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Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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Gefühllosigkeit oder Grausamkeit bald in dieser grässlichen toten oder schlafenden Polarwüste ans Licht zerren wird – und so endete ihre tragische Heimkehr. Sie waren überhaupt nicht primitiv gewesen – denn was hatten sie schon verbrochen?
    Ein grauenvolles Erwachen in der Kälte einer unbekannten Epoche … vielleicht ein Angriff der pelzigen, wie rasend bellenden Vierfüßer, eine benommene Verteidigung gegen diese Tiere und gegen die nicht weniger rasenden weißen Affenwesen mit ihren sonderbaren Umhüllungen und Apparaturen … armer Lake, armer Gedney … und arme Große Alte!
    Wissenschaftler bis zuletzt – was haben sie getan, das wir an ihrer Stelle nicht genauso getan hätten? Gott, und was für eine Intelligenz und Beharrlichkeit! Was für ein Mut gegenüber dem Unglaublichen, gerade so wie ihre Artgenossen und Vorgänger den Mut aufgebracht hatten gegenüber Ereignissen, die kaum weniger unglaublich waren! Hohltiere, Pflanzen, Monster, Sternenbrut – um was auch immer es sich bei ihnen gehandelt hatte, sie waren Menschen!
    Sie hatten die eisbedeckten Gipfel überquert, an deren mit Tempeln bebauten Hängen sie einst ihre Weihen vollzogen hatten und wo sie zwischen Baumfarnen gewandelt waren. Sie hatten ihre tote Stadt schlafend unter ihrem eisigen Fluch angetroffen und sie hatten die Geschichte ihrer Spätzeit so wie wir aus den Reliefs abgelesen. Sie hatten versucht, ihre lebenden Artgenossen in der fabelhaften Tiefe ewiger Schwärze zu erreichen, in der sie nie gewesen waren – und was hatten sie gefunden?
    All dies schoss Danforth und mir durch den Sinn, als wir von diesen geköpften, schleimbesudelten Körpern auf die widerlichen bearbeiteten Reliefs und weiter zu der teuflischen Gruppe frischer Schleimkleckse auf der Tunnelwand daneben sahen … sahen und begriffen, was hier unten in der zyklopischen Unterwasserstadt triumphiert und überlebt haben musste, in diesem stockfinsteren, von Pinguinen gesäumten Abgrund, aus dem eben jetzt eine unheilvolle, wabernde Nebelschwade fahl heraufbrach, wie zur Antwort auf Danforths hysterischen Schrei.
    Der Schock der Erkenntnis hatte uns zu stummen, reglosen Standbildern erstarren lassen. Erst als wir später darüber sprachen, erfuhren wir von der völligen Übereinstimmung unserer Gedanken in diesem Augenblick. Es schien eine Ewigkeit zu vergehen, während der wir dort standen, obwohl es in Wahrheit kaum mehr als zehn oder fünfzehn Sekunden gewesen sein können. Dieser abscheuliche bleiche Nebel wälzte sich heran, als drücke ihn eine dahinter vorrückende Masse vorwärts – und dann ertönte ein Ruf, der viel von dem über den Haufen warf, was wir uns gerade zurechtgelegt hatten.
    Dieser Laut brach den Bann und wir rannten wie irrsinnig an kreischenden, verwirrten Pinguinen vorbei, auf dem gleichen Weg zurück, den wir gekommen waren, flüchteten hinauf zur Stadt, rasten blind durch die tief unter dem Eis versunkenen megalithischen Korridore, wollten nur zurück zum großen Rundplatz und dann wie irre die urzeitliche Wendelrampe rauf, bis wir die gesunde frische Luft und das Licht des Tages erreichen würden.
    Dieser neue Laut warf, wie bereits angedeutet, viele unserer gewonnenen Annahmen über den Haufen; er entsprach nämlich dem, was wir aufgrund der Untersuchung von Lake den für tot gehaltenen Großen Alten zugeschrieben hatten. Es handelte sich, wie Danforth mich später aufklärte, um das gleiche Geräusch, das er in unendlich abgedämpfter Form aufgeschnappt hatte, als wir hinter der Wegbiegung oberhalb der Eisdecke standen, und es klang dem Pfeifen des Windes schockierend ähnlich, das wir beide oben in den hoch gelegenen Berghöhlen vernommen hatten.
    Auf die Gefahr hin, kindisch zu erscheinen, möchte ich noch etwas hinzufügen, und sei es nur wegen der überraschenden Übereinstimmung zwischen Danforths und meinen Eindrücken. Natürlich hatte uns gleichartige Lektüre darauf eingestimmt, beide denselben Eindruck zu empfangen, wenngleich Danforth erwähnte, es gebe sonderbare Vermutungen über ungeahnte und verbotene Quellen, zu denen Edgar Allan Poe Zugang gehabt haben soll, als er vor einem Jahrhundert seinen Arthur Gordon Pym schrieb. Man wird sich erinnern, dass in dieser fantastischen Erzählung ein Wort von unbekannter, aber entsetzlicher und unheilvoller Bedeutung vorkommt, das mit der Antarktis zusammenhängt und unaufhörlich von den kolossalen, gespenstisch schneeweißen Vögeln im Herzen jener widrigen Region

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