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Chroniken der Dunkelheit - 02 - Kristallschwert

Chroniken der Dunkelheit - 02 - Kristallschwert

Titel: Chroniken der Dunkelheit - 02 - Kristallschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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hätte vor Enttäuschung schreien mögen. Ich bin Adrian von Sussex – ein künftiger König, dachte er, aber ich kann nicht einmal diesem blöden Tier befehlen zu fliegen!
    Er holt tief Luft, schluckte seine Angst hinunter und versuchte sich mit dem alten Drachen über die endlosen weißen Schneefelder zu freuen. Es musste herrlich sein, über sie hinwegzufliegen, dachte er und überließ sich ganz dieser Vorstellung – der Freiheit des Himmels, der Sonne auf seinem Rücken und dem über seine Schuppen streichenden Wind … Er spürte, wie der mächtige Leib unter ihm zuckte, als würde er darauf antworten. Ja! Mit ausgebreiteten Schwingen durch die Luft zu fliegen, dachte er weiter, sich fallen zu lassen und zu kreisen. Wieder schwang der Kopf zur Seite und Adrian hörte ein gewaltiges Brausen – der Drache atmete ein. Doch sein Leib bewegte sich noch immer nicht.
    Dann schnaubte er tosend wie eine Sturmbö und eine Fontäne schimmernder Eispartikel stieg in die Luft auf. Adrian spürte, wie der Boden unter ihm ruckte, und hörte Fritha schreien. Alles um sie herum geriet in Bewegung.
    Ein Donnern und Poltern wie von einer gewaltigen Lawine ertönte und sie wurden fünfzehn Meter in die Luft gehoben. Der Gletscherdrache zog erst das eine, dann das andere Vorderbein aus dem Fels.
    Adrian wurde aus dem Bewusstsein des Drachen geschüttelt wie eine Fliege von der zuckenden Flanke eines Pferdes. Neben ihnen hob sich ein zusammengefalteter Flügel. Kaskaden von Steinen und losem Schnee rollten den Hang hinunter. Auch der Rücken mit dem Kamm erwachte aus seinem langen Schlaf und bog sich. Adrian konnte unmöglich den ganzen zum Leben erwachenden Leib des Drachen mit seinem Bewusstsein umfassen, dazu war er viel zu groß, aber er spürte, wie der Koloss sich streckte, die Starre von sich abschüttelte und, von plötzlicher Kraft durchdrungen, schwerfällig aufstand, ein Dutzend krachender Schritte bergauf ging und sich dann mit knatterndem Flügelschlag in die Luft warf.
    Der weiße Drache legte sich in die Kurve und flog übermütig nach unten und auf die weiße Ebene hinaus. Adrian stützte sich mit Händen und Knien auf den kalten rauen Schuppen auf und sah sich um. Der Wind blies ihm ins Gesicht. Der Drache schien zum Fliegen eigentlich zu groß und schwer, doch schwebte er wie eine Feder in der Luft. Drunten strich sein Schatten über den Schnee. Er legte sich wieder in eine Kurve und Adrian rutschte über den vereisten Hals. Er sah, dass Cathbar und Fritha zu einer Vertiefung am Ansatz des Rückenkamms gerobbt waren. Er kroch zu ihnen und sie hielten sich aneinander und an aus dem Eis hervorstehenden Schuppen fest und drückten sich an den Kamm, um nicht hinunterzufallen. Der Gletscherdrache schien seine Freiheit in vollen Zügen zu genießen.
    »Gut gemacht, Junge!«, rief Cathbar durch das Brausen des Windes. »Kannst du den Drachen jetzt zum Landen bringen?«
    Adrian hatte sich gerade mit diesem Problem beschäftigt. Wieder tastete er sich zu den Augen des Drachen vor. Eisstücke und Steine flogen um ihn herum. Doch noch bevor er nach den Gedanken des Drachen tasten konnte, schrie ihm eine Stimme ins Ohr und jemand packte ihn schmerzhaft am Arm. Abrupt kehrte er zu sich selbst zurück und blickte in Frithas panisches Gesicht.
    »Kvöl-dreki!«, schrie sie. »Er greift uns an, Adrian!«
    Adrian blickte in die Richtung ihrer ausgestreckten Hand. Am Berghang unter ihnen klaffte ein schwarzer Spalt und von dort flog der blaue Drache mit ausgestreckten Klauen auf sie zu. Er will uns holen, wie er Elsa geholt hat! ,war Adrians erster Gedanke – doch der Herr des Drachen hatte keine Verwendung für sie: Er wollte nur das Schwert. Dies war also ein Kampf unter Drachen, und er und seine Gefährten waren dabei so unwichtig wie gefangene Fliegen.
    Taragor hatte das Maul aufgerissen und spuckte Feuer, und in dem Auge mit den schwarzen Schlieren glomm tödlicher Hass.

18. KAPITEL
    Wir fürchteten, dass Loki als Nächstes einen Felsendrachen auf uns loslassen würde: Kvöl-dreki oder Taragor, wie wir ihn in unserer Sprache nennen. Der Großteil unseres Heeres sollte den Eigg Loki hinaufsteigen und den Drachen möglichst aufhalten, bevor er losflog.
    Ich sollte mich in die Feuerkammer im Berg begeben, wo der böse Dämon gegen seine alten Fesseln kämpfte. Nur eine kleine Streitmacht begleitete mich: drei Männer des Eisvolkes – die tapfersten, da sie das Feuer mehr als alles andere fürchten –, ein halbes Dutzend

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