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Chroniken der Dunkelheit - 03 - Feuerkreis

Chroniken der Dunkelheit - 03 - Feuerkreis

Titel: Chroniken der Dunkelheit - 03 - Feuerkreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Lake
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gelöst und blickte ihr entgegen. Es war Fardi. Langsam trat er auf sie zu. Er hatte die Augen aufgerissen und sein hageres Gesicht war plötzlich weiß wie Schaum. Nach einigen Schritten blieb er stehen und streckte tastend die Hand aus, als könnte er nichts sehen.
    »Elsa?«, flüsterte er.
    Elsa schluchzte auf und rannte zu ihm. »Du bist es also wirklich!«, rief sie. »Diesmal bist du es wirklich, Vater!«
     
    Zeit für Erklärungen blieb kaum. Adrian wartete, während Elsa ihrem Vater unter Tränen einiges von dem berichtete, was ihr seit dem Untergang der Spearwa widerfahren war. Dann kam Cluaran und unterbrach sie.
    »Hier können wir nicht bleiben«, sagte er kurz angebunden. »Unser Ziel liegt einige Meilen von hier entfernt, und je eher wir dort sind, desto besser.«
    Elsa blickte auf die Brosche, die sie trug – einen Mistelzweig, den Adrian noch gar nicht bemerkt hatte. »Cluaran hat Recht«, sagte sie. »Wir müssen gehen.«
    Landeinwärts gelangten sie schon bald zu einem Dorf, in dem sie die anderen Seeleute zurückließen, nachdem sie bezahlt und sich bedankt hatten. Die Männer wollten Trymman dazu überreden, noch zu bleiben und mit ihnen auf sein Glück anzustoßen, doch Cluaran wollte nicht warten.
    »Wir werden sowieso auch nachts unterwegs sein«, sagte er. »Und morgen müssen wir da sein – länger hält unser Schutzzauber nicht an.«
    Elsa ging am Arm ihres Vaters und er sah sie immer wieder an, als könnte er von ihrem Anblick nicht genug bekommen. Er hatte dieselben dicken schwarzen Haare wie sie und wohl auch ein ähnlich geformtes Gesicht, was allerdings schwer zu beurteilen war, so sehr war er abgemagert.
    Doch jetzt, da das Geheimnis seiner Identität gelüftet war, erkannte auch Adrian in ihm den Kapitän der Spearwa mit den buschigen Brauen.
    Trymman musste seine forschenden Blicke gespürt haben, denn er wandte sich ihm mit einem schiefen Lächeln zu. »Du warst mein letzter Passagier«, sagte er. »Der Junge, der ins Frankenreich wollte. Du kamst mir gleich bekannt vor. Du bist gewachsen und im Gesicht älter geworden, sonst hätte ich dich früher erkannt. Ich bin froh, dass ich dich ans Ziel bringen konnte – mehr, als ich sagen kann.«
    Sie marschierten fast den ganzen Tag und machten erst Pause, als die Sonne bereits sehr tief stand. Sie kehrten in einem Bauernhaus an der Straße ein, tranken Milch, aßen Gerstenfladen und ließen sich berichten, was in letzter Zeit passiert war. Adrian, der an sein Reich und seine Mutter dachte, fragte nach der Straße nach Osten, doch der Bauer schüttelte den Kopf. Im Osten sei es zu Überfällen an der Küste gekommen, hatte er gehört, und ein Straßenhändler aus Kent, dem er am Vortag begegnet war, hatte von einer heidnischen Religion erzählt, die sich in den östlichen Königreichen epidemieartig ausbreitete. Menschen würden gewaltsam bekehrt und Dörfer als Opfer für den neuen Gott angezündet.
    Bedrückt setzten sie ihren Marsch fort. Adrian war halb krank vor Sorge. Lass uns Loki bald begegnen! ,betete er. Wir müssen dieses Grauen beenden – wenigstens versuchen müssen wir es.
    Cluaran war auf der Kuppe eines Hügels angekommen und blieb zusammen mit Eolande stehen. Adrian eilte zu ihnen hinauf.
    »Da ist es«, murmelte Cluaran.
    Sie hatten immer noch eine Strecke von zwei bis drei Meilen zurückzulegen. Auf einer Ebene stand ein nach allen Seiten offener Tempel, ein Gebilde aus aufrecht stehenden Steinen, die durch flache, oben liegende Steine zu einem Kreis verbunden waren. In dem Kreis standen paarweise noch höhere Steine zusammen, jeweils verbunden durch einen dritten Stein, der wie ein Türsturz auf ihnen lag. Schwarz erhoben sich diese Türen vor dem roten Abendhimmel, Türen, die immer offen standen und nur zueinanderführten.
    Sie sahen die hängenden Steine.
     
    Elsa hielt sich am Arm ihres Vaters fest. Sie fürchtete immer noch, sie könnte ihn verlieren, wenn sie ihn nun losließ. Hin und wieder schauten sie einander an und lächelten – das Lächeln ihres Vaters war jedoch so in sich gekehrt und sein Gesicht so ausgemergelt und von Kummer gezeichnet, dass ihr ganz weh ums Herz wurde. An seinem Gesicht hatte sie erkannt, dass er unmöglich ein Trugbild sein konnte, das sie quälen sollte. Als Loki die Gestalt ihres Vaters angenommen hatte, war er schön gewesen und hatte ihr lächelnd starke Arme entgegengestreckt. Was wusste der Gefesselte schon von Kummer und Leid?
    »Als Fischer mich aus dem Wasser zogen,

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