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Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache

Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache

Titel: Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Lake
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werden es nicht auf der Straße betreten. Von jetzt an müssen wir noch vorsichtiger sein.«
    Adrians Misstrauen regte sich wieder und er musterte Cluaran. Woher wollte der Sänger wissen, dass die Reiter sie verfolgen würden? Er hatte sie im Haus des Dorfhäuptlings versteckt, als hätte er die ganze Zeit die Gefahr geahnt. Für sich befürchtete er offenbar nichts, sonst hätte er sich auch versteckt.
    »Wer waren die Männer gestern Abend, Cluaran?«, fragte Elsa, als hätte sie Adrians Gedanken gelesen. Adrian zuckte zusammen.
    Der Sänger runzelte die Stirn. »Sie kommen aus Wessex und werden ›Wächter des Reiches‹ genannt. Sie reisen im Namen des Königs, dienen ihm aber nicht. Sie stehen im Sold eines adligen Herrn an König Beotrichs Hof, eines Mitglieds des königlichen Rats.«
    »Orgrim!«, murmelte Adrian.
    Cluaran musterte ihn mit einem seltsamen Blick. »Aagard hat euch mehr erzählt, als ich dachte.« Er kniff die Augen zusammen, was sein spitzes Gesicht noch spitzer erscheinen ließ. »Orgrim ist ehrgeizig und verschlagen«, fuhr er fort, »und der König vertraut ihm von allen Ratsherren am meisten. Orgrim hat mit Zustimmung Beotrichs die Truppe der Wächter aufgestellt. Er behauptet, in gesetzlosen Zeiten wie diesen bräuchte man eine zusätzliche Einsatztruppe. Sie sind mit Schwertern bewaffnet und man erkennt sie an den silbernen Buckeln ihrer Schilde. Sie sind überall in Wessex bekannt und gefürchtet.«
    »Aber wir waren gestern doch gar nicht in Wessex«, protestierte Elsa.
    »Sie dienen Orgrims Zwecken, nicht denen des Königs. Orgrims Arm ist lang und er hat Geduld.«
    Adrian erschauerte. »Was will er denn?«
    »Macht.« Cluaran sprach so leise, dass Adrian sich anstrengen musste, ihn zu verstehen. »Mehr Macht, als er schon hat, und mehr, als du dir überhaupt vorstellen kannst.«
    Er blickte auf den See hinaus. In seinem Gesicht regte sich kein Muskel. »Wenn er seine Leute über die Grenzen des Königreichs hinausschickt, muss er seinem Ziel nahe sein – nämlich mehr Macht in Händen zu halten als je ein Sterblicher vor ihm. Aagard will das unbedingt verhindern. Und ich muss es aus meinen eigenen Gründen auch.«
    »Und deshalb sollen wir Euch vertrauen?«, fragte Adrian zweifelnd.
    Cluaran hob die Augenbrauen. »Mir vertrauen? Darum habe ich nicht gebeten. Ich habe meine eigenen Ziele, die mit euren nichts zu tun haben.« Er lächelte kalt, doch in seinem Blick, der auf Elsa ruhte, lag noch etwas anderes, etwas wie Verwirrung und sogar Furcht. »Aagard hat mich dazu verpflichtet, auf euch aufzupassen, deshalb bleibe ich vorerst bei euch und beschütze euch vor Orgrim, solange ihr ihm nicht freiwillig in die Hände lauft. Das ist alles.«
    Adrian wollte etwas erwidern, hielt aber inne. Etwas hatte sich verändert. Er erstarrte – belauschte sie jemand? Doch außer der leisen Stimme des Sängers und dem Glucksen des Wassers war nichts zu hören. Er schickte seinen Blick suchend in die nähere Umgebung, was ihm von Mal zu Mal leichter fiel, obwohl er immer noch ein ungutes Gefühl dabei hatte. Er sah niemanden.
    Doch … ohne Vorwarnung meldete der Eindringling sich in seinem Kopf zurück. Panik stieg in Adrian auf. Er erkannte ihn sofort, den giftigen Nebel, der sich in allen Winkeln seines Bewusstseins ausbreitete, und den metallisch kalten Willen, der sich im Inneren dieses Nebels verbarg.
    Verschließe dein Bewusstsein gegen ihn, hatte Aagard gesagt. Adrian versuchte zu der Stelle vorzudringen, durch die der Nebel eindrang. Einen Augenblick lang stand er am Rand des klaffenden Spaltes in seinem Bewusstsein und Nebel umwaberte ihn wie Rauch. Dann beugte er sich vor und zog die Ränder zusammen. Er spürte eine plötzlich aufflammende Wut, dann nichts mehr.
    Zitternd öffnete er die Augen. Seine Gefährten beobachteten ihn, Elsa besorgt und Cluaran forschend. Doch noch bevor sie etwas sagen konnten, hörten sie von ferne ein neues Geräusch, Hufschlag.
    Zu spät, dachte Adrian wie vom Donner gerührt. Orgrims Leute kommen, um uns zu holen!
    »Das sind keine Wächter«, sagte Cluaran ruhig. »Sie kommen aus der falschen Richtung. Aber trotzdem …«
    Er deutete auf eine Stelle hinter ihnen, wo die Bäume besonders dicht zusammenstanden, und hob einen Ast vom Boden auf, um ihre Fußspuren am schlammigen Ufer zu verwischen.
    Elsa hob hastig ihre Bündel auf und eilte zu den Bäumen, Adrian sprang auf und folgte ihr rasch. Wenig später stieß auch Cluaran zu ihnen und führte sie

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