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Chroniken der Dunkelheit - 03 - Feuerkreis

Chroniken der Dunkelheit - 03 - Feuerkreis

Titel: Chroniken der Dunkelheit - 03 - Feuerkreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Lake
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wollte ich nur noch sterben«, sagte er. »Ich hatte mein Schiff verloren, meine braven Männer waren ertrunken. Auch dich, mein Liebstes, glaubte ich tot. Ich lag in diesem Fischerboot und betete um den Tod, und als mein Wunsch nicht in Erfüllung ging, machte ich mich selbst zum Leibeigenen. Ich war nichts mehr wert.«
    »Das darfst du nicht sagen!«, widersprach Elsa. »Der Untergang der Spearwa war nicht deine Schuld!«
    Adrian rief sie. Er stand mit den anderen auf der Kuppe eines Hügels. Sie traten zu ihm und sahen ihr Ziel auf der Ebene vor sich: einen großen Steinkreis.
    »Wir werden erst nach Einbruch der Dunkelheit dort sein«, sagte Cluaran. »Was macht dein Zweig, Elsa?«
    Elsa sah auf die Mistel hinunter. Die Blätter begannen einzutrocknen und die Beeren zu verschrumpeln, aber sie waren noch weiß und die Blätter grün.
    »Ich glaube, er hält noch bis morgen«, sagte sie.
    »Dann übernachten wir hier, am Fuß des Hügels.«
    Zum Feuermachen waren sie zu müde. Trymman legte sich neben Elsa und schlief rasch ein. Schlafend sah er weniger gezeichnet aus und ähnelte mehr dem Mann, den sie in Erinnerung hatte. Sie betrachtete ihn und lauschte auf die leisen Atemzüge der anderen, bis die innere Unruhe sie zum Aufstehen drängte. Leise blickte sie sich um. Vor ihr erstreckte sich gestaltlos die nächtliche Ebene unter dem fahlen Mond. In der Ferne konnte sie die Kolosse des Steinkreises erkennen.
    Plötzlich überkam sie das verrückte Verlangen, jetzt gleich dorthin zu gehen, den schützenden Mistelzweig abzunehmen und Loki allein, ohne ihre Gefährten und ihren Vater, gegenüberzutreten. Doch womit sollte sie gegen ihn kämpfen? Sie hatte keine Waffe außer ihrer leuchtenden Hand. Zwar spürte sie Ioneths Anwesenheit, seit Ainé Ioneth gerufen hatte, doch nur als kaum wahrnehmbares Murmeln und schwaches Kribbeln in ihrer Hand. Sie dachte an das Ungeheuer, in das Wulf sich verwandelt hatte, den in Flammen gehüllten, hämisch grinsenden Riesen, der in Gedankenschnelle seine Gestalt ändern und mit einer einzigen Handbewegung ein ganzes Feuer entfachen konnte.
    Lass nicht zu, dass er dich berührt, hatte Ainé gesagt. Auch sein Feuer darf dich nicht berühren. Genauso gut konnte man einem Seemann sagen, er solle das Wasser meiden.
    Adrian war hinter sie getreten. Sein Gesicht war im Dunkel nur ein helles Oval. »Cluaran glaubt, dass Loki morgen kommt«, sagte er.
    Elsa nickte und zeigte ihm den verzauberten Mistelzweig, den sie sich ans Hemd gesteckt hatte. »Angeblich kann er mich überall finden. Dieser Zweig entzieht uns seinen Blicken, aber er welkt.«
    »Oh.« Adrian wollte noch etwas sagen, brach aber ab. Schweigend saßen sie nebeneinander. »Und das Schwert?«, sagte Adrian schließlich. »Ist es zurückgekehrt?«
    Elsa wusste nicht, was sie antworten sollte. »Es hat sich gezeigt«, sagte sie. »Ich habe es in meiner Hand gesehen und Ioneth auch wieder sprechen gehört. Aber es war nicht wirklich da – nicht fest. Eine Frau, die ich im Land der Fay traf, meinte, es könnte trotzdem reichen.« Die Angst, die sie die ganze Zeit unterdrückt hatte, wallte plötzlich in ihr auf. »Ich weiß nicht, was ich tun soll, Adrian. Ich kann euch nicht beschützen!«
    Er sah sie an, aber nicht ängstlich, sondern erstaunt. »Warum solltest du uns beschützen?«, sagte er. »Wir helfen uns gegenseitig. Deshalb sind wir doch hier.«
    Er meinte es ernst. Elsa wusste zwar, dass er ihr immer gegen Loki hatte beistehen wollen, aber jetzt, da sie dem schrecklichen Dämon beide in die Augen geblickt hatten … »Adrian«, sagte sie rasch, bevor sie ihre Meinung ändern konnte, »komm morgen nicht mit zum Steinkreis. Kehre nach Sussex zurück.«
    »Wovon sprichst du?«, begann er, doch sie ließ ihn nicht ausreden, obwohl sie die Worte kaum herausbrachte.
    »Wenn das Schwert versagt, tötet Loki mich und alle, die mit mir gekommen sind.«
    Endlich war es heraus. Sie war fast erleichtert. Adrians Gesicht war so bleich wie der Mond, er hatte die Augen weit aufgerissen, aber er schüttelte weiter den Kopf.
    »Überleg doch, Adrian!«, beharrte sie. »Du bist ein König und dein Land braucht dich. Gegen Loki kannst du doch auch später noch mit deinem ganzen Heer kämpfen.«
    »Ich habe darüber nachgedacht«, sagte Adrian. »Ich weiß, dass ich König sein muss. Wenn alles vorbei ist, kehre ich zurück und herrsche, so gut ich es vermag. Aber noch nicht morgen.« Seine Stimme zitterte ein wenig, aber er klang so

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