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Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache

Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache

Titel: Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Lake
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ihr her.
    Wieder tauchte er in eine Welt ohne Farben ein und sein Blickwinkel öffnete sich nach beiden Seiten zum Wald. Er sah die Beine des fliehenden Bogenschützen, der einen Baum hinaufkletterte, spürte blinde Angriffslust und zuckte zusammen, als der Stamm näher kam und er mit dem Gesicht dagegenprallte. Er sah nicht durch Elsas Augen, sondern durch die des Königsebers! Er versuchte, seinen Körper in Bewegung zu setzen, während sein Bewusstsein mit den Augen des Ebers weitereilte. Er musste Elsa einholen, bevor sie den Eber einholte.
    Weißes Licht fuhr durch die Bäume hinter ihm, und er wusste, das war sie.
    Er spürte die Angst des Ebers, der herumfuhr, um sich dem weißen Licht zu stellen. Der Eber kannte diesen Gegner nicht, war aber entschlossen, ihn bis zum Tod zu bekämpfen. Hinter dem Licht stand eine kleine menschliche Gestalt. Das Schwert hob sich, der Eber stürzte darauf zu.
    Jetzt!, dachte Adrian. Jetzt versetzt sie Orgrim einen Schlag!
    Der Todesstreich traf seinen Nacken und er flog nach vorn, fiel auf das Gesicht und bekam keine Luft mehr. Hände packten ihn grob und rissen ihn hoch. Er sah den Eber vor sich mit einer klaffenden Halswunde auf dem Boden liegen. Elsa stand keuchend über das Tier gebeugt und das Schwert in ihrer Hand erlosch.
    Jemand drehte Adrian unsanft um.
    Cluaran.
    »Kennst du denn nicht die Grenzen deiner Gabe, du Narr?«

16. KAPITEL
    »Was für ein Dunkelauge bist du denn?«, rief Cluaran erregt.
    Elsa hatte ihn noch nie so wütend erlebt. Als Adrian nicht antwortete, packte und schüttelte Cluaran ihn. Adrian starrte ihn benommen an.
    »Du leihst dir die Augen eines Tieres, das im Begriff ist zu sterben!«, fauchte Cluaran. Hinter ihm kletterte der gerettete Bogenschütze mit zitternden Beinen von seinem Baum herunter.
    Elsa versteckte rasch die rechte Hand hinter dem Rücken, damit er das leuchtende Schwert nicht sah. Sie spürte, wie das Gewicht des Schwertes langsam nachließ.
    Cluaran packte Adrian unsanft an den Schultern. »Der Tod des Ebers hätte dir für immer das Augenlicht rauben können, Junge!«, sagte er mit gesenkter Stimme. »Hat dir das niemand gesagt?«
    Unter der Walnussfarbe wurde Adrian leichenblass. Cluaran musterte ihn noch einen Moment, dann ließ er seine Schultern los und seufzte tief.
    »Nein, ich merke schon, du bist tatsächlich so nichts ahnend, wie du aussiehst. Es ist ein Wunder, dass du überhaupt noch lebst.« Er drehte sich zu Elsa und dem Mann aus Oferstow um. »Wenn ihr nicht verletzt seid, dann sollten wir jetzt die anderen holen. Sie wollen den Eber bestimmt auch sehen.«
    Der Bogenschütze starrte mit weit aufgerissenen Augen zuerst den toten Eber und dann Elsa an. »Was für eine grässliche Bestie«, sagte er. »Und du hast ihn getötet.«
    »Ich hatte nur Glück«, murmelte Elsa mit gesenktem Kopf und rannte Cluaran und Adrian nach. Sie brauchte Zeit zum Nachdenken. Ihr Herz schlug einen lauten Trommelwirbel. Sie war von Triumph, Scheu und Schrecken erfüllt. Langsam spreizte sie die Finger, während die letzten silbernen Schuppen des Handschuhs auf ihrer Haut verschwanden.
    Sie hatte mit dem Schwert getötet. Sie hatte es gerufen und das Schwert hatte ihr geantwortet. Dafür wurde ich geschaffen, hatte es ihr zu verstehen gegeben.
    Der Bogenschütze holte sie ein. »Ein Mordshieb!«, sagte er staunend. »Du hast ein gutes Schwert! Ich wette, es stammt nicht von hier.« Stirnrunzelnd brach er ab. »Wo ist es überhaupt? Du hast es doch nicht bei dem toten Eber liegen lassen?«
    Elsa blieb stehen. Sie konnte ihm nicht die Wahrheit sagen, wollte aber auch nicht lügen.
    »Es gehört eigentlich gar nicht mir«, sagte sie ausweichend.
    Ein heftiges Pochen fuhr durch ihren Arm. Ich gehöre für alle Zeiten dir, Elsa, sagte die Stimme.
     
    Die Nachricht, dass einer der Schüler des Sängers den Königseber erlegt hatte, breitete sich in Windeseile aus. Als der Eber an Stangen ins Dorf getragen wurde, ließen die Dorfbewohner die drei Gäste hochleben. Elsa fing einen Blick Cluarans auf, der besagte, dass sie mehr Aufmerksamkeit erregt hatten, als ratsam war, auch wenn die Wächter sich noch nicht blicken ließen. Die Dörfler versammelten sich um ein Freudenfeuer, über dem zwei Wildschweine brieten. Elsa sah sich nach Adrian um. Er saß vor der Schmiede auf dem Boden und starrte trübsinnig ins Leere.
    »Wir sollten mitfeiern«, sagte sie leise und setzte sich neben ihn.
    »Woher weiß Cluaran so viel über die Dunkelaugen?«,

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