Chronik einer Trennung (German Edition)
etwas. Nie wieder. Es ist vorbei. Diese letzte Woche muss ich dich noch ertragen, danach werde ich dich hoffentlich nie wieder sehen!“
Andreas sah noch einmal zu Christian, kei n Mitleid hatte er mehr mit ihm, dann drehte er sich um und ging zur Schule.
Schizophren
Am Tag, eine Einkaufsmeile für die ganze Familie , zeigt die Stadt nachts ihr ganz anderes Gesicht. Von der Dunkelheit geschützt, werden hier andere Geschäfte abgewickelt.
Zahlreiche Kneipen, Discos, Clubs, mit ihrer lauten Technomusik und Neonlicht, locken die Jugend. Junge Mädchen, bunt geschminkt, mit engen kurzen Klamotten bekleidet, schleichen durch die Straßen, in der Hoffnung jemanden zu finden, mit dem man die Langeweile vertreiben könnte.
Männer und Frauen älteren Jahrgangs sitzen in den Kneipen, unterhalten sich angeregt, während Kellner Gläser an ihre Tische bringen.
Vor den angesagten Clubs hört man hin und wieder wie sich ein Betrunkener übergibt.
Es war kurz nach 2.00 Uhr in dieser Freitagnacht, als eine Gruppe junger Männer, alle nicht älter als 19, an der Haltestelle `Hauptbahnhof` aus der Bahn ausstieg und Richtung Stadtzentrum ging.
An ihrem unsicheren Gang und ihrem lauten Grölen, konnte man erkennen, dass sie nicht mehr ganz nüchtern waren. Vor allem einer von ihnen, ein schlanker blonder junger Mann, drohte bei jedem Schritt umzufallen. Sich die Hände vors Gesicht haltend, schrie er:
„Sie hat mich nie geliebt, nie! “
Tränen wischte er von seinem Gesicht. Die anderen drei sahen ihn stumm an.
„Vierzehn Monate, vierzehn Monate waren wir zusammen, und nie, kein einziges Mal, hat sie mit mir über ihre Gefühle geredet!“, fuhr er fort.
„Ah, komm Mann, heul nicht rum“, sagte sein großer dunkelhaariger Freund.
Der dritte Kumpel versuchte gerade eine Bierflasche mit seinen Zähnen zu öffnen. Es funktionierte jedoch nicht so richtig und erschöpft setzte er sich auf den Boden.
„Guck mal, Döner!“, der vierte Betrunkene zeigte voller Begeisterung auf eine geschlossene Döner-Bude.
„Lass uns Döner essen gehen!“
Jedoch, bevor einer von ihnen einen Schritt machen konnte, fiel der blonde junge Mann auf die Straße und fing, ohne auch nur einen Versuch zu unternehmen aufzustehen, an zu jammern:
„ Sie hat mich verlassen, und ich liebe sie so sehr. Wie soll ich ohne sie weiterleben? Mein Leben hat keinen Sinn mehr…“
Einer der Freunde, der mit der Bierflasche, er hatte sie endlich mit den Zähnen aufgekriegt, krabbelte zu ihm herüber und versuchte ihn wieder zu beruhigen, indem er ihm sein Bier über die Haare kippte. Das schien tatsächlich zu funktionieren. Eine Weile schwieg der Blonde, richtete sich dann überraschend schnell auf, kletterte, mit der Bierflasche die er seinem Freund weggenommen hatte, auf eine nahe stehende Bank, und hielt die Flasche triumphierend in die Luft. Mit einer erstaunlich nüchternen Stimme sprach er:
„ Ihr habt so recht, meine Gefährten, meine Freunde, meine Familie, meine einzige Stütze, die mir in meinem Leben noch geblieben ist: Sie hat mich nicht verdient! Ich hab für sie alles getan und sie schlief, statt bei mir zu sein, mit ihm! Sie ist nichts weiter als eine dreckige Schlampe! Jetzt wird es einen Neuanfang für mich geben, ohne sie! Ich werde ein tolles Mädchen kennen lernen, das nicht einfach mit jedem dahergelaufenem Kameradenschwein schläft. Lasst uns meine Wiedergeburt feiern!“
Keiner hatte etwas dagegen. Dieses Wochenende musste ausgiebig gefeiert werden, denn sie hatten die letzte Schulwoche hinter sicher gebracht. Nie wieder Unterricht! Die Schulzeit war endgültig vorbei! Jetzt kamen nur noch ihre Abiturprüfungen, dann hatten sie es geschafft.
Christian, von seinem besten Freund Sören zum zweiten Mal eingeladen mit `saufen` zu gehen, und Sörens Freunde Elton und Jonas, kehrten in die nächstbeste Bar ein.
Obwohl sie alle Nichtraucher waren, setzten sie sich an den einzig freien Tisch in der Raucherabteilung.
Christian wollte in dieser Nacht die heißesten Bräute aufreißen. Er war fest entschlossen nicht alleine nach Hause zu gehen. Alles war im Moment vergessen, auch die Tatsache, dass sein Vater ihm verboten hatte Fremde mit nach Hause zu bringen.
Während Sören und Jonas hungrig die Speisekarte studierten und Elton den Kopf auf den Tisch gelegt hatte, um zu schlafen, schaute sich Christian ungeduldig um.
Die Bar war ziemlich gut besucht. Es roch nach rauch und leckerem Essen. An dem Tisch rechts saß ein
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