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Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache

Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache

Titel: Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Lake
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der unter ihrer Haut brannte.
    »Der Alte wollte mir ein Dutzend Silbermünzen geben, wenn ich die ganze Nacht durcharbeitete«, fuhr Bergred fort. »Das Wohl von Wessex stehe auf dem Spiel, sagte er.«
    Elsa warf Adrian einen verstohlenen Blick zu. Sie sah, dass er sich dasselbe dachte wie sie: Bei dem Alten handelte es sich um Thrimgar, der auf der Flucht von Venta Bulgarum in Oferstow haltgemacht hatte.
    »Am nächsten Morgen brach er auf. Gegen Mittag, nur einen Vierteltag später, galoppierten Wächter ins Dorf, angeführt von Orgrim persönlich. Wir haben nicht oft einen Mann aus dem Rat des Königs zu Besuch, aber ich muss gestehen, ich mochte ihn nicht.« Bergred brach ab und Kedwyn musterte Cluaran besorgt.
    Der Sänger neigte den Kopf. »Von uns habt ihr nichts zu befürchten«, sagte er. »Wir plaudern keine Geheimnisse an Leute wie Orgrim aus!«
    Der Schmied schlug mit der Faust so heftig auf die Holzbank, auf der er saß, dass Elsa vor Schreck fast vom Stuhl fiel.
    »Ich glaube Euch, dass Ihr ein vertrauenswürdiger Mensch seid!«, rief er. »Doch damals muss uns jemand heimlich beobachtet haben. Orgrim wusste, dass Thrimgar hier gewesen war und dass ich log, als ich sagte, ich hätte ihn nicht gesehen. Niemand weiß, wer es ihm gesagt hat. Wahrscheinlich ein Vogel!«
    Adrian presste die Lippen zusammen. Bergred hatte das mit dem Vogel nicht ernst gemeint. Wie sollte ein Vogel Menschen nachspionieren können? Doch hatten Vögel Augen, und durch die Augen eines beliebigen Tieres zu sehen, machte einem Dunkelauge so wenig Mühe wie das Atmen.
    »Also hat Orgrim die Wildschweine als Strafe geschickt?«, fragte Elsa.
    »Zweifellos«, antwortete Bergred. »Er war außer sich vor Zorn. Ich sah ihm an, dass er wusste, dass ich log, doch konnte er nichts tun. Der Alte war längst weg und genauso die Kiste in meinem Stall. Bevor Orgrim Oferstow verließ, sagte er, wir würden es bereuen, einem Verräter geholfen zu haben. Er fügte hinzu, der Wald scheine ihm für die Wildschweinjagd sehr geeignet zu sein.«
    »Und dann kamen sie«, flüsterte Elsa, und Adrian sah, wie die Hand, die sie zur Faust geballt im Schoß hielt, sich mit einem silbernen Schein überzog.
    Niedergedrückt verließen die Dörfler das Haus des Schmieds. Seine Erzählung hatte alte Wunden aufgerissen. Elsa hörte den Schmied zu Cluaran sagen, die Pferde müssten noch mindestens einen weiteren Tag ausruhen, bevor sie aufbrechen könnten. Sie sah den Sänger die Stirn runzeln, doch zugleich machte ihr Herz einen Sprung.
    »Hast du das gehört?«, fragte sie Adrian leise. »Dann können wir den armen Leuten doch helfen! Wir spüren die Wildschweine auf und stellen ihnen eine Falle.« Mit funkelnden Augen fügte sie hinzu: »Und zugleich rächen wir uns bei Orgrim für Medwel.« Sie sah, wie Adrians blaue Augen ebenfalls zu funkeln begannen und er grimmig lächelte. Da wusste sie, dass er ihr zustimmte.
    Cluaran fragte den Schmied gerade, ob er ihnen anstelle der lahmen Pferde andere leihen könnte, doch Adrian fiel ihm ins Wort.
    »Wir bleiben gern noch einen Tag, Meister Bergred.« Mit einem Blick auf Elsa fuhr er fort: »Meister Cluaran ist ein überaus geschickter Fährtenleser. Wir könnten die Wildschweine aufspüren, sie mit Bogenschützen umstellen …«
    »… und eine Grube graben und sie hineintreiben«, sprach Elsa den Satz zu Ende. Sie sah Bergred aufgeregt an. »Wir könnten sie alle auf einmal töten!«
    Bergred und Kedwyn wechselten einen Blick. »Nein«, sagte Kedwyn. »Das ist sehr freundlich von euch, aber wir können nicht zulassen, dass ihr beide dafür euer Leben aufs Spiel setzt.«
    Doch Bergred schien anderer Meinung zu sein. »Natürlich dürfen wir das Leben der beiden nicht riskieren«, sagte er zu Kedwyn. »Aber es könnte trotzdem gehen.« Er wandte sich an den Sänger. »Was meint Ihr, Meister Cluaran? Versteht Ihr Euch wirklich so gut auf das Fährtenlesen? Denn ich sage Euch: Wenn Ihr das für uns tut, bekommt Ihr die besten Pferde des Dorfes.«
    Cluaran sah Adrian mit zusammengekniffenen Augen an. »Wenn meine Schüler es unbedingt versuchen wollen, obwohl so viele gescheitert sind, will ich sie nicht davon abhalten. Einer von ihnen sollte mir allerdings beim Fährtenlesen helfen. Ich kann nichts versprechen, aber wenn Ihr uns mit Pferden versorgt, werde ich tun, was ich kann.«
     
    Sobald der Morgen graute, machten sich Cluaran und Adrian auf den Weg. Leise drangen sie in den Wald ein, gefolgt von sechs mit

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