Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chroniken der Jägerin 3

Chroniken der Jägerin 3

Titel: Chroniken der Jägerin 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Liu
Vom Netzwerk:
fair gewesen.«
    »Wir oder sie … da entscheide ich mich doch für uns.«
    »So weit sind wir noch nicht.«
    So weit waren wir schon, seit ich sie zum ersten Mal gesehen hatte. Aber auch ich hatte nicht die Nerven gehabt, sie umzubringen. »Sie ist gefährlich. Wir müssen sie finden. Erst recht, wenn wir vorhaben, uns den Schleier und die Mahati vorzunehmen.«
    Grant blickte zu Boden und biss die Zähne aufeinander. »Glaubst du, dass wir das schaffen können?«

    Zum ersten Mal hörte ich Zweifel in seiner Stimme. Bisher war er in allem, was wir durchgemacht hatten, so furchtlos gewesen. Stark und zielgerichtet. Ich, ich hatte mich immer so gefühlt, als würde ich daran zerbrechen. Er aber nicht.
    Ich versuchte zu sprechen, bekam jedoch kein Wort heraus. Also lehnte ich mich an seinen Rücken, schlang meine Arme um seine Hüften und umarmte ihn, so fest ich konnte. Dek und Mal schnurrten.
    »Du bist mein Held«, erklärte ich. »Ich glaube fest an dich.«
    Zwar atmete er heftig aus, aber es klang wie ein Lachen. »Ich bin ein Krüppel mit dem Talent, Leute zu manipulieren. Ich weiß nicht, was du je in mir gesehen hast.«
    Ich küsste seine Schulter. »Ich habe mich schon wieder in dich verliebt, noch bevor meine Erinnerung an uns zurückgekehrt war. Ich habe genug von dir gesehen.«
    Grant umfasste meine Hände. »Werden wir zusammen alt?«
    »Ja«, flüsterte ich.
    Er drehte seinen Kopf weit genug herum, um mich über seine Schulter hinweg ansehen zu können. »Lügnerin.«
    Ich fasste nach oben und verdrehte ihm die Nase. »Zwing mich bloß nicht dazu, in unserer Familie die Rolle der Optimistin zu übernehmen.«
    »Familie.« Er drehte sich in meinen Armen, stützte sich schwer auf seinen Stock, während sich seine andere Hand in die hintere Tasche meiner Jeans schob. »Das Wort gefällt mir.«
    »Ach ja?« Meine Augen brannten ganz plötzlich. »Dann vergiss das nicht. Es gibt Dinge, für die wir am Leben bleiben müssen, um sie erleben zu können.«
    Scharf sog Grant die Luft ein, hielt meinen Blick für einen langen, bebenden Moment… dann jedoch wandte er die Augen
ab, die Kiefer fest aufeinandergebissen. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und küsste seinen Hals.
    »Wir schaffen das.« Ich hauchte die Worte nur. »Sag es, bitte.«
    »Wir schaffen das«, flüsterte er.«Wir müssen es ja schaffen.«
    Mal löste sich aus meinem Nacken und schlüpfte auf Grants Schultern und rollte sich dort wie eine Schlange zusammen. Dann legte er den kleinen, fellbedeckten Kopf auf Grants Ohr und machte es sich bequem.
    Grant verzog das Gesicht, griff zögernd nach oben und streichelte Mals Schwanz. Ein Schnurren ertönte. Dek zirpte seinem Bruder zu.
    Ich lächelte und tätschelte Grants Brust. »Du hast jetzt einen Bodyguard.«
    Er schüttelte den Kopf. »Du brauchst Mal.«
    »Grant«, sagte ich, und mein Lächeln schwand kaum merklich. »Wer sollte mich verletzen?«
    Sein Blick wurde ernst. »Maxine …«
    Ich gab ihm keine Gelegenheit, den Satz zu beenden, sondern packte sein Hemd, ballte meine rechte Hand zu einer Faust und dachte intensiv an die Botin.
    Das Obdachlosenasyl fiel ins Leere.
    Und als ich selbst verloren in dieser Leere hing, rührte sich die Finsternis in mir und öffnete ihre Augen, um mich zu mustern.
    Du hast hier Angst , sagte sie sanft , du magst die Dunkelheit nicht.
    Geh wieder schlafen, antwortete ich , ich will dich nicht.
    Du brauchst uns aber. So wie die Schlächter uns gebraucht haben.
    Nein, sagte ich, allerdings nur zu mir selbst.

    Denn ich brauchte tatsächlich etwas. Irgendetwas, auf jeden Fall mehr als das, was ich besaß.
    Grant und ich, wir bewegten uns durch das Nichts in ein Inferno aus roten Felsen und goldenem Sand hinein.
    Eine weiß glühende Sonne stand blendend am wolkenlosen Himmel. Wir befanden uns auf einem Hochplateau. Unter uns waren noch mehr Sand und Felsen und die Umrisse einer kaum sichtbaren Straße, die in einer geraden Linie auf einen Horizont zulief, der von noch mehr Plateaus und Steinhügeln zerklüftet war.
    Es war mir ziemlich egal, wo wir uns befanden. In diesem Teil der Welt war es Tag – und Nacht in Seattle. Jedenfalls, wenn wir keine Zeitreise gemacht hatten.
    Die Jungs drückten schwer auf meine Haut, überall, sogar an meinem Kopf. Ich hoffte, dass Jack und Mary – und auch Byron – noch immer von Aaz bewacht wurden.
    Grant schützte seine Augen vor der Sonne und schielte zu mir herüber.
    »Ich mag diese Zeichnung«, sagte er, als Dek

Weitere Kostenlose Bücher