Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)
aber nach ’ner gewissen Zeit ham se die Verbindung zur Oberwelt verlorn. Was se mit den Opfern angestellt ham, das kann ich nich’ sagen, und ich vermute, Obed war nicht zu scharf drauf, das zu wissen. Aber für die Heiden war’s in Ordnung, weil se gerade ’ne schwere Zeit hatten und ziemlich verzweifelt war’n. Sie ham zweimal im Jahr ’ne gewisse Zahl von jungen Leuten an die Meereswesen gegeb’n – inner Walpurgisnacht und an Halloween –, so regelmäßig es halt ging. Sie ham denen auch ’n Teil vom geschnitzten Schnickschnack gegeb’n, den se gemacht ham. Was die Wesen dafür versprochen ham, war ’ne Menge Fisch – sie ham se aus’m ganzen Meer herbeigeschafft – un’ ’n bisschen von dem goldähnlichen Zeugs dann und wann.
Nun, wie ich schon gesagt hab, die Eingeborn’n ham die Wesen auf der kleinen Vulkaninsel getroff’n – sie sin’ in Kanus mit den Opfern und so weiter dahingerudert und ham so viel vom goldgleichen Zeugs mitgebracht, wie sie gekriegt ham. Zuerst ham die Wesen nie auf die Hauptinsel kommen woll’n, aber nach ’ner gewissen Zeit wollten se das. Scheint, dass se Verlangen danach hatten, sich unter die Leut’ zu mischen und gemeinsame Zeremonien an ’n großen Tagen zu feiern – Walpurgisnacht und Halloween. Sehn Se, die konnt’n sowohl im Wasser wie auch draußen leben – was man so Amphibien nennt, denk ich mal. Die Kanaken ham ihnen erzählt, dass die Leut’ von den andern Inseln se vielleicht würden ausrotten wollen, wenn se Wind von ihnen bekämen, aber die ham gesagt, das würd se nicht weiter scheren, denn se könnten die ganze Menschenbrut auslösch’n, wenn se nur wollt’n – das heißt, all die, die nich’ gewisse Zeichen hatten, die früher mal von ’nen Alten Wesen benutzt word’n sin’, wer immer das auch war. Aber da se sich keine Mühe machen wollten, ham se sich einfach versteckt, falls jemand auf die Insel gekomm’ is’.
Wie es dann drum gegang’ is’, sich mit den froschähnlichen Fischen zu paaren, da ham sich die Kanaken irgendwie gesträubt, aber schließlich ham se was gehört, was der Sache ein anderes Gesicht verlieh. Scheint, dass die Menschen ’ne Art von Beziehung zu solchen Wassermonstren ham’ – dass alles, was lebt, mal aus’m Wasser gekomm’ is’ und nur ’ne kleine Veränderung braucht, um wieder dahin zurückzugehn. Diese Wesen ham den Kanaken erzählt, wenn se ihr Blut miteinander mischen, gäb’s Kinder, die zuerst wie Menschen aussehn, aber später immer mehr wie die Wesen, bis se ins Wasser gehn und sich dem Rest dort unten anschließ’n. Und das is’ der wichtige Teil, junger Mann – die, wo sich in Fischwesen verwandeln und ins Wasser gehn, die würden niemals sterben . Diese Wesen sin’ nie gestorb’n, außer ma hat se brutal umgebracht.
Nun, Sir, es scheint, dass zu der Zeit, als Obed die Inselleute getroff’n hat, da war’n se schon voller Fischblut von den Wesen aus’m Wasser. Wenn se alt gewor’n sin’ und ma’s langsam sehn konnt, ham se se versteckt gehalt’n, bis se bereit waren, ins Wasser zu gehn un’ den Ort zu verlassen. Manche waren mehr davon betroffen als die andern, und manche ham sich nie genug geändert, um ins Wasser zu gehen; aber meistens ham se sich genau so entwickelt, wie’s die Wesen gesagt ham. Die, wo schon von Geburt an den Wesen ähnlicher war’n, ham sich früh verändert, aber die, wo fast menschlich war’n, blieben manchmal auf der Insel, bis se über siebzich war’n, obwohl se vorher für gewöhnlich schon versuchsweise unter Wasser gewesen war’n. Leut’, die ins Wasser gegangen war’n, sin’ inner Regel oft für Besuche zurückgekomm’, weshalb ein Mann oft mit seinem Urururururgroßvater reden konnt, der vor ’n paar hundert Jahren oder so das trockne Land verlassen hat.
Keiner hat mehr ans Sterben gedacht – kam nicht vor, außer bei Kanukämpfen mit den Bewohnern von andern Inseln, oder als Opfer an die Meeresgötter tief unten, oder bei Schlangenbissen oder durch ’ne Seuche oder schnell ausbrechende Krankheiten oder so was, bevor se ins Meer gehn konnten –, und sie ham sich einfach auf ’ne Art Verwandlung gefreut, die se nach ’ner Weile überhaupt gar nicht mehr so schrecklich fanden. Die ham gedacht, dass das, was se bekomm’ ham, das wert is’, was se gegeben ham – un’ ich glaub, Obed hat das schließlich genauso gesehn, nachdem er die Geschichte vom alten Walakea einigermaßen verdaut hatte. Walakea war aber einer der
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