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Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache

Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache

Titel: Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Lake
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Tod und Zerstörung erlebt als die meisten Menschen in einem ganzen Leben. In Elsas Welt war nichts mehr so wie früher. Ihr Vater war weg, die Spearwa war weg und an ihre Stelle waren unnatürliche Stürme und Drachen, die Gesichte eines Dunkelauges und schwärzeste Magie getreten.
    Elsa seufzte. Was immer sonst noch in dieser seltsam verkehrten Welt vorgehen mochte, den ganzen Weg von Dunmonia nach Sussex zu laufen, ohne sich zu unterhalten, war jedenfalls schrecklich langweilig. Sie verlangsamte ihre Schritte und Adrian holte auf. Sie lächelte ihn an.
    »Du sagtest, du kommst aus Sussex?«, begann sie.
    »Meine Familie lebt in Noviomagus«, erwiderte er steif.
    »Hast du Geschwister?«
    Elsa wollte Interesse zeigen, sie war sogar ein wenig neidisch. Als Adrian zu Aagard gesagt hatte, seine Familie mache sich Sorgen um ihn, hatte sie sich vorgestellt, dass eine ganze Großfamilie seine Rückkehr erwartete. Sie erschrak, als er sie wütend anstarrte.
    »Warum willst du das wissen?«, fragte er barsch.
    »Ich meine nur, dass du Glück hast, überhaupt eine Familie zu haben!«, rief sie. »Dass sich jemand darum sorgt, ob du noch lebst.«
    Er ging schweigend weiter und starrte geradeaus.
    Elsa rannte ihm nach. »Willst du die ganze Zeit stumm neben mir herlaufen?«, fragte sie. »Man sieht an der silbernen Brosche und deinem Benehmen sofort, dass du der Sohn eines adligen Herrn bist – aber heißt das, dass ich nicht einmal mit dir sprechen darf?«
    Adrian blieb abrupt stehen und sah sie düster an. »Ich bin ein Königssohn«, sagte er.
    Elsa erwiderte seinen Blick stumm.
    »Die silberne Spange, die du gesehen hast, ist meine Namensbrosche«, fuhr er stockend fort. »Sie gehörte meinem Vater Heored, dem König von Sussex.«
    Elsa erinnerte sich, wie Adrian sich auf der Spearwa abseits gehalten hatte, wie er sich im Haus des adligen Gilbert zurechtgefunden hatte – er trank natürlich schon sein ganzes Leben lang Wein – und wie sie immer das Gefühl gehabt hatte, dass er etwas vor ihr geheim hielt. Also das war der Grund … Sie merkte, dass sie ihn mit offenem Mund anstarrte wie ein Fisch.
    »Aber warum hat dein Vater dich auf dem Schiff meines Vaters weggeschickt?«
    »Aus Sicherheitsgründen«, sagte Adrian heiser. »Der Cousin meines Vaters in Mercia schickte Nachricht, sein Land werde von den Dänen bedroht, und mein Vater eilte ihm mit den besten Männern des Königreichs zu Hilfe. Für die Zeit seiner Abwesenheit sollte meine Mutter das Land regieren. Das ist nun schon Monate her und wir haben seither nichts mehr von ihm gehört. Dann griffen die Dänen auch unsere Küste an.« Er runzelte die Stirn. »Meine Mutter wollte mich zu ihrem Bruder Aelfred nach Gallien schicken. Ich sollte dort bleiben, bis die Gefahr vorüber war. Dann, meinte sie, sollte ich die Herrschaft übernehmen … wenn sonst niemand mehr da sei.« Seine Stimme klang gleichgültig, aber er sah unglücklich aus.
    »Und dein Onkel hätte dich bei sich aufgenommen?«, fragte Elsa mitfühlend und dachte an das überfüllte Haus ihrer Tante in Dubris.
    »Ich glaube schon. Er lebte in meiner Kindheit im Haus meines Vaters. Ich mochte ihn und er mich. Dann ging er nach Gallien, um dort sein Glück zu machen. Er kehrte nie zurück, schrieb aber Briefe, in denen er mich und meine Mutter einlud, ihn zu besuchen.«
    Adrian schwieg wehmütig, dann nahm er sich wieder zusammen. »Aber das ist jetzt egal. Meine Mutter wird von dem Schiffbruch hören und glauben, ich sei tot. Ich muss zu ihr zurück. Ich hätte nie fortgehen sollen.«
    »Dann lass uns weitermarschieren«, sagte Elsa munter. »Vielleicht treffen wir noch vor der Nachricht bei deiner Mutter ein.«
    Doch Adrian rührte sich nicht. »Elsa!« Seine Stimme klang auf einmal drängend. »Wenn wir mit diesem Cluaran reisen müssen, darf er nicht wissen, wer ich bin! Die Kinder adliger Herren wurden schon oft entführt und nur gegen Lösegeld freigelassen. Versprich mir, dass du mich nicht verrätst.«
    Ein seltsamer Junge, dachte Elsa. Im einen Moment steif und unnahbar, im nächsten ängstlich. Doch war es eine kleine Bitte im Austausch für eine friedlich verlaufende Reise.
    »Versprochen«, sagte sie. »Aber jetzt komm, sonst holen wir ihn nie ein.«
     
    Die Straße stieg an und an die Stelle der Bäume traten Ginster und Heidekraut. Von der Kuppe der nächsten Anhöhe aus sahen sie eine kleine, braun gekleidete Gestalt in Richtung Osten gehen. Sie beschleunigten ihre Schritte, um sie

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