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Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince

Titel: Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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denkbar schlechtesten Licht präsentiert hatte ... Einen panikerfüllten Moment lang fragte er sich, ob er dazu überhaupt noch in der Lage war. »Ich habe heute mit Tessa gesprochen«, sagte er schließlich, wobei ihm allerdings entging, dass Jem noch stärker erbleichte. »Sie hat mir verständlich gemacht ... dass mein Verhalten letzte Nacht unverzeihlich war. Obwohl«, fügte er hastig hinzu, »obwohl ich natürlich hoffe, dass du mir trotzdem vergibst.« Beim Erzengel, das ist wirklich nicht meine stärkste Seite.
    Jem hob eine Augenbraue. »Was soll ich dir vergeben?«
    »Ich habe diese Schattendrogenhöhle aufgesucht, weil ich nicht aufhören konnte, an meine Familie zu denken. Aber ich wollte ... ich musste unbedingt damit aufhören«, erklärte Will. »Dabei ist es mir allerdings überhaupt nicht in den Sinn gekommen, dass ich mit meinem Verhalten deine Krankheit verspotten könnte. Ich schätze, ich bitte dich deshalb um Vergebung für meine Rücksichtslosigkeit.« Dann senkte er die Stimme und murmelte: »Jeder macht einmal einen Fehler, Jem.«
    »Ja«, bestätigte Jem. »Nur dass du mehr Fehler machst als die meisten anderen Menschen.«
    »Ich ...«
    »Du verletzt jeden«, fuhr Jem fort. »Jeden, mit dessen Leben du in Berührung kommst.«
    »Dich nicht«, flüsterte Will. »Ich verletze jeden bis auf dich. Ich habe dir nie wehtun wollen.«
    Jem hob die Hände und drückte seine Handflächen auf die Augen. »Will ...«
    »Wenn du mir nicht vergeben kannst ...«, stieß Will hervor und hörte die Panik in seiner eigenen Stimme, »dann wäre ich für immer ...«
    »Allein?« Jem ließ die Hände wieder sinken und ein schiefes Grinsen umspielte seine Lippen. »Und wessen Fehler wäre das dann wohl?« Langsam lehnte er sich gegen den Sesselrücken, die Lider vor Erschöpfung bleischwer. »Ich hätte dir immer vergeben«, sagte er. »Ich hätte dir auch dann verziehen, wenn du dich nicht entschuldigt hättest. Genau genommen hatte ich nicht einmal mit einer Entschuldigung gerechnet. Ich kann nur vermuten, das ist Tessas Einfluss.«
    »Nein, ich bin nicht hier, weil sie mich darum gebeten hat. James, du bist die einzige Familie, die ich noch habe.« Wills Stimme bebte. »Ich würde für dich sterben. Und das weißt du. Ich würde ohne dich sterben. Wenn du nicht wärst, hätte ich im Laufe der vergangenen fünf Jahre schon Hunderte Male mein Leben verloren. Ich verdanke dir alles, was ich habe und was ich bin. Und wenn du nicht glauben kannst, dass ich Einfühlungsvermögen besitze, dann könntest du ja vielleicht wenigstens glauben, dass ich weiß, was Ehre bedeutet - Ehre und Schuld ...«
    Jem wirkte nun aufrichtig besorgt. »Will, deine Seelennot ist größer, als meine Verärgerung überhaupt berechtigen würde. Meine Wut hat sich wieder gelegt; du weißt, dass ich mich ohnehin nie sehr aufrege.«
    Sein Ton klang besänftigend, aber irgendetwas in Will wollte sich nicht besänftigen lassen. »Ich bin noch einmal aufgebrochen und habe dir deine Arznei besorgt, weil ich den Gedanken nicht ertrage, du könntest sterben oder Schmerzen leiden - vor allem dann nicht, wenn ich etwas dagegen hätte unternehmen können. Und ich habe es noch aus einem weiteren Grund getan: Ich hatte Angst. Wenn Mortmain zu uns käme und verkündete, er sei der Einzige in ganz London mit Zugang zu dem Rauschmittel, das dich am Leben hält, dann ... dann solltest du wissen, dass ich bereit wäre, ihm alles zu geben, was auch immer er verlangt, um das Mittel für dich zu besorgen. Ich habe meine Familie schon einmal im Stich gelassen, James. Und diesen Fehler werde ich bei dir nicht wiederholen ...«
    »Will.« Jem erhob sich. Er ging zu Will, hockte sich vor ihn und schaute seinem Freund ins Gesicht. »Allmählich machst du mir ernsthafte Sorgen. Dein Bedauern ist wirklich ehrenwert, aber du musst wissen ...«
    Fragend schaute Will zu Jem hinunter. Er erinnerte sich an den Jungen, der vor fünf Jahren frisch aus Shanghai im Institut eingetroffen war. Damals hatten seine großen dunklen Augen das blasse, angespannte Gesichtchen vollkommen beherrscht. Es war nicht leicht gewesen, ihn zum Lachen zu bringen, aber Will hatte nicht aufgehört, es immer wieder zu versuchen. »Ich muss was wissen?«
    »Dass ich sterben werde«, erklärte Jem. Seine Augen leuchteten fiebrig-glänzend, in einem Mundwinkel klebte noch Blut und die Schatten unter seinen Augen schimmerten fast violett.
    Will umklammerte Jems Handgelenk und grub dabei seine Finger

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