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Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache

Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache

Titel: Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Lake
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platzte es aus Adrian heraus, als hätte er sie nicht gehört. »Als du den Eber getötet hast, wäre ich fast erblindet. Ich glaubte schon, ich könnte mit meiner Gabe umgehen – vielleicht sogar anderen damit helfen. Jetzt habe ich das Gefühl, gar nichts davon zu verstehen.«
    Elsa nahm ihn am Arm. »Aber du hast dem Dorf doch geholfen«, sagte sie. »Sieh doch!« Sie zeigte auf das Feuer und die im Schein der Flammen tanzenden Menschen und Adrians Stimmung hellte sich ein wenig auf. »Cluaran war schon überall und weiß offenbar alles«, fuhr sie unbekümmert fort. »Aber du bist das Dunkelauge, nicht er.« Sie stand auf und streckte ihm die Hand hin. »Wir müssen bald aufbrechen. Komm, wir wollen uns verabschieden.«
    Bergred und Kedwyn wollten sie dazu überreden, noch zum Fest zu bleiben, doch Cluaran lehnte höflich ab. »Wir haben noch einen weiten Weg vor uns«, sagte er, »und wir haben es eilig.« Er zögerte. »Wenn die Wächter hier auftauchen und nach uns fragen, sagt lieber nicht, dass ihr uns bei euch beherbergt habt.«
    »Von uns erfahren sie kein Sterbenswörtchen«, versprach Bergred.
    Er gab ihnen im Austausch für ihre erschöpften Pferde drei stämmige, junge Wallache, und sie brachen auf, noch bevor die Sonne sich dem Horizont näherte. Von den Dorfbewohnern erhielten sie noch weitere Geschenke: mit Wolle gefütterte Kapuzenmäntel und genug Essen und Trinken bis Venta Bulgarum.
    Am ersten Tag und auch noch am zweiten mieden sie die Straße. Sie übernachteten in einem Wäldchen an einem Fluss, wo sie sich waschen und die Pferde tränken konnten. Cluaran schien den Weg gut zu kennen. Elsa hätte gern gewusst, wie oft er ihn schon benutzt hatte. Die unsichtbaren Wege, denen sie folgten, führten nicht an Dörfern vorbei, in denen er sich Brot und Unterkunft verdienen konnte, und schienen deshalb für einen Sänger eher ungeeignet.
    Am Nachmittag des zweiten Tages führte er sie aus dem Wald auf eine felsige Anhöhe. Von dort blickten sie auf wohlbestellte Felder hinunter. Dahinter konnte Elsa ein Stück Straße erkennen, die an dieser Stelle eine Kurve machte.
    »Gleich hinter dieser Kurve kommt eine Kreuzung«, sagte der Sänger. »Die Straße führt geradewegs nach Osten und nach Venta, das eine halbe Meile entfernt ist. Auf ihr muss man überall mit Patrouillen rechnen.« Er zeigte auf einen hellgrünen Fleck zwischen den Bäumen am Fuß des Hügels. »Dort können die Pferde ausruhen, und ihr bleibt bei ihnen und passt auf sie auf. Ich gehe zu Fuß weiter.«
    »Wir sollen hierbleiben?« Elsa sah ihn überrascht an.
    »Ihr wollt die Straße benützen?«, fragte Adrian.
    Cluaran gab keine Antwort. Er wendete nur sein Pferd und ritt auf der Anhöhe entlang. Elsa und Adrian folgten ihm. Unter ihnen kam ein weiteres Stück Straße in Sicht, und Elsa sah die Stelle, wo sie einen Weg kreuzte. Der Sänger zeigte zur Kreuzung hinunter. Dort hing an einem Holzgestell etwas.
    Es handelte sich um einen Galgen. Elsa schluckte. Etwas, was aussah wie ein Lumpenbündel, schwang an dem Seil sachte hin und her. Zu Hause in Dubris fanden natürlich auch Hinrichtungen statt, doch ihr Vater hatte sie nie zu einer mitgenommen. Elsa bekreuzigte sich und murmelte ein Gebet für die Seele des Hingerichteten. Adrian neben ihr schwieg.
    »Deshalb benütze ich die Straße«, sagte Cluaran über die Schulter. »Die Wächter sorgen dafür, dass entlang der Straße viele hängen, damit Reisende nicht in Versuchung kommen, die kontrollierten Wege zu verlassen. Wer nicht auf der Straße bleibt, läuft Gefahr, aufgegriffen und als Dieb gehängt zu werden – erst recht, wenn er bewaffnet ist.«
    »Was ist denn so gefährlich daran, wenn man die Straße verlässt und durch den Wald reitet?«, fragte Elsa ängstlich.
    Cluaran musterte sie seltsam. »Gar nichts. Aber die Wächter wollen, dass die Bewohner der Stadt Angst haben. Und die Leichen von Fremden sind immer eine wirkungsvolle Abschreckung.«
    Schweigend ritten sie den Hügel hinunter. Der hellgrüne Fleck, den sie von oben gesehen hatten, entpuppte sich als kleine, mit hohem Gras und Unkraut bewachsene Lichtung.
    »Dort vorne beginnt das Stadtgebiet«, sagte Cluaran. »Bleibt in der Nähe der Bäume, und wenn ihr Reiter hört, lasst die Pferde stehen und versteckt euch.« Er sprang vom Pferd. »Wenn jemand anders vorbeikommt, sagt einfach, ihr müsstet auf die Pferde eures Herrn aufpassen, weil er sich die Stallgebühren sparen will.« Er lächelte spöttisch und

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