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Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince

Titel: Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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»Weißt du, dass du verletzt bist?«
    Ungeduldig zeigte Tessa auf ihr Hemd. »Das ist nicht mein Blut. Es ist Nates. Aber wir müssen jetzt wirklich ... Ist er denn transportfähig? Gibt es irgendetwas ...«
    »Nein«, unterbrach Jem sie scharf und sie blickte ihn überrascht an. »Ich meine nicht das Blut auf deiner Kleidung. Du hast eine tiefe Wunde am Kopf. Hier.« Er berührte seine eigene Schläfe.
    »Mach dich nicht lächerlich«, widersprach Tessa. »Mir geht es hervorragend.« Wie zur Bestätigung legte sie eine Hand an ihre Schläfe und spürte, dass ihre Haare dick mit Blut verklebt waren - Blut, das auch an ihrer Wange hinabgelaufen war -, ehe ihre Fingerspitzen den abgerissenen Hautfetzen ertasteten, der von der Schläfe bis zum Wangenknochen herabhing. Im gleichen Augenblick schoss ihr ein stechender Schmerz durch den Kopf.
    Und das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Vom Blutverlust und mehrfachen Momenten des tiefen Schocks geschwächt, spürte Tessa, wie sie zusammenbrach. Und bevor sie in eine tiefe Dunkelheit versank, nahm sie gerade noch wahr, wie Jems Arme sie auffingen.

17
IM TRAUME
    Wenn du im Traume bei mir weilst,
Du damit meinen Kummer heilst.
Denn die Nacht wiegt auf - und noch viel mehr -
Des Tages Sehnsucht, die quält so sehr.
    MATTHEW ARNOLD,
»LONGING«
    Ihr Bewusstsein kam und ging in einem hypnotischen Rhythmus - wie Meereswogen, die in stürmischer See über das Deck eines Kutters spülten. Tessa wusste, dass sie in einem frisch bezogenen Bett in der Mitte eines langen Saals lag, dass sich weitere, ebenfalls mit weißen Laken bezogene Betten links und rechts von ihr befanden und dass durch die hohen Fenster über ihr abwechselnd die Schatten der Nacht und schließlich das blutrote Licht der Morgendämmerung in den Raum fielen. Doch sie verschloss vor alldem die Augen und ließ sich erneut in die Dunkelheit sinken.

    Wispernde Stimmen weckten sie. Besorgte Gesichter waren über sie gebeugt. Charlotte - die Haare sorgfältig hochgesteckt, aber noch immer in Kampfmontur - und neben ihr Bruder Enoch. Sein narbiges Gesicht erfüllte Tessa nicht länger mit Schrecken. Sie konnte seine Stimme in ihrem Geist hören. Die Wunde an ihrem Kopf ist nur oberflächlich.
    »Aber sie hat das Bewusstsein verloren«, warf Charlotte ein und zu Tessas Überraschung schwang in ihrer Stimme aufrichtige Sorge, beinahe Angst mit. »Dieser Schlag gegen den Kopf ...«
    Sie hat das Bewusstsein verloren, weil sie gleich mehrfach einen Schock erlitten hat. Hattest du nicht gesagt, ihr Bruder sei in ihren Armen gestorben? Und möglicherweise hatte sie angenommen, dass auch Will tot sei. Er hat sie während der Explosion mit seinem Körper abgeschirmt. Wenn er gestorben wäre, hätte er sein Leben für sie hingegeben. Dieser Gedanke ist eine große Bürde.
    »Aber glaubst du, sie wird sich wieder erholen?«
    Sobald ihr Körper und ihr Geist genügend geruht haben, wird sie wieder aufwachen. Allerdings kann ich dir nicht sagen, wann das sein wird.
    »Meine arme Tessa.« Charlotte berührte behutsam Tessas Gesicht. Ihre Hände rochen nach Zitronenseife. »Nun hat sie niemanden mehr auf der ganzen Welt ...«

    Die Dunkelheit kehrte zurück und Tessa ergab sich ihr - dankbar dafür, dass sie wenigstens vorübergehend vor dem grellen Licht und den wirbelnden Gedanken geschützt war. Sie hüllte sich in die Dunkelheit wie in eine Decke und ließ sich treiben, wie die Eisberge vor der Küste Labradors, vom Mondlicht beschienen und in eisiges schwarzes Wasser gebettet.

    Ein tief aus der Kehle aufsteigender Schmerzensschrei zerriss ihren dunklen Traum. Auf der Seite liegend erwachte Tessa, halb verstrickt in die Laken, die sich um ihren Körper gewickelt hatten. Nur wenige Betten weiter lag Will auf dem Bauch. Tessa wurde bewusst, dass er wahrscheinlich nackt war - obwohl diese Erkenntnis sie in ihrem benommenen Zustand nur leicht schockierte. Die Bettdecke reichte ihm zwar bis zur Hüfte, aber Rücken und Brust waren unbedeckt. Er hatte die Arme auf den Kissen vor sich verschränkt und den Kopf daraufgelegt, doch sein Körper wirkte so angespannt wie eine Bogensehne. Blutspritzer sprenkelten das weiße Laken unter ihm.
    Bruder Enoch stand neben dem Bett, während Jem sich mit besorgter Miene zu seinem Freund herabbeugte. »Will, bist du sicher, dass du keine weitere Linderungsrune möchtest?«, fragte er drängend.
    »Nein ... keine weitere«, stieß Will zwischen den Zähnen hervor. »Bringen wir’s

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