Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache
Soldaten versteckt hatten. Dieser Mann hatte sie unbarmherzig durch drei Königreiche gejagt. Vor ihnen stand Orgrim.
»Meine Herren, diese beiden Gefangenen wurden dabei erwischt, wie sie bewaffnet in die Halle des Königs eindringen wollten. Ihr Begleiter entkam und wird gegenwärtig von den Wächtern gesucht. Bis zu seiner Festnahme habe ich die Wache zum Schutz des Königs und des Rates verdoppelt.«
Auf dem Podium wurde erregtes Gemurmel laut. Beotrich runzelte die Stirn und umklammerte die geschnitzten Armlehnen seines Sessels, bis seine Fingerknöchel weiß hervortraten.
»Ihr zeigt Euch einmal mehr um meine Sicherheit besorgt, Orgrim, und ich danke Euch dafür. Aber was hat es mit dieser Verschwörung gegen uns auf sich? Wir leben doch mit unseren Nachbarn in Frieden.«
Orgrim nickte. »So ist es, Herr. Doch wie ich herausgefunden habe, lebt dieser Verräter Aagard noch und spinnt Intrigen gegen Euch. Man hat die beiden Spione in seiner Begleitung gesehen.« Er zeigte auf Elsa und Adrian.
Am Saaleingang wurden Stimmen laut.
»Und ich sage Euch, dass ich jetzt sofort angehört werden muss!«, brüllte Cathbar über die Köpfe der beiden Männer hinweg, die ihn anhalten wollten. Er drängte sich zwischen ihnen hindurch, marschierte nach vorn und blieb neben Adrian stehen. Elsa sah, wie der König zusammenzuckte.
»Ich bitte Euch um Vergebung«, sagte Cathbar atemlos, »doch mein Anliegen duldet keinen Aufschub. Die Berichte von Spionen und Verschwörungen mögen stimmen, doch diese beiden Kinder sind nicht daran beteiligt.« Er legte Adrian die Hand auf die Schulter. »Der Junge hier ist der Sohn Eures alten Freundes Heored von Sussex. Er hat mir den Beweis dafür gezeigt. Ich bitte Euch, ihn wenigstens anzuhören – Ihr würdet doch einen Königssohn bestimmt nicht verurteilen, ohne anzuhören, was er selbst zu seiner Verteidigung zu sagen hat?«
Bevor der König darauf antworten konnte, war Adrian schon aufgesprungen. Seine Augen funkelten. Zwar hatte man ihm die Hände wieder gefesselt, doch konnte er sie zum Hals heben, den silbernen Vogel aus dem Mantel ziehen und ihn hochhalten.
»Es stimmt«, rief er. »Ich bin Adrian von Sussex und versichere König Beotrich der Freundschaft meines Vaters und meiner eigenen.«
Cathbar machte einen Schritt nach vorn, als wollte er noch etwas sagen, doch da traten auf einen Wink Orgrims zwei Wächter mit gezogenen Messern zu ihm und hielten ihn an der Stelle fest, an der er stand.
Der König erhob sich und trat an den Rand des Podiums, um Adrian genauer in Augenschein zu nehmen.
»Er sieht Heored tatsächlich ähnlich«, sagte er nachdenklich. »Vielleicht handelt es sich um ein Missverständnis, Orgrim …«
»Nein!« Orgrims Stimme klang hasserfüllt. »Vergesst nicht, Herr, ich kann durch die Augen der Menschen sehen und weiß, was sie denken.« Adrian runzelte die Stirn, als wollte er widersprechen, doch Orgrim beachtete ihn nicht. »Ein Königssohn kann genauso ein Verräter und Spion sein wie ein einfacher Mann – und mit viel mehr Grund! Wer hätte bessere Möglichkeiten, Euer Königreich nach Eurem Tod zu erobern, Herr?« Beotrich schien protestieren zu wollen, doch Orgrim ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Warum sonst sollten die beiden sich verkleidet haben? Der Junge hat sich Haare und Haut dunkel gefärbt!« Er zeigte verächtlich auf Elsa. »Und der hier«, sagte er, »der ist ein Mädchen, das sich als Junge verkleidet hat.«
Elsas rechte Hand brannte so sehr, als wollte sie gleich in Flammen aufgehen. Sie ballte sie zur Faust. Nein, flehte sie, du darfst jetzt nicht auftauchen.
Ich muss!
Orgrim trat zu ihr und packte sie an der Schulter. Sie erschauerte und das Schwert wuchs leuchtend aus ihrer gefesselten Hand.
Orgrim sprang zurück. Das Schwert hatte ihn am Handgelenk gestreift. Blut tropfte langsam aus der Wunde.
»Sie ist nicht nur eine Verräterin, sondern auch noch’ eine Hexe«, zischte er.
»Nein!«, rief Adrian. »Elsa ist weder eine Hexe noch eine Spionin!«
Elsa wünschte sich, er würde schweigen. Sie jetzt zu verteidigen, nützte ihr nichts. Doch die Männer auf dem Podium hatten Adrian gar nicht gehört. Sie starrten nur auf das leuchtende Schwert in der behandschuhten Hand des Mädchens, das mit seinem Schein den dämmrigen Saal erhellte.
»Indem du für sie sprichst, verrätst du dich«, erwiderte Orgrim. Er wandte sich an Beotrich. »Euer Urteil, Herr?«
Der König schien ehrlich entsetzt zu sein. »Schuldig
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