Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache

Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache

Titel: Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Lake
Vom Netzwerk:
einzuholen. Im Lauf des Tages schienen sie sich der Gestalt wiederholt zu nähern, um sie dann allerdings wieder aus den Augen zu verlieren und erneut in der Ferne zu entdecken.
    Die Schatten wurden bereits länger, als Elsa Adrian am Arm fasste und ihm mit einer Handbewegung bedeutete zu lauschen. Sie überquerten eine steinige, mit Heidekraut bewachsene Ebene. Es gab keine Bäume und nur gelegentlich war ein Vogel zu hören. Doch in dem Wind, der ihnen entgegenblies, hörten sie von fern eine Männerstimme singen.
    »Wir kommen ihm wieder näher!«, sagte Elsa.
    Doch obwohl sie noch schneller gingen, hatten sie Cluaran bei Einbruch der Dämmerung noch nicht eingeholt. Schließlich konnten sie den Weg nicht mehr erkennen und Adrian sagte: »Lass uns lieber anhalten und hier übernachten.«
    Elsa nickte zähneklappernd. Sie ließen sich hinter einer felsigen Erhebung, die ein wenig Schutz vor dem Wind bot, Rücken an Rücken auf dem piksenden Torf nieder und wickelten sich in die Decken, die Aagard ihnen gegeben hatte.
    Zum Schlafen war es zu kalt. Sie aßen ein wenig Brot von ihren Vorräten und starrten bedrückt in die Nacht.
    Da sah Adrian in der Ferne einen flackernden orangeroten Punkt. Im selben Moment hob Elsa schnuppernd die Nase.
    »Ich rieche Rauch!«
    Ohne ein weiteres Wort standen sie auf, nahmen ihre Decken und eilten in die Richtung des Feuers.
    Cluaran saß um die nächste Kurve der Straße mit dem Rücken zu ihnen an einem kleinen Feuer. Noch bevor sie die Wärme des Feuers spürten, nahm er seine Harfe aus dem Kasten und begann zu spielen.
    Lauschend blieben Adrian und Elsa stehen. Der Sänger schien seinen Gesang an eine unsichtbare Person zu richten. Seine Stimme hob und senkte sich in eindringlichen Modulationen. Manchmal sprach er fast, doch weder Adrian noch Elsa konnten die Worte verstehen. Endlich verstummte er und legte die Harfe weg. Er sagte leise noch einige Worte in der fremden Sprache und fügte, ohne den Kopf zu wenden, hinzu: »Setzt euch doch ans Feuer. Die Nacht ist kalt und hier ist Platz genug für drei.«

8. KAPITEL
    Adrian lag zusammengerollt am warmen Feuer und lauschte auf die gleichmäßigen Atemzüge Elsas, die neben ihm schlief. Der Sänger hatte sie zwar ans Feuer eingeladen, aber sofort klargestellt, dass das Angebot nur für eine Nacht galt.
    »Morgen Früh geht jeder wieder seiner Wege«, hatte er gesagt. »Ich habe keine Zeit, auf Kinder aufzupassen.«
    »Aber …«, hatte Elsa angesetzt. Adrian hatte sie mit einem Tritt gegen den Knöchel zum Schweigen gebracht. Fast wäre er trotz des eisigen Windes und der Nacht sofort wieder losmarschiert. Auf Kinder aufpassen!
    Cluarans Worte nagten immer noch an ihm. Wie konnte dieser Fremde so verächtlich von ihnen sprechen? Sie hatten einen schlimmen Schiffbruch überlebt. Adrian hatte mit den Augen eines Drachen gesehen, Elsa ein verzaubertes Schwert in der Hand gehalten – und trotzdem waren sie für diesen Sänger und Landstreicher nur kleine Kinder.
    Eine Bewegung auf der anderen Seite des Feuers erregte seine Aufmerksamkeit. Cluaran war aufgestanden und verschwand in der Nacht. Adrian begann sich schon wieder zu ärgern. Wollte Cluaran sie schon jetzt verlassen? Dann bemerkte er, dass der Ranzen des Sängers noch im Gras lag. Er war im Halbdunkel am Rand des Feuers kaum zu sehen.
    Adrian drehte sich auf den Rücken und blickte zum tief stehenden Mond hinauf. Endlich fielen ihm die Augen zu. Doch das bleiche Mondlicht drang durch seine Lider und beschien unruhige Träume von Drachen, bewaffneten Männern und einem Schwert, das wie ein Stern leuchtete.
    Er wachte abrupt auf. Der Mond stand inzwischen hoch am Himmel.
    Geblendet kniff er die Augen zusammen und versuchte sich an seinen Traum zu erinnern. Dann war der Traum plötzlich wie weggewischt, denn er hörte auf der Straße hinter sich leise Schritte.
    Der Sänger kehrt zurück, dachte er. Im Halbschlaf ließ er sein Bewusstsein zu den leisen Schritten hinauswandern, eine gedankliche Bewegung, die ihm sehr leichtfiel, verräterisch leicht. Er brauchte nur zu zwinkern. Als er die Augen wieder öffnete, näherte er sich zwei schlafenden Gestalten an einem Feuer …
    Er merkte, was zu tun er im Begriff stand, und schreckte zurück. Scham überlief ihn siedend heiß – doch im selben Moment sah er, was die anderen Augen sahen: eine dunkle Gestalt, die neben ihm ging.
    Er fuhr hoch und war hellwach. Nicht Cluaran näherte sich ihnen, sondern neben der Gestalt, durch deren

Weitere Kostenlose Bücher