Chroniken der Dunkelheit - 03 - Feuerkreis
und spuckte wieder Flammen. Diesmal brannte der ganze Himmel über ihnen, und Jokul-dreki, der genauso groß war wie der Feuerdrache, flog mitten in die Feuersbrunst hinein.
Flammen umzüngelten ihn und einen langen Moment war er überhaupt nicht mehr zu sehen. Dann tauchte er wieder auf und schüttelte die Flügel. Ein eisiger Windstoß blies seinem Gegner einen Schauer kleiner Wasser- und Eistropfen ins Gesicht.
Die im Steinkreis eingeschlossenen Gefährten empfanden die kalte Luft als Segen. Elsa trat unter dem schützenden Steintor hervor und sah beklommen zu den beiden Ungeheuern hinauf, die sich am Himmel umkreisten und nach einem Vorteil suchend immer höher stiegen. In das Donnern ihrer Flügel mischte sich ihr Gebrüll. Schwarze Wolken, aus denen Blitze zuckten, hüllten sie ein und machten sie unsichtbar.
»Ist der Feuerdrache schon geschwächt?«, fragte Adrian, der neben Elsa stand und ebenfalls nach oben blickte.
Elsa schüttelte zweifelnd den Kopf. »Ich glaube … er hat den Eisdrachen verwundet …«
Adrian hatte Mühe, sie zu verstehen, aber er folgte ihrem Blick durch den Rauch und sah den eingerissenen, gezackten Rand eines gewaltigen weißen Flügels.
Der Feuerdrache nützte seinen Vorteil aus und überschüttete Jokul-dreki mit Flammen, deren Hitze bis zu den Zuschauern am Boden ausstrahlte. Adrian spürte ein Kribbeln in den Haaren. Der weiße Drache geriet ins Taumeln.
Da tauchte aus dem Nichts Taragor neben ihm auf.
Wie ein Speer flog er auf die Flanke des Feuerdrachen zu. Im Vergleich zu ihm wirkte er winzig, aber scharfkantig wie ein Feuerstein. Ein Auge war zerstört und erloschen, ein Bein hing nach unten, doch eine blinde, bedingungslose Wut trieb ihn weiter an. Adrian schmeckte sie förmlich, als der Drache über ihn hinwegbrauste.
Der Feuerdrache riss seinen Rachen auf, um wieder Flammen zu speien – da raste Taragor durch seinen Flügel hindurch geradewegs in seine Seite hinein. Kreischend und mit Flammen bedeckt löste er sich wieder von ihm, doch der Feuerdrache brüllte, wie Adrian ihn noch nie hatten brüllen hören, und stürzte nach unten. Erst knapp vor den obersten Steinen fing er sich wieder, doch inzwischen hatte Taragor schon gewendet und flog erneut auf ihn zu. Er war versengt und zerzaust, doch seine Wut ungeschmälert.
Immer wieder griff der blaue Drache das Ungeheuer an und immer wieder zog er sich brennend zurück, um mit dem nächsten Angriff noch mehr Schaden anzurichten. Der Feuerdrache drehte sich auf der Stelle und versuchte mit zuckenden Kopfbewegungen das kleine Ding zu erwischen, das sich erdreistete, ihm wehzutun. Jokul-dreki erholte sich unterdessen und bog den riesigen Kopf in den Nacken, um eine weitere eisige Atemwolke auszustoßen.
Weiße Wolken türmten sich über dem Steinkreis und überzogen die obersten Steine mit Eis. Sowohl Taragor wie der Feuerdrache verschwanden in ihnen und rotes Feuer leuchtete durch die Wolken. Wieder atmete Jokul-dreki aus. Das feurige Ungeheuer in der Wolke brüllte. Blitze schossen aus den Wolken und schlugen zischend und krachend in die Erde um den äußeren Steinkreis ein. Taragor flog aus der Wolke senkrecht nach oben. Seine Schuppen waren weiß verkrustet. Die Wolke löste sich auf. Der Feuerdrache schwebte noch in der Luft, doch seltsam verändert: Er blendete nicht mehr mit seinem gleißenden Feuer, sondern glühte rotschwarz wie geschmolzenes Gestein. Ein letztes Mal schlug er mit den Flügeln, dann zerbarst er mit einem Getöse, als prallten Welten aufeinander.
Schwarze Glasscherben regneten auf die Erde nieder, und Adrian riss Elsa unter das Tor zurück, das unter dem Lärm erzitterte. Dann hüllten nur noch Wind und Regen sie ein und der ohrenbetäubende Nachhall des Kampflärms.
23. KAPITEL
Der Feuerdrache war verschwunden, doch Elsa konnte nicht glauben, dass schon alles vorbei war.
Ihr dröhnten immer noch die Ohren von dem Lärm, mit dem das Ungeheuer zugrunde gegangen war. Das Feuer war erloschen, auf den erhitzten Steinen des Steinkreises zischten die letzten Regentropfen. Die Erde war vom Kampf des Drachen aufgewühlt und verbrannt und mit den glänzenden schwarzen Splittern übersät, in die sich sein Körper aufgelöst hatte.
Eolande lehnte erschöpft an einem steinernen Pfeiler, Cluaran beugte sich über sie. Cathbar schüttelte Trymman die Hand.
»Das mit den Steinen war ein guter Einfall!«, sagte er.
»Elsa hat Euer Lob noch viel mehr verdient«, erwiderte Trymman mit stolzem Blick
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