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Chronik einer Trennung (German Edition)

Chronik einer Trennung (German Edition)

Titel: Chronik einer Trennung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobi Thoy
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mich auffangen kann.
    Ich werde morgen auf d en Friedhof gehen, mal schauen wann ich dort wieder weggehen werde bzw. ob überhaupt.
    Weißt du was ich gestern gemacht habe? Ich habe aufgeschrieben, wie ich mich zum besseren verändern möchte. Das ist jetzt alles zusammengefallen.
    Weißt du was das für ein Gefühl ist, wenn dir deine Welt über dem Kopf zusammenfällt und niemand mehr zu dir hält, da du ja alle vergrault hast?
    Ich bin ein Monster .
    Jetzt kann mir wirklich niemand mehr helfen. Am Wochenende, da hätte ich Maria gebraucht, ja, wirklich gebraucht . Ich hätte mir auch Mühe gegeben, hätte ihr sogar angeboten, sie ins Kino einzuladen, aber sie kam nicht. Dabei wollte ich in Zukunft wirklich normaler sein, aber dazu ist es nun zu spät. Es ist alles vorbei. Ich kann heute Nacht bestimmt nicht schlafen.
Ich kann morgen auch nicht zur Schule kommen, ich halte das nicht aus, ich stehe keine Minute durch. Ich überlebe das nicht, nicht in dieser Verfassung. Ich bin ein seelisches Wrack, ein Fall für die Psychiatrie.
    Andy , ich sitze hier und kann nicht aufhören zu weinen. Ich weine und weine und weine.
    Ich habe einfach alles am Arsch gemacht, was es am Arsch zu machen gab. Was habe ich denn noch? Ich habe selbst euch vergrault. Meine Seele liegt in Scherben vor mir, in einer großen Blutlache und schwimmt langsam und schreiend von mir hinfort. Mein Leben ist zu Ende. Nächste Ausfahrt: Tod.“
     
    Der Tod, er war wieder präsent in seinem Kopf.

Es war die letzte E-Mail, die er an diesem Abend schrieb. Es war schon spät, beinah Mitternacht. Seine Hände zitterten. Er konnte auf dem Bildschirm nichts mehr erkennen, weil seine Augen einfach nicht aufhören wollten zu weinen. Seine schrecklichen Schmerzen, sie rückten jetzt wieder in sein Bewusstsein.
    Maria und Andreas, sie waren beide am schlafen, sie konnten beide schlafen. Er nicht, er würde nie mehr schlafen können.
    Wieder überkam ihn eine Welle des Zorns, von der er nicht einmal wusste woher sie kam. Er hatte es doch alles eingesehen, er war alles selbst schuld und sie wollten ihm nur helfen, aber dabei hatten sie sich ineinander verliebt. Sie hatten sich und er hatte niemanden!
    Wenn er sie morgen sehen sollte, in der Schule, falls er in die Schule gehen konnte, er würde es nicht ertragen können sie glücklich zu sehen.
    Er wollte sie nicht zu zweit sehen. Er wollte sie gar nicht mehr sehen.
    Er schrieb niemandem, niemand war da. Er war alleine.
    Sie schrieben ihm nicht mehr, weil sie ruhig schliefen, zusammen in Andreas Bett - In seinem Zimmer, was er abschließen durfte.
    Nichts war gut.
    Sie mussten so tot sein wie er sich fühlte. Ja, er wollte es doch. Sie durften nicht glücklich sein, nicht wenn er das war, was er jetzt war.
    Sie konnten schlafen, glücklich verliebt, dachten gar nicht mehr an ihn. Er war alleine, mit all dem was sie ihm geschrieben hatten.
    Er wusste das Andreas jeden morgen mit der Bahn fuhr, er wusste wo Andreas umstieg. Er würde morgen extra früh aufstehen und dort warten bis Andreas kam, und dann würde die Bahn kommen und er würde mit Andreas an den Schienen stehen und ihn hinunterschmeißen. Und in der Schule würde er mit Maria dasselbe machen, er musste sich vorher nur noch eine Nagelschere kaufen.
    Das war der Pla n den er Stundenlang, vor dem Computer sitzend, sich ausdachte und es kam keine Mail, die ihn wieder umstimmen konnte.
    Er war nichts schuld. Sie wussten dass er krank war und das nutzten sie aus. 
    Er war fest entschlossen.
     
     
    Der Tag danach
    An diesem Morgen hörte Andreas keine Musik, als er an der Haltestelle ausstieg. Die nächste Bahn Richtung Schule kam in etwa fünf Minuten.
Er lehnte sich an den Fahrplan und dann sah er ihn, Christian, wie er dort stand, ihn anstarrte.
Langsam schlurfend ging Christian auf ihn zu, traurig und niedergeschlagen. 
Er hatte feuchte Augen und ein noch bleicheres Gesicht als sonst.
    „ Du hast auf mich gewartet, nicht wahr?“, waren Andreas´ erste Worte an Christian.
    „ Was glaubst, warum ich hier stehe?“, antwortete kaum hörbar. Immer noch schlurfend ging er auf die Schienen zu, guckte hinunter auf das rostige Eisen.
    Andreas war ihm gefolgt, nicht wissend was Christian in diesem Moment durch den Kopf ging. Er sah wie Tränen sich in Christians Augen bildeten und er sah auch wie Christian seine Hand zu einer Faust formte:              
    „ Wie fändest du es, wenn ich Maria umbringen würde?“, ohne aufzuhören auf die

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