Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince

Titel: Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
Vom Netzwerk:
Hand und Gipsstaub auf Haaren und Kleidung taumelnd aufrappelte, und schließlich auf Nate.
    Im ersten Moment dachte Tessa, er würde an einem der Pfeiler lehnen. Doch dann sah sie den hellroten Blutfleck, der sich auf seiner Brust ausbreitete, und begriff schlagartig: Ein abgebrochenes Metallteil hatte ihn wie ein Speer durchbohrt und aufrecht an den Pfeiler gespießt. Nates Kopf war nach vorn gesackt, seine Hände schlugen kraftlos nach dem Metall in seiner Brust.
    »Nate!«, schrie Tessa. Will rollte sich zur Seite, sie kam frei, rappelte sich blitzschnell auf und stürmte quer durch die Halle zu ihrem Bruder. Ihre Hände zitterten vor Entsetzen und Abscheu, doch schließlich gelang es ihr, sie um das Metallstück in seiner Brust zu schließen und dieses herauszuziehen. Hastig warf sie es beiseite und konnte Nate gerade noch auffangen, als dieser nach vorn sank und sie mit dem Gewicht seines reglosen Körpers zu Boden zog. Irgendwie schaffte Tessa es, sich an den Pfeiler zu lehnen, Nates schlaffen Leib quer über ihren Schoß gezerrt.
    Plötzlich erinnerte sie sich wieder an jenen Abend in de Quinceys Villa, wo sie auf dem Boden gekauert und Nate in den Armen gehalten hatte. Damals hatte sie ihn geliebt. Ihm vertraut. Doch nun, während sie ihn umklammerte und sein Blut ihr Hemd und ihre Hose tränkte, hatte sie das Gefühl, als würde sie einer Gruppe von Schauspielern zusehen, die auf der Bühne standen, ihre Rollen spielten und Trauer darstellten.
    »Nate«, wisperte sie.
    Flatternd hob er die Lider. Ein heißer Schock fuhr Tessa durch die Glieder: Sie hatte gedacht, er sei bereits tot.
    »Tessie ...« Seine Stimme klang gedämpft, wie durch mehrere Wasserschichten. Nates Blick streifte über Tessas Gesicht, dann über das Blut auf ihrer Kleidung und blieb schließlich an seiner eigenen Brust haften, wo aus einem langen Riss in seinem Hemd rotes Blut pulsierte. Tessa schüttelte ihren Gehrock ab, knäuelte ihn zusammen und presste den Stoff fest auf die Wunde, während sie inständig hoffte, dass dies reichen würde, um den Blutfluss zu stoppen.
    Doch es reichte nicht. Der Gehrock sog sich innerhalb von Sekunden voll und das Blut lief in dünnen Rinnsalen auf beiden Seiten von Nates Brust herab. »Oh, Gott«, wisperte Tessa, hob den Kopf und rief mit lauter Stimme: »Will ...«
    »Nicht.« Nates Hand griff nach Tessas Handgelenk und seine Fingernägel gruben sich in ihre Haut.
    »Aber, Nate ...«
    »Ich werde sterben ... ich weiß es ...« Er hustete - ein pfeifendes, gurgelndes Röcheln. »Verstehst du denn nicht? Ich habe den Magister im Stich gelassen. Er würde mich ohnehin töten. Und mir einen qualvollen, langsamen Tod bereiten.« Dann brachte er einen heiseren, unduldsamen Laut hervor. »Lass nur, Tessie. Ich versuche nicht, nobel zu sein. Du weißt, dass ich das nicht bin.«
    Tessa holte kurz Luft. »Eigentlich sollte ich dich hier allein in deinem eigenen Blut sterben lassen. Denn das wäre genau das, was du mit mir machen würdest.«
    »Tessie ...« Ein Schwall Blut quoll aus Nates Mundwinkel. »Der Magister hatte nie beabsichtigt, dir wehzutun.«
    »Mortmain«, flüsterte Tessa. »Nate, wo ist er? Bitte. Bitte sag mir, wo er ist.«
    »Er ...« Nate röchelte und schnappte keuchend nach Luft. Blutiger Schaum überschwemmte seine Lippen. Seine Augen wurden groß, schauten voller Angst und Entsetzen. »Tessie ... ich ... ich sterbe. Ich sterbe ...«
    Tausend Fragen schossen Tessa durch den Kopf. Wo ist Mortmain? Wie kann es sein, dass meine Mutter eine Schattenjägerin war? Wenn mein Vater tatsächlich ein Dämon gewesen ist, wieso lebe ich dann noch immer, wo doch die Kinder von Schattenjägern und Dämonen tot auf die Welt kommen? Doch die panische Furcht in Nates Augen ließ sie verstummen; und dann schlich sich ihre Hand in die ihres Bruders, trotz allem, was geschehen war. »Du brauchst keine Angst zu haben, Nate.«
    »Du vielleicht nicht. Du bist schon immer die ... die Gute von uns beiden gewesen. Aber ich werde in der Hölle schmoren, Tessie ... Tessie, wo ist dein Engel?«
    Reflexartig griff Tessa sich an den Hals, ließ dann aber die Hand sinken. »Ich konnte ihn nicht tragen. Ich hab doch vorgegeben, ich sei Jessamine.«
    »Du ... musst ... ihn ... tragen.« Nate hustete. Ein weiterer Schwall Blut quoll aus seinem Mund. »Du musst ihn immer tragen. Versprichst du das?«
    Traurig schüttelte Tessa den Kopf. »Nate ... Ich kann dir nicht trauen, Nate!«
    »Ich weiß.« Seine Stimme war nur noch

Weitere Kostenlose Bücher