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Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Titel: Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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sprach etwas anderes - Erleichterung oder doch eher Belustigung? Tessa vermochte es nicht zu sagen. Dann schaute er zu Nate hinüber. »Unser Wandervogel ist ins Nest zurückgekehrt«, bemerkte er. »Thomas behauptet, Sie hatten sich hinter dem Vorhang versteckt?«
    Lustlos musterte Nate den jungen Schattenjäger. »Und wer sind Sie?«
    Rasch stellte Tessa die beiden einander vor, doch keiner der jungen Männer schien über diese Begegnung besonders erfreut zu sein: Nate sah noch immer so aus, als würde er jeden Moment sterben, und Will musterte Nate mit einem Blick, als handelte es sich bei ihm um eine neue wissenschaftliche Entdeckung - allerdings keine allzu einnehmende.
    »Dann sind Sie also ein Schattenjäger«, sagte Nate. »De Quincey hat mir erzählt, dass die Nephilim wahre Monster seien.«
    »War das bevor oder nachdem er versucht hat, seinen Hunger an Ihnen zu stillen?«, fragte Will interessiert.
    Hastig erhob Tessa sich von ihrem Sofa. »Will, könnte ich dich vielleicht einen Moment draußen im Flur sprechen?«
    Falls sie mit Widerstand gerechnet hatte, wurde sie jedoch enttäuscht: Nach einem letzten feindseligen Blick in Nates Richtung nickte Will, folgte ihr schweigend in den Korridor und zog die Salontür hinter sich ins Schloss.
    Die Elbenlichter im fensterlosen Flur erzeugten klar umrissene helle Lichtkegel, die sich jedoch nicht überschnitten. Will und Tessa standen im Schatten zwischen zwei Lichtinseln und musterten einander - misstrauisch wie zwei angriffslustige Katzen, die einander in einer düsteren Gasse umkreisen, dachte Tessa.
    Will brach als Erster das unbehagliche Schweigen. »Nun denn, du hast mich dort, wo du mich haben wolltest - allein in einem dunklen Korridor ...«
    »Ganz richtig«, erwiderte Tessa von oben herab, »und Tausende von Frauen in ganz England würden ein Vermögen für solch ein einmaliges Privileg zahlen. Können wir die Zurschaustellung deines Esprits vielleicht einen Moment außer Acht lassen? Hier geht es um Wichtigeres.«
    »Du willst, dass ich mich entschuldige, stimmt's?«, fragte Will. »Für das, was auf dem Speicher vorgefallen ist, hab ich recht?«
    Vollkommen überrumpelt blinzelte Tessa ihn an. »Auf dem Speicher?«
    »Du willst hören, dass es mir leidtut, dass ich dich geküsst habe.«
    Bei seinen Worten kehrte die Erinnerung an diesen Moment mit unerwarteter Klarheit zurück - Tessa glaubte fast, Wills Finger wieder in ihren Haaren zu spüren, die Berührung seiner Hand an ihrem Handgelenk, seine Lippen auf ihren.
    Im nächsten Augenblick fühlte sie, wie sie feuerrot anlief, und hoffte inständig, dass ihre glühenden Wangen im dämmrigen Licht nicht zu erkennen waren. »Was? Nein. Nein!«, erwiderte sie bestürzt.
    »Dann willst du also nicht, dass es mir leidtut«, bemerkte Will mit einem kleinen sardonischen Lächeln - die Sorte von Lächeln, die sich manchmal auf das Gesicht eines kleinen Kindes stiehlt, kurz bevor es seine Burg aus Bauklötzen mit einer raschen Handbewegung vom Tisch fegt.
    »Es kümmert mich nicht, ob es dir leidtut oder nicht«, entgegnete Tessa. »Das ist nicht der Grund, warum ich mit dir reden wollte. Ich möchte dich vielmehr bitten, meinem Bruder gegenüber freundlich zu bleiben. Er hat Schreckliches durchgemacht und muss nun wirklich nicht wie ein Verbrecher ins Kreuzverhör genommen werden.«
    Will formulierte seine Antwort deutlich ruhiger, als Tessa erwartet hätte: »Das verstehe ich durchaus. Aber wenn er irgendetwas vor uns verbirgt ...«
    »Jeder verbirgt irgendetwas!«, platzte Tessa zu ihrer eigenen Überraschung heraus. »Es gibt Dinge, von denen ich weiß, dass er sich dafür schämt. Aber das bedeutet nicht, dass diese notwendigerweise auch für dich von Belang wären. Schließlich ist es doch nicht so, als ob du allen alles erzählst, oder?«
    Will musterte sie argwöhnisch. »Worauf willst du hinaus?«
    Was ist mit deinen Eltern, Will? Warum hast du dich geweigert, mit ihnen zu sprechen? Warum gibt es für dich außer dem Institut keinen anderen Ort auf der Welt, wohin du dich wenden kannst? Und warum hast du mich auf dem Speicher fortgeschickt? Doch Tessa stellte keine dieser Fragen, sondern erwiderte nur: »Was ist mit Jem? Warum hast du mir nicht erzählt, wie krank er wirklich ist?«
    Jem?« Wills Überraschung wirkte echt. »Er wollte nicht, dass ich darüber rede. Denn er betrachtet die Angelegenheit als seine Privatsache - was sie ja auch ist. Und sicherlich erinnerst du dich, dass ich nicht

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