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Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache

Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache

Titel: Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Lake
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wandte sich zum Gehen. »Die Städter werden euch glauben.«
    »Was habt Ihr eigentlich in Venta zu tun?«, wollte Elsa wissen. Der Sänger ging weiter, als habe er sie nicht gehört. »Und warum können wir nicht mitkommen?«, rief sie lauter. »Wir können sehr wohl selbst auf uns aufpassen!«
    Cluaran drehte sich um. »Die Wächter wären binnen weniger Stunden hinter euch her«, erwiderte er barsch. »Ich suche in Venta etwas, was ich ganz dringend brauche, und will nicht dadurch gestört werden, dass ich euch in letzter Minute vor euren Verfolgern retten muss. Ihr wisst doch, dass ihr etwas habt, was Orgrim unbedingt auch haben will.« Er wies mit einem Nicken auf Elsas Hand. Elsa war so verdattert über die Anspielung auf das Schwert, dass sie keinen Ton herausbrachte. »Wartet hier, bis ich euch hole«, sagte Cluaran und verschwand zwischen den Bäumen.
    Elsa lief ihm nach. Der Wald hörte schon nach wenigen Metern auf. Sie trat aus den Bäumen und sah, wie der Sänger über das struppige Gras zur Straße marschierte. Er schien nicht in Eile zu sein, doch Elsa konnte ihn nicht einholen. Verärgert starrte sie hinter ihm her.
    Eine Hand fasste sie an der Schulter und zog sie in den Schutz der Bäume zurück. »Was tust du da?«, fragte Adrian. »Hast du nicht gehört, was er gesagt hat?«
    »Das ist mir egal«, erwiderte Elsa. »Er hat kein Recht, uns hier stehen zu lassen wie … wie Gepäck! Was muss er denn so unbedingt finden? Warum verrät er es uns nicht? Traut er uns nicht?« Sie trat wütend nach einem Stein und stieß ihn über den rissigen Boden. »Nicht, dass ich ihm trauen würde! Schleicht sich nachts immer weg und tut so, als seien wir kleine Kinder, die nicht auf sich selbst aufpassen können. Das ist ungerecht!«
    »Lass ihn«, sagte Adrian. »Du hast ja recht. Er behandelt uns wie Diener oder ungezogene Kinder. Wir brauchen ja nicht auf ihn zu warten, sondern können ohne ihn um die Stadt herumreiten. Aber geh ihm nicht nach. Es könnte gefährlich sein.«
    Seine Stimme klang bestimmt und Elsa sah ihn erstaunt an. Er zögerte, dann fuhr er hastig fort: »Vorgestern hatte ich einen Traum. Ich wusste nicht, wo ich war – aber jemand hatte dich gefesselt, jemand Böses, und tat dir weh. Ich habe Angst, dass der Traum in Erfüllung geht, wenn wir Venta betreten.« Er wich ihrem Blick aus. »Ich weiß, es klingt verrückt. Aber als ich von den Soldaten träumte, die Medwel überfielen, habe ich nichts gesagt, und dann war es doch mehr als ein Traum. Wenn dir etwas zustoßen würde, könnte ich mir das nie verzeihen.«
    »Ich finde gar nicht, dass das verrückt klingt«, sagte Elsa vorsichtig. Sie glaubte Adrian – oder wenigstens glaubte sie ihm, dass er Angst um sie hatte. Andererseits wollte sie unbedingt wissen, was Cluaran vorhatte. Die Neugier überwog die Angst. Sie musste Cluaran nach Venta folgen. »Es könnte uns doch auch etwas zustoßen, wenn wir hierbleiben«, versuchte sie Adrian zu überreden.
    »Möglich wäre es«, sagte er schließlich. »Dann gehen wir zusammen. Aber wir müssen vorsichtig sein.«
    »Ich werde so leise sein wie eine Maus«, versprach Elsa. Sie rannte noch einmal zu den Pferden zurück und vergewisserte sich, dass sie festgebunden waren.
    Sie traten aus dem Wald und fühlten sich zunächst schrecklich ausgesetzt. Erst als sie die Straße ein Stück in Richtung Stadt gegangen waren, legte sich ihr Unbehagen.
    An der Kreuzung ging Elsa schneller. Der Galgen mit seiner grausigen Last knarrte, und Elsa konnte sich einen Blick nach oben nicht verkneifen. Was hatte der arme Mann angestellt, dass er den Zorn der Wächter auf sich gezogen hatte? Oder war es eine Frau? Man konnte es nicht mehr erkennen.
    »Was sagen wir den Wächtern, wenn wir welchen begegnen?«, fragte Adrian leise.
    »Genau das, was Cluaran uns geraten hat«, erwiderte Elsa. »Dass wir Diener sind und unser Herr uns zurückgelassen hat. Dann interessiert sich niemand für uns.«
    Die Mauern von Venta Bulgarum bestanden aus mächtigen, oben zugespitzten Pfählen. Das Stadttor war geschlossen und mit eisernen Riegeln gesichert und die mit Speeren bewaffneten Männer, die vor dem ebenfalls aus Holz erbauten Wachhaus standen, wirkten genauso wenig einladend wie das Tor, das sie bewachten.
    »Halt!«, rief einer barsch, als Elsa und Adrian sich näherten. »In welchen Geschäften kommt ihr?«
    »Unser Herr hat uns vor der Stadt mit den Pferden zurückgelassen«, sagte Elsa weinerlich. »Aber er hat uns

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