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Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince

Titel: Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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Schreibtisch, mit Henry an ihrer Seite. Will lümmelte in einem der Ohrensessel am Kamin, ein silbernes Teeservice auf einem Beistelltisch neben sich und eine Tasse in der Hand. Als Tessa durch die Tür trat, setzte er sich derartig abrupt auf, dass er etwas Tee auf seinen Ärmel verschüttete und die Tasse hastig abstellte - allerdings ohne Tessa auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen.
    Will machte einen erschöpften Eindruck, als wäre er die ganze Nacht auf den Beinen gewesen. Er trug noch immer seinen dunkelblauen Wollmantel mit dem roten Seidenfutter und die Hosenbeine waren mit Schlammspritzern übersät. Das schwarze Haar wirkte feucht und zerzaust und ein Schatten aus dunklen Bartstoppeln lag auf dem blassen Gesicht. Doch in der Sekunde, in der er Tessa sah, leuchteten seine Augen auf wie eine Gaslaterne bei der Berührung mit einem brennenden Kienspan. Sein gesamter Ausdruck schien sich zu verändern und er betrachtete sie mit solch unerklärlicher Freude, dass Tessa verwundert innehielt - was wiederum dazu führte, dass Jem sie fast umgerannt hätte. Einen Moment lang war Tessa nicht in der Lage, den Blick von Will abzuwenden. Es schien, als würden seine Augen ihre nicht freigeben wollen, und Tessa erinnerte sich wieder an den Traum aus der Nacht zuvor, als er sie im Krankensaal behutsam in den Armen gehalten hatte. Konnte er die Erinnerung daran von ihrem Gesicht ablesen? War das der Grund, warum er sie so unverwandt anblickte?
    Jem spähte über Tessas Schulter hinweg und meinte aufgeräumt: »Hallo, Will. Bist du sicher, dass es eine gute Idee war, die ganze Nacht im Regen zu verbringen, während deine Wunden immer noch verheilen?«
    Widerstrebend riss Will sich von Tessas Anblick los und entgegnete dann mit fester Stimme: »Absolut. Ich musste einfach aus dem Haus ... um einen klaren Kopf zu bekommen.«
    »Und hast du jetzt einen klaren Kopf?«
    »Kristallklar«, bestätigte Will und schaute erneut zu Tessa, woraufhin sich der Vorgang wiederholte: Es schien, als würden sich ihre Blicke treffen und einander gefangen halten.
    Tessa musste die Augen bewusst von ihm abwenden und durchquerte dann den Raum, um sich auf das Sofa in der Nähe des Schreibtischs zu setzen, von wo aus sie keinen direkten Blickkontakt zu Will hatte. Jem folgte ihr und ließ sich neben ihr nieder, griff aber nicht nach ihrer Hand. Einen Moment fragte Tessa sich, was wohl geschehen würde, wenn sie beiläufig erwähnten, was sie eben beschlossen hatten: Wir zwei werden übrigens heiraten.
    Aber Jem hatte recht; dies war nicht der richtige Zeitpunkt. Denn Charlotte sah - genau wie Will - so aus, als wäre sie die ganze Nacht wach gewesen: Ihr Teint wirkte leicht gelb, fast kränklich und unter ihren Augen zeichneten sich dunkelbraune Schatten ab. Henry saß neben ihr am Schreibtisch, eine Hand schützend über ihre gelegt, während er seine Frau mit einem besorgten Ausdruck musterte.
    »Also gut, dann wären wir jetzt ja alle versammelt«, sagte Charlotte forsch und einen Moment lang wollte Tessa anmerken, dass das nicht stimmte - schließlich war Jessamine nicht bei ihnen. Doch sie konnte sich gerade noch einmal zurückhalten. »Wie ihr ja alle wisst, nähern wir uns dem Ende der zweiwöchigen Frist, die Konsul Wayland uns gesetzt hat. Bisher ist es uns nicht gelungen, Mortmains Aufenthaltsort festzustellen. Wie ich von Bruder Enoch erfahren habe, ist die Obduktion von Nathaniel Grays Leichnam in der Gebeinstadt ergebnislos verlaufen, und da er tot ist, können wir auf keine weiteren Informationen mehr hoffen.«
    Und da er tot ist. Unwillkürlich musste Tessa an ihre gemeinsame Kindheit zurückdenken, als sie im Park Libellen nachgejagt waren. Dabei hatte Nate das Gleichgewicht verloren und war in den See gefallen. Tessa hatte ihrer Tante - seiner Mutter - geholfen, ihn wieder herauszuziehen; seine nassen Hände waren von den grünen Teichpflanzen ganz glitschig gewesen. Dann wanderten ihre Gedanken zu dem Moment im Lagerhaus zurück, als seine erschlafften, blutigen Finger kraftlos aus ihrer Hand gerutscht waren. Du weißt nicht, was ich alles getan habe, Tessie.
    »Natürlich können wir unsere gesammelten Erkenntnisse über Benedict Lightwood dem Rat mitteilen«, sagte Charlotte gerade, als Tessa sich aus ihren Erinnerungen riss und wieder auf die Besprechung konzentrierte. »Das wäre zumindest der logische, vernünftige Schritt.«
    Tessa musste schlucken. »Und was ist mit Jessamines Warnung? Dass wir damit nur Mortmain

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