes Protoplasma mit der Fähigkeit, alle Formen und Organe und Glieder nachzuäffen und zu imitieren – klebrige Ballen von blubberndem Zellgewebe – quabblige Sphäroide, mehr als vier Meter groß, grenzenlos nachgiebig und dehnbar – Sklaven hypnotischer Befehle, Erbauer von Städten – immer aufmüpfiger, immer intelligenter, immer amphibischer, immer besser zur Nachbildung fähig! Großer Gott! Welcher Irrsinn hatte die blasphemischen Großen Alten bewogen, sich solcher Wesen zu bedienen, sie sogar in Stein zu verewigen?
    Und jetzt, als Danforth und ich den frisch glitzernden, schillernd-spiegelnden schwarzen Schleim sahen, der dick an diesen kopflosen Leibern haftete und geradezu obszön jenen neuen, unbekannten Gestank verströmte, dessen Herkunft nur eine kranke Fantasie sich auszumalen vermag … an jenen Leibern haftete und einen Abschnitt der verfluchten neu gestalteten Tunnelwand als ein gekleckstes Muster sprenkelte … da kosteten wir die Essenz kosmischer Furcht bis zur tiefsten Neige.
    Ich meine nicht etwa die Furcht vor den vier anderen – wir waren uns sicher, dass sie niemandem mehr etwas zuleide taten. Diese armen Teufel! Im Grunde waren sie nicht böse gewesen. Sie waren die Menschen eines anderen Zeitalters und einer anderen Seinsordnung. Die Natur hatte ihnen einen teuflischen Streich gespielt – so wie sie es noch mit weiteren von ihnen tun wird, die menschliche Verrücktheit,

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