Chronik einer Trennung (German Edition)
Schienen zu starren, hatte Christian gesprochen.
„ Ich fände das schrecklich, dann würde ich nämlich dich und sie auf einmal verlieren. Du würdest dann nämlich ins Gefängnis kommen.“, was Besseres war Andreas nicht eingefallen.
„ Das ist mir egal. Mein Leben hat eh keinen Sinn mehr“, nuschelte Christian weiter und Tränen kullerten über seine Wangen.
„ Sie hat mein Leben zerstört!“
Die Bahn kam un d Christan tat nichts.
„ Wir müssen einsteigen“, versuchte Andreas Christian in die Bahn zu schieben, doch dieser ließ sich nur langsam dazu bewegen, sich von seinem sehnsüchtigen Blick auf die Schienen abzuwenden.
Der restliche Schulweg war für Andreas nicht unbedingt einfacher. Zwar redete Christian nicht mehr über Mord und Totschlag, aber er blieb ohne Vorwarnung öfter stehen: an dem Bahnhof an dem sie ausstiegen, wo er abermals sehnsüchtig auf die Schienen starrte, oder an der Bäckerei an der sie manchmal zu dritt in der Pause gesessen hatten.
„ So viel erinnert mich an sie, wenn ich diesen Bäcker sehe. Ich kann mir dort nie wieder ein Brötchen kaufen.“, dabei sah er Andreas kurz in die Augen und sprach mit zorniger Stimme weiter:
„ Aber ihr zwei wart auch so oft alleine hier und habt etwas gegessen, in eurer gemeinsamen Freistunde.“
Wenige hundert Meter später war er d ann an einem Baum stehen geblieben.
„ Ich erinnere mich noch so genau: Hier bin ich einmal in Hundescheiße getreten und weil ich mich wegen meinem schmerzenden Rücken nicht bücken konnte, hat Maria mir die Scheiße entfernt.“, während er sprach, begutachtete er den obersten Ast des Baumes.
„ Glaubst der Ast hält mich, wenn ich mir einen Strick hole und mich dort aufhänge?“
Andreas packte ihn unsanft am Arm.
„Christian, hör auf damit! Trotz allem sind Maria und ich für dich da. Dein Leben ist nicht so schlimm wie du es dir ausmalst.“
Es wollte Christian aufheitern und scheiterte kläglich.
„S ie will mich doch gar nicht sehen, das hat sie gestern geschrieben“, Christian machte immer noch keine Anstallten weiter zu gehen.
„Sie wird dich sicher bald wieder sehen wollen, bestimmt, und jetzt komm.“
Ganz langsam ging Christian in tief gebeugter Haltung, den Kopf weit nach unten gesenkt, weiter.
Erst als sie am Friedhof vorbei gingen, blieb er erneut stehen und sah hinüber.
„Es wird Zeit“, sagte Andreas und ging voraus, in der Hoffnung Christian würde ihm folgen und nicht für ewig auf dem Friedhof warten.
Es war kurz v or 8.00 Uhr, als sie endlich an der Schule ankamen und die Treppen des Haupteingangs hinaufgingen.
Andre as ging immer noch voraus und merkte deswegen nicht, dass Christian gestolpert war.
Erst als Andreas die Tür aufhielt und Christian nicht hineinging, sah er dass Christian sich halb liegend an die Brust gepackt hatte.
„Alles in Ordnung?“, schnell hatte sich Andreas zu Christian hinunter gebeugt.
„ Ich kann das nicht. Mein Herz. Ich bin am Ende“, nuschelte dieser zitternd.
„ Ich kann das einfach nicht!“
Andreas Blick wanderte zur Uhr an seinem Handgelenk.
„Es wird schon alles wieder gut“, begann er in einem bemüht aufmunternden Tonfall.
„ Komm schon, Christian, wir müssen, sonst kommen wir zu spät.“
Stumm stellte sich Christian endlich wieder auf und ging durch die Tür.
Die meisten Schüler waren schon in ihren Klassen, nur einige ihrer Mitschüler standen noch herum. Maria war nicht unter ihnen, was Christian schnell bemerkte, nachdem er seinen Blick über die Schüler streifen ließ, die noch herumstanden, in der Hoffnung sie zu sehen.
Obwohl es Christian vorher angekündigt hatte, er setzte sich nicht um, er setzte sich stumm neben Andreas, als sie gerade noch pünktlich in den Unterricht kamen.
In der nächsten halben Stunde lag Christian mit seinem Kopf auf dem Tisch, immer wieder war dabei ein Schluchzen aus seiner Richtung zu vernehmen.
Ihr Geschichtslehrer , Herr Aschrub, registrierte dies nicht. Er hielt einen langen Monolog über den 2. Weltkrieg und die FDP, die seinen Ausführungen nach, auch in den 50er Jahren `Braun wie Adolf` war.
Etwa fünfzehn Minuten vor dem Ende der Stunde , regte sich Christian schließlich doch noch und holte sein Handy heraus. Immer noch mit dem Kopf halb auf dem Tisch liegend, sah er sich die Bilder an, die er auf dem Handy gespeichert hatte.
Es waren Bilder von Maria , und jedes Mal wenn er ein neues Bild öffnete, stöhnte er laut auf.
Dann kam er zu den
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