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Chroniken der Jägerin 3

Chroniken der Jägerin 3

Titel: Chroniken der Jägerin 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Liu
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an der Schulter fest.
    »Wie«, fragte sie ruhig, »wie hast du meine Verbindung mit den drei Männern gebrochen?«
    Schuldgefühle durchschossen mich. »Ich hab es einfach getan.«
    »Du hast drei Leben vergeudet.«
    »Die du sonst benutzt hättest, bis sie gestorben wären?«
    »Ja«, sagte sie und blickte zu Grant herunter. »Ich kann dich heilen. Aber ich brauche dazu ein Medium, ein Gefäß, einen Menschen, mit dem ich mich verbinden kann.«
    »Nein, ich werde nicht noch jemanden opfern.«
    »Es sind doch nur Menschen.«
    »So wie wir.« Er starrte sie an. »Genauso wie wir.«
    Die Botin zögerte. Sie betrachtete ihn, ihr Blick glitt von seinem Gesicht in die Luft um ihn herum und verfolgte all die Stränge aus Farben und Licht, die für meine Augen unsichtbar waren. Was auch immer sie gesehen haben mochte, es bewirkte, dass sie die Schultern hängen ließ.
    »Dann werde ich mich an dich binden müssen«, sagte sie leise.
    Zur Hölle, nein!, dachte ich. Aber Grant streckte ohne zu zögern seine Hand nach ihr aus; und ich war zu langsam, um zu sprechen, ihn aufzuhalten – und sie ebenfalls aufzuhalten. Sie umfasste sein Handgelenk.
    Grant keuchte, kniff die Augen zusammen. Ein schrecklicher Schmerz durchbohrte mein Herz, ein zerrendes Gefühl wie von einem Haken, fremdartig und durchdringend, wie ein Blutegel, der sich an mir festsaugte. Die Finsternis rührte sich
in mir und durchzuckte mich mit einem Zischen. Ich hielt sie mit all meiner Kraft zurück. Die Jungs drängten sich gegen meine Haut… vor allem Zee wand sich in seinen Träumen.
    Die Botin warf ihren Kopf zurück, der Atem rasselte in ihrer Kehle.
    »Lichtbringer«, sagte sie und klang dabei ein wenig überrascht.
    Grant machte ein würgendes Geräusch. Etwas zog an meinem Herzen; jene Haken zerrten es schmerzhaft nach außen, nach außen zu ihm hin. Zu ihm, durch ihn hindurch, zu der Botin. Kein goldenes Licht. Ihre Verbindung war schmerzhaft und besitzergreifend. Nichts Sanftes lag darin.
    Wir könnten sie töten, flüsterte die Finsternis . Ihre Berührung gefällt uns nicht.
    Es reicht, fuhr ich sie an, du hast schon genug angerichtet.
    Wir haben schließlich nicht damit angefangen, erwiderte sie sanft . Es waren nicht wir, die getötet haben.
    Die Botin sang. Ihre Stimme war stark und stabil, so wie die Hand, die Grants verwundeten Arm hielt. Ich sah völlig perplex zu, als sich sein zerfetztes Fleisch zu schließen begann. Es geschah zwar langsam, aber stetig, und Grant erbleichte, Schweiß strömte über sein Gesicht. Ich stützte ihn, als es ihn durch und durch schüttelte.
    So lange, bis sich die Wunde endlich geschlossen hatte. Die Botin beendete ihren Gesang und lehnte sich zurück, zwar immer noch anmutig, aber langsam, vorsichtig, jede Bewegung wirkte gemessen und behutsam. Schweiß glitzerte auch auf ihrem Gesicht, ihre Lippen hatten jede Farbe verloren und verschmolzen mit ihrer weißen Haut.
    Für eine lange Zeit herrschte Schweigen. Die Botin schaute von Grant zu mir, und ihr Blick blieb schließlich an meinem
Gesicht hängen. Sie musterte mich, aber mit einer besorgten Nachdenklichkeit. Ich erwiderte ihren Blick, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Dein Herz ist eigenartig«, sagte die Botin.
    »Ja«, antwortete ich, »brich die Verbindung ab.«
    Ich dachte, sie würde nein sagen. Ihre Hand berührte ihre Brust und ließ sie darübergleiten, so als spürte sie etwas Warmes durch ihre Handfläche hindurch. Ihr Blick war immer noch zu nachdenklich und, wie mir schien, auch etwas gierig.
    Doch sie schloss die Augen, sprach ein Wort aus, das in mir rumorte, und wenige Augenblicke später war der Haken in meinem Herzen verschwunden. Meine Erleichterung folgte unmittelbar und physisch wahrnehmbar. Ich krümmte mich nach vorn, meine Finger gruben sich in meine Brust, und mein Herz klopfte stärker, als es gesund sein konnte, heftiger, als wenn es aufgrund von Furcht geklopft hätte, heftiger auch als bei einer Krankheit.
    Grant atmete unregelmäßig. Sein Gesicht war gerötet, die Augen zusammengekniffen. Ich hielt ihn fest an mich gepresst, drückte meine Lippen zuerst in seine Haare, dann gegen sein Ohr.
    »Ich bin da«, murmelte ich.
    Die Botin rührte sich, lehnte sich zu ihm hin. »Warum hast du mich aufgehalten?«
    Ich sah sie an, aber sie war ganz und gar auf Grant fokussiert.
    »Dein Bein«, fuhr sie fort. »Du hast mich davon abgehalten, den Knochen wieder zu richten.«
    »Du kannst ja nicht alles heilen«, flüsterte er gepresst,

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