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Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache

Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache

Titel: Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Lake
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beschimpfen, das sie gestern im Labyrinth vor den Wächtern gerettet hatte! Unerhört! Warum behandelte er sie beide wie Narren?
    »Ich finde sie!«, rief er. »Jetzt gleich!«
    Cluaran sah ihn unbewegt an, offenbar hin und her gerissen zwischen Spott und etwas anderem, einer Art nachdenklichen Frage.
    Adrian funkelte ihn wütend an. Er würde diesem aufgeblasenen Kerl zeigen, was er vermochte, wer er in Wirklichkeit war. Er lehnte sich an den Baum, schloss die Augen und schickte seine Gedanken suchend nach Elsa und ihrem Pferd aus oder nach einem Tier des Waldes, das die beiden in diesem Augenblick sah.
    Plötzlich befand er sich mitten unter ihnen – unter zwölf durch den Wald rennenden Wildschweinen. Alle Farbe schien aus der Welt gewichen, dafür reichte sein Gesichtsfeld weiter denn je. Er sah den Wald auf beiden Seiten vorbeiziehen, als hätte man ihm Scheuklappen abgenommen. Neben ihm hoben und senkten sich die Flanken der Wildschweine. Baumstämme flogen vorbei, Gras wurde von ihren Füßen niedergetrampelt. Sein Blick war starr auf die Hinterbeine eines fliehenden Pferdes gerichtet und dann auf eine auf dem Weg stehende Gestalt. Elsa! Warum saß sie nicht auf ihrem Pferd? War sie heruntergefallen? Und noch etwas sah er – zu Elsas Füßen leuchtete etwas rötlich …
    Mit einem Ruck kehrte er zu sich zurück und öffnete die Augen. Er wusste, dass er durch die Augen des großen Ebers geblickt hatte. Panik überkam ihn.
    »Schnell!«, rief er Cluaran zu. »In diese Richtung!«
     
    Elsas Kräfte ließen nach. Lange konnte sie sich nicht mehr festhalten.
    Die Stute, die am Flussufer mit ihr durchgegangen war, war in den Wald zurückgekehrt. Im Galopp war sie durch Büsche gebrochen und im letzten Moment Bäumen ausgewichen. Äste hatten Elsa ins Gesicht geschlagen. Sie hatte sich über den Hals des Pferdes geduckt und sich in Todesangst an der Mähne festgeklammert.
    Und so war es weitergegangen. Der Wald um sie herum verschwamm zu einem grünen Meer. Elsa war, als reite sie schon eine Ewigkeit. Ich habe die anderen verloren, dachte sie.
    Endlich wurde die Stute langsamer. Elsa glaubte schon, sie wieder unter Kontrolle zu haben, da stemmte sie plötzlich die Hufe in den Boden und blieb abrupt stehen. Elsa schrie auf und flog nach vorn über den Hals des Pferdes. Sie konnte gerade noch die Zügel packen. Nur knapp verfehlte sie ein dorniges Gestrüpp und landete in einigen Farnen. Die Stute machte ein paar nervöse Schritte und Elsa, die sich immer noch an den Zügeln festhielt, wurde auf die Beine gerissen. Was hatte das Pferd denn?
    »Schon gut, mein Mädchen. Ganz ruhig jetzt.«
    Die Stute beruhigte sich und Elsa klopfte sich ab. Etwas auf dem Weg erregte ihre Aufmerksamkeit, kaum eine Manneslänge von ihr entfernt. Es leuchtete rotbraun, zu hell für einen Fuchs. Sie machte einen Schritt darauf zu und blieb fassungslos stehen.
    Ein rothaariges Kind, ein Mädchen, hockte am Wegrand. Es mochte vier bis fünf Sommer alt sein und war entschieden zu klein, um sich allein im Wald aufzuhalten!
    Wurde es von jemandem begleitet? Elsa sah sich um und lauschte angestrengt. Niemand kam. Sie sah zu, wie das Mädchen zerbrochene Eierschalen in den Schoß ihres Rocks klaubte. Es summte vor sich hin und die Haare fielen ihm seitlich über die Wange und verdeckten sein Gesicht.
    »He du!«, rief Elsa.
    Das Mädchen erschrak und ließ eine Eierschale fallen. Im nächsten Moment scheute die Stute und riss Elsa die Zügel aus der Hand.
    Elsa fuhr herum und erstarrte. Zwischen den Bäumen tauchte der Königseber auf und rannte mit gesenktem Kopf und speichelglänzenden Hauern auf sie zu.
    Ohne nachzudenken, trat sie ihm in den Weg und streckte den Arm aus. Komm!
    Zischend fuhr das Kristallschwert aus ihrer Hand. Unter den Bäumen wurde es taghell und das Kind hinter ihr schrie erschrocken auf.
    »Bleib zurück!«, rief Elsa über die Schulter. Nur noch wenige Schritte, dann hatte der Eber sie erreicht.
    Die anderen Wildschweine waren, vom gleißenden Licht des Schwertes geblendet, quiekend nach rechts und links verschwunden, doch der Königseber hielt unbeirrt auf sie zu.
    »Gott, steh mir bei!«, schrie Elsa und blickte ihm entgegen.
    Neben ihr raschelte es im Unterholz und sie machte sich auf einen zweiten Angreifer gefasst. Allerdings konnte sie nicht gegen zwei gleichzeitig kämpfen.
    Doch statt eines Wildschweins sprangen Cluaran und Adrian zwischen sie und den Königseber. Cluaran schoss ein, zwei, drei Pfeile ab, so

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