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Chronik einer Trennung (German Edition)

Chronik einer Trennung (German Edition)

Titel: Chronik einer Trennung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobi Thoy
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hatte einen wichtigen Gesprächstermin mit ihrer Stufenleiterin und war daher im Lehrerzimmer, als Christian wie aus dem Nichts auftauchte. Wie angekündigt war er auf dem Friedhof gewesen, wo er es jedoch nicht allzu lange ausgehalten hatte.
    Sein Blick war nicht auf den Boden gerichtet, seine Schritte nicht schlurfend, sondern stramm, etwas Entschlossenes lag in all seinen Bewegungen.
    „Willst du wissen wo ich war?“ Christian knirschte mit den Zähnen, er machte kaum den Mund auf, war dabei aber sehr gut zu verstehen.
    „ Auf dem Friedhof, nehme ich an“, antwortete Andreas ruhig. Christian ging nicht darauf ein. 
    „Wo ist sie?“, er drehte sich immer wieder um und suchte mit seinem Augen nach Maria. Er hatte sich wie eine Art teuflischer Dämon neben Andreas gestellt.
    „Du weißt genau, dass sie einen Termin bei Frau Esbel hat.“, Andreas zeigte auf die Tür zum Lehrerzimmer, auf der anderen Seite des Flures.
    „ Sie soll da raus kommen! Ich habe euch was zu sagen.“, Christian kochte vor Wut und seine Augen quirlten rot.
    „ Dann solltest du wohl mal klopfen, vielleicht kommt sie ja raus.“
    „ Du hältst dich wohl für sehr lustig. Ich hasse diese scheiß Ironie!“, Christian holte tief Luft: „Solche Menschen wie du sind Schuld das Schüler wie ich Amok laufen!“
    Andere Schüler, d ie in der Nähe an einem Tisch saßen, hatten sich umgedreht.
    „Ihr habt mein Leben zerstört!“
    Andreas hatte keine Ahnung wie er jetzt darauf reagieren sollte.
    „Es tut uns wirklich furchtbar leid. Du wirst es kaum glauben, aber wir leiden auch unter all dem.“
    „Ihr leidet nicht genug!“, s puckte Christian ihn wutschnaubend an.
    „ Drohst du mir etwa? War das gerade eine Drohung? Das hörte sich gerade sehr nach einer Drohung an und das mag ich nicht sonderlich gerne.“, Andreas richtete sich von seinem Stuhl auf und sah Christian in die Augen. Zum ersten Mal an diesem Tag trafen sich ihre Blicke.
    „ Das war keine Drohung, das war ein Versprechen!“, erneut holte Christian tief Luft:
    „ Ihr habt aus mir das gemacht, was ich jetzt bin und ihr werdet dafür bezahlen.“
    Er sah zur Tür des Lehrerzimmers.
    „ Sie versteckt sich darin vor mir! Ich will, dass sie da raus kommt!“, sagte er, wie ein trotziges Kind.
    „ Ich will ihr ins Gesicht sagen, was sie angerichtet hat. Ins Gesicht!“
    Sekunden später öffnete sich tatsächlich die Tür und Maria kam heraus. Sie wirkte genervt. Sie musste ihn auch durch die Tür gehört haben. 
    Christians Gesichtsausdruck änderte sich auf der Stelle, a ls er sie sah. Die Wut entwich aus seinen Augen und sein Blick wanderte zu Boden.
    „ Sag ihr, was ich dir gesagt habe“, nuschelte er zu Andreas, der sich wieder beruhigt hatte.  
    „ Christian sagte: Wir leiden nicht genug.“
    Ohne ein weiteres Wort drehte Christian sich um und ging weg. Und da weder Maria noch Andreas an diesem Tag noch Unterricht mit ihm hatten, sahen sie ihn an auch nicht wieder.
     
    * * *
    Es klingelte. Unzufrieden stand auf Uwe Pech stöhnend vom Sofa auf und bewegte sich langsam Richtung Haustür. Er wusste, dass es Christian war, der wohl wieder einmal seinen Schlüssel vergessen hatte und ihn deswegen störte. Er öffnete die Tür.
    Mit gesenktem Kopf, ohne ein Wort zu sagen, wollte Christian sich schon an seinem Vater vorbei schleichen.
    „ Hey, tickst du noch ganz sauber? Es heißt `Hallo` wenn man nach hause kommt.“, er packte Christian an der Schulter. Erst jetzt erst fiel ihm der verzweifelte Gesichtsausdruck seines Sohnes auf.
    „ Was ist los? Irgendwas in der Schule?“, fragte er ziemlich ruppig.
Christian wusste, sein Vater würde ihn nicht in Ruhe lassen, bis er ihm die Wahrheit erzählte. Er wollte es ihm erzählen, brauchte seinen beistand, doch wusste er nicht, wo er anfangen sollte.
    „ Brauchst du noch eine Stunde, oder was? Ich höre…“, sagte sein Vater und zeigte dabei auf sein Ohr.
    „Hast du sie geschwängert, diese Polin? Müssen wir die Abtreibung bezahlen?“
    „Maria hat mich gestern verlassen“, sagte Christian wesentlich lauter, als es sonst seine Art war.
    „W arum hast du das nicht gleicht gesagt? Das tut mir leid für dich“, sagte sein Vater, obwohl es gar nicht danach klang. Er klopfte seinem Sohn kurz auf den Rücken.
    „ Ich hab dir ja schon die ganze Zeit gesagt, du brauchst sie nicht. Es ist so das Beste für dich,
    glaub mir.“
Verstand sein Vater denn gar nicht wie verzweifelt er war, weil er sie sehr wohl brauchte

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