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Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince

Titel: Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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in den Stoff von Jems Hemd. Doch Jem zuckte nicht mit der Wimper. »Du hast geschworen, bei mir zu bleiben«, stieß Will hervor. »Als wir unseren Eid als Parabatai abgelegt haben. Unsere Seelen sind miteinander verwoben. Wir sind eins, James.«
    »Nein, das sind wir nicht«, sagte Jem ruhig. »Wir sind zwei. Zwei Menschen, die miteinander einen Bund eingegangen sind.«
    Will wusste, dass er wie ein kleines Kind klang, konnte aber nichts dagegen machen. »Ein Bund, der besagt, dass du nicht dorthin gehen sollst, wohin ich dich nicht begleiten kann.«
    »Bis zum Tode«, erwiderte Jem sanft. »So lautet der Eid: ›Nur der Tod soll mich und dich scheiden.‹ Eines Tages, Will, werde ich an einen Ort gehen, wohin niemand mir folgen kann, und ich denke, dieser Moment wird in nicht allzu ferner Zukunft eintreffen. Hast du dich jemals gefragt, warum ich damals eingewilligt habe, dein Parabatai zu werden?«
    »Weil du keine besseren Angebote in Aussicht hattest?« Will versuchte zu scherzen, doch seine Stimme brach dabei wie Glas.
    »Ich dachte, du würdest mich brauchen«, erklärte Jem. »Du hast um dich herum eine Mauer errichtet, Will, und ich habe dich nie nach dem Grund dafür gefragt. Aber niemand sollte seine Bürden allein tragen. Ich dachte, du würdest mich an dich heranlassen, wenn ich dein Parabatai wäre, und dann hättest du wenigstens einen Menschen gehabt, auf den du dich stützen kannst. Natürlich habe ich mich gefragt, was mein Tod für dich bedeuten würde. Der Gedanke hat mir Angst eingejagt, um deinetwillen. Ich fürchtete, du würdest dann ganz allein hinter deiner Mauer Zurückbleiben. Doch nun ... irgendetwas hat sich verändert. Ich weiß nicht, wieso. Aber ich weiß, dass es der Wahrheit entspricht.«
    »Dass was der Wahrheit entspricht?« Wills Finger gruben sich noch immer in Jems Handgelenk.
    »Dass die Mauer allmählich Risse bekommt.«

    Tessa konnte einfach nicht einschlafen. Sie lag reglos auf dem Rücken und starrte zur Decke, an der ein Riss im Putz manchmal wie eine Wolke aussah und manchmal wie ein Rasiermesser - je nachdem, wie die Elbenlichtkerzen flackerten.
    Während des Abendessens hatte eine angespannte Atmosphäre geherrscht. Offenbar war Gabriel zu Charlotte marschiert und hatte ihr mitgeteilt, dass er es ablehnte, zu Trainingszwecken jemals wieder einen Fuß in das Institut zu setzen. Gideon würde den Unterricht von nun an allein bestreiten müssen. Einen Grund für seine Weigerung hatte er Charlotte nicht genannt, doch es war offensichtlich, dass sie Will die Schuld daran gab. Als Tessa sah, wie erschöpft Charlotte bei der Aussicht auf weiteren Ärger mit Benedict wirkte, verspürte sie schreckliche Gewissensbisse, weil sie Will zum Training mitgenommen und sich über Gabriel lustig gemacht hatte.
    Die Tatsache, dass Jem nicht zum Abendessen erschienen war, trug auch nicht dazu bei, Tessas Laune zu heben. Dabei hatte sie ihn unbedingt sprechen wollen. Nachdem er ihr beim Frühstück ausgewichen und dann am Abend zu »unpässlich« war, um herunterzukommen, war Tessa von Panik erfasst worden. Hatte ihn das, was zwischen ihnen beiden in der Nacht zuvor geschehen war, so sehr entsetzt - oder schlimmer noch, krank gemacht? Vielleicht empfand er ja tief in seinem Herzen genau dasselbe wie Will: dass Hexenwesen unter seiner Würde waren. Andererseits hatte es vielleicht überhaupt nichts damit zu tun. Möglicherweise fühlte er sich ja nur von ihrer Schamlosigkeit abgestoßen - schließlich hatte sie seine Umarmung erwidert, statt ihn resolut wegzuschieben. Und hatte Tante Harriet nicht immer betont, Männer seien das schwache Geschlecht, wenn es um Begierden ging, und die Frauen diejenigen, die Zurückhaltung üben müssten?
    Letzte Nacht war sie nicht gerade ein Musterbeispiel an Zurückhaltung gewesen, überlegte Tessa und erinnerte sich daran, wie sie neben Jem gelegen und wie seine sanften Hände sie berührt hatten. Und obwohl es schmerzte, war sie ehrlich genug, sich einzugestehen: Wenn sich die Situation weiterentwickelt hätte, wäre sie zu allem bereit gewesen - was auch immer Jem verlangt hätte. Selbst jetzt noch, während sie darüber nachdachte, fühlte sich ihr Körper heiß und rastlos an. Unruhig verlagerte sie ihre Position und boxte eines der Kissen in eine andere Lage. Sie würde es sich niemals verzeihen, falls sie durch ihr Verhalten in der Nacht zuvor die Nähe zwischen Jem und ihr zerstört haben sollte.
    Tessa wollte gerade das Gesicht in den Kissen

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