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Chroniken der Jägerin 3

Chroniken der Jägerin 3

Titel: Chroniken der Jägerin 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Liu
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genau dieser Moment jetzt war und er sich gefälligst zum Teufel scheren solle. Aber die Worte verknoteten sich in meiner Kehle, und alles, was ich herausbrachte,
war: »Ich hätte Jack mehr Fragen stellen sollen über das, was er mit Byron angestellt hat.«
    »Auf unangenehme Fragen hat Jack noch nie geantwortet.« Grant setzte sich vorsichtig auf die Bettkante und legte seinen Stock auf den Boden. Dann fixierte er Byron mit der gleichen beunruhigenden Intensität wie zuvor schon mich, bis ich mich fragte, ob ich mir Sorgen machen sollte.
    »Du bist zu Recht besorgt«, sagte er ganz plötzlich. »Das Fieber wurde nicht von einem Virus ausgelöst. Es hat tiefere Ursachen, aber ich kann es noch nicht genau sagen …«
    Byron öffnete die Augen. Nur so wenig, dass hinter schmalen Schlitzen dunkle, fiebrige Augen sichtbar wurden. Ich hielt den Atem an, als er mich anblickte. Erinnerungen prasselten auf mich ein. Bilder erschienen aus dem Dunkel. Wie ich ihn zum ersten Mal gesehen hatte … in einem durchweichten Pappkarton. Und später, als ihm ein Zombie eine Waffe an den Kopf hielt: seine entsetzten dunklen Augen.
    Aber die Erinnerungen daran, dass wir beide einfach nur zusammengesessen hatten, wie wir zusammen gegessen oder gelesen hatten, die waren weit stärker. Weil Byron so war wie ich … menschenscheu. Auch er war nicht daran gewöhnt, einen Freund zu haben.
    Dennoch vertraute er mir. Gott mochte ihm beistehen, aber er vertraute mir.
    »Junge«, sagte ich sanft.
    Byron schaute mich eine ganze Weile an, dann wanderte sein Blick hoch und zur Seite, zu Grant.
    »Warum… seid ihr beide hier?«
    »Es sieht so aus, als ob du dir gestern Abend irgendwas eingefangen hast.« Ich wendete den Waschlappen. »Sag mal, wie es dir geht.«

    »Heiß«, murmelte er und schloss die Augen wieder. »Ich hatte einen Albtraum.«
    »Erzähl ihn uns.«
    »Eine Frau. Oder ein Mann? Weiß nicht. Er… sie trug eine … Halskette. Und ihre Stimme …« Byron fasste sich an die Kehle. »Ich wollte sie … oder ihn … nicht reden hören.«
    Ich runzelte die Stirn. Grant mischte sich ein. »Wie sah sie aus?«
    »Verdammt scharf«, flüsterte er und schluckte mühsam. »Ich habe Durst.«
    »Ich hol dir Wasser«, sagte ich und ging ins Badezimmer. Ich dachte an Frauen, die vielleicht Männer waren, an Halsketten und Stimmen. Vielleicht bedeutete es nichts, aber der Junge war krank, Jack war tot, und ich glaubte nicht an Zufälle.
    Als ich zurückkehrte, telefonierte Grant gerade auf seinem Handy. Eine Hand lag auf Byrons Schulter, aber der Junge wirkte ganz entspannt, und in seinem Gesicht zeichneten sich weder Misstrauen noch Erschöpfung ab. Mir war, als würde ich schon wieder Zee beobachten oder Rohw und Aaz, wie sie die Knie des Mannes umarmten. Ich musste mich zusammenreißen.
    Grant beendete das Telefonat. »Rex wird Mary suchen, damit sie hier bei Byron Wache halten kann.«
    Ich fragte mich, woher er wusste, dass ich nicht hier bei dem Jungen bleiben würde. Oder warum er sich nicht selbst anbot. Nicht, dass ich ihn ihm anvertraut hätte. Ich war mir keineswegs sicher, ob ich ihm überhaupt vertraute, aber jeder andere schien ja vor ihm auf die Knie zu gehen. Das konnte zumindest ein Indiz für mich sein. Um meine Augen nicht bewusst vor der Möglichkeit zu verschließen, dass es vielleicht, unter Umständen, einen guten Grund gab, warum ihm meine Jungs – und dieser Junge – vertrauten.

    Derselbe Grund, aus dem meine Unterwäsche in derselben Schublade wie seine lag.
    Mein Gott, beim Gedanken daran wurde mir übel.
    Der Junge seufzte. »Mary ist verrückt.«
    »Nur ein bisschen«, räumte ich ein, was untertrieben war und auf einer Lüge beruhte; immer wieder Lügen und noch mehr von diesen verdammten Lügen.
    In einem anderen Leben war Mary Soldat und Leibwächter gewesen … in einer anderen Welt und in einer anderen Dimension. Jetzt war sie eine alte Frau, süchtig nach Marihuana, Strickzeug und …
    Nichts. Ich konnte mich an nichts erinnern.
    Ich konnte mich auch nicht an ihn erinnern.
    »Sie mag dich«, erklärte ich dem Jungen. Meine heisere Stimme war mir peinlich. »Aber wenn sie dir was zum Rauchen anbietet…«
    »Schon klar«, gab er zurück und ließ sich aufs Kissen fallen. »Ich bin ja nicht… blöd.«
    Ich unterdrückte ein Lächeln und zerzauste sein Haar. »Und fang keinen Marathonlauf an, bevor ich zurück bin. Soll ich dir irgendwas mitbringen?«
    Er schüttelte den Kopf. Seine Augen waren dunkel,

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