Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel
könntest du nachsehen, ob er sonst irgendetwas benötigt ...«
Thomas nickte erneut und marschierte zur Tür, wo er sich noch einmal kurz nach Sophie umschaute, doch das Mädchen schien seinen Blick überhaupt nicht wahrzunehmen.
Charlotte ließ sich gegenüber von Tessa auf ein Sofa sinken und fragte besorgt: »Tessa, kannst du uns erzählen, was passiert ist?«
Mit steifen Fingern, die sich trotz des warmen Porzellans klamm anfühlten, umklammerte Tessa ihre Tasse. Ein Schaudern fuhr durch ihren Körper. »Habt ihr die anderen geschnappt ... die, die geflüchtet sind? Die ... was auch immer sie sein mögen ... diese Metallmonster?«
Ernst schüttelte Charlotte den Kopf. »Wir haben sie noch durch einige Straßen verfolgt, aber auf Höhe der Hungerford Bridge waren sie urplötzlich verschwunden. Henry meinte, dass dabei irgendwelche Magie im Spiel gewesen sein muss.«
»Oder ein Geheimtunnel«, bemerkte Henry. »Ich habe auch von einem Geheimtunnel gesprochen, Liebes.« Dann wandte er sich Tessa zu. Sein freundliches Gesicht war blut- und ölverschmiert, seine leuchtend bunte Weste zerschlitzt und zerrissen - er erinnerte an einen Schuljungen, der in einen handfesten Streit geraten war. »Hast du die Kreaturen vielleicht aus einem Tunnel klettern sehen, Tessa?«, fragte er interessiert.
»Nein«, sagte Tessa, wobei ihre Stimme fast wie ein Flüstern klang. Sie räusperte sich und nahm noch einen Schluck von der heißen Flüssigkeit, die Agatha ihr gegeben hatte. Dann stellte sie die Tasse auf einen Beistelltisch und schilderte den Vorfall in allen Einzelheiten, angefangen von der Brücke und dem Kutscher über die Verfolgungsjagd bis hin zu den Worten der Kreaturen und ihrem Vordringen durch das Institutstor.
Charlotte hörte mit angespanntem bleichem Gesicht zu; selbst Henry schaute grimmig und Sophie saß still auf einem Sessel und lauschte Tessas Bericht mit der ernsten Aufmerksamkeit eines Schulmädchens.
»Sie sagten, sie würden eine Kriegserklärung überbringen«, beendete Tessa ihre Schilderung. »Und sie würden an uns Rache nehmen wollen - an euch -, für das, was bei de Quincey geschehen sei.«
»Und diese Kreatur hat ihn als den Magister bezeichnet?«, fragte Charlotte.
Tessa presste die Lippen fest zusammen, damit sie nicht länger zitterten. Nach kurzem Nachdenken erklärte sie: »Ja. Er sagte, ich sei das Eigentum des Magisters und dieser habe ihn gesandt, um mich zu holen ... Charlotte, das ist alles meine Schuld. Ohne mich hätte de Quincey niemals diese Kreaturen auf uns gehetzt und Jem wäre nicht ...« Tessa verstummte und schaute auf ihre Hände. »Vielleicht solltet ihr mich ihm einfach überlassen.«
Entschlossen schüttelte Charlotte den Kopf. »Nein, Tessa. Du hast doch gehört, was de Quincey gestern Abend gesagt hat: Er hasst alle Schattenjäger. Und er würde den Rat so oder so angreifen. Aber wenn wir dich ihm auslieferten, würden wir ihm möglicherweise nur eine wertvolle Waffe in die Hände spielen.« Charlotte überlegte einen Moment und schaute dann zu Henry: »Ich frage mich, warum er so lange gewartet hat. Warum hat er Tessa nicht zu holen versucht, als sie mit Jessie in der Stadt war? Im Gegensatz zu Dämonen können diese Klockwerk-Kreaturen sich doch auch tagsüber im Freien bewegen.«
»Sie können schon - allerdings nicht, ohne dabei die breite Öffentlichkeit in Angst und Schrecken zu versetzen«, erklärte Henry. »Noch unterscheiden sie sich viel zu sehr von gewöhnlichen Bürgern.« Er nahm ein glänzendes Zahnrad aus der Westentasche und hielt es hoch. »Ich habe mir die Überreste der Automaten draußen im Innenhof einmal genauer angesehen. Diejenigen, die de Quincey hinter Tessa hergeschickt hat, lassen sich mit dem Modell unten in meinem Labor nicht vergleichen: Sie sind ausgeklügelter, aus härterem Metall gefertigt und mit besseren Gelenkverbindungen ausgestattet. Irgendjemand hat an den Entwürfen gearbeitet, die Will bei de Quincey gefunden hat - sie wurden überarbeitet und verbessert. Denn die Kreaturen sind nun noch schneller und noch gefährlicher.«
Aber auf welche Weise verbessert? »Da war doch eine Zauberformel«, warf Tessa rasch ein, »auf der Entwurfszeichnung. Magnus hat sie entziffert ...«
»Die Verquickungsformel. Dazu gedacht, die Energie eines Dämons mit einem Automaten zu verknüpfen«, bestätigte Charlotte und schaute fragend zu Henry. »Hat de Quincey . .?«
»Damit bereits Erfolg gehabt?«, beendete Henry ihren Satz und
Weitere Kostenlose Bücher
Inherit the Dead Online Lesen
von
Jonathan Santlofer
,
Stephen L. Carter
,
Marcia Clark
,
Heather Graham
,
Charlaine Harris
,
Sarah Weinman
,
Alafair Burke
,
John Connolly
,
James Grady
,
Bryan Gruley
,
Val McDermid
,
S. J. Rozan
,
Dana Stabenow
,
Lisa Unger
,
Lee Child
,
Ken Bruen
,
C. J. Box
,
Max Allan Collins
,
Mark Billingham
,
Lawrence Block