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Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince

Titel: Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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angebracht war: Er marschierte unruhig auf und ab, »lief ein Loch in den Teppich«, wie Charlotte es formuliert hätte.
    »James«, sagte Will, ziemlich überrascht.
    Ruckartig hob Jem den Kopf und rückte sofort von Tessas Tür ab. Hastig zog er sich bis zu seiner eigenen Zimmertür zurück und musterte Will mit ausdrucksloser Miene. »Vermutlich sollte es mich nicht überraschen, dich zu jeder Tages- und Nachtzeit im Flur vorzufinden.«
    »Ich denke, wir stimmen beide darin überein, dass das Gegenteil für mich untypischer wäre«, bemerkte Will. »Warum bist du noch wach? Ist alles in Ordnung?«
    Jem warf einen letzten Blick auf Tessas Tür und wandte sich dann wieder Will zu. »Ich wollte mich bei Tessa entschuldigen«, sagte er. »Mein Violinspiel hat sie, glaube ich, am Schlafen gehindert. Wo bist du gewesen? Ein weiteres Stelldichein mit ›Sechs-Finger-Nigel‹?«
    Will grinste, aber als Jem sein Lächeln nicht erwiderte, meinte er: »Ich habe etwas für dich. Komm, lass uns in dein Zimmer gehen. Ich hab keine Lust, die ganze Nacht hier im Flur herumzustehen.«
    Jem zögerte einen Moment, zuckte dann die Achseln und marschierte in sein Zimmer, dicht gefolgt von Will, der hinter ihnen die Tür verriegelte, während Jem sich in einen Sessel fallen ließ. Das Feuer im Kamin war zu einer rotgoldenen Glut heruntergebrannt. Jem betrachtete Will mit einem fragenden Blick. »Was ist es denn ...?«, setzte er an, doch dann krümmte er sich röchelnd zusammen. Der Hustenanfall verschwand zwar so schnell, wie er gekommen war, aber als Jem sich wieder aufrichtete und mit dem Handrücken über die Lippen wischte, blieb eine breite Blutspur darauf zurück. Mit ausdrucksloser Miene musterte er die rötliche Flüssigkeit.
    Will spürte, wie ihm der Anblick einen Stich versetzte. Langsam näherte er sich seinem Parabatai und kramte ein Taschentuch hervor, das Jem dankbar entgegennahm. Anschließend holte er das Päckchen mit dem silbernen Pulver aus seiner Tasche, das er in Whitechapel erworben hatte. »Hier, bitte«, murmelte er unbehaglich. Seit fünf Jahren hatte er sich in Jems Gegenwart nicht ein einziges Mal unbehaglich gefühlt, aber jetzt konnte er einfach nichts dagegen machen. »Ich bin noch einmal nach Whitechapel zurückgekehrt, um dir das hier zu besorgen.«
    Jem, der sich inzwischen mit Wills Taschentuch das Blut von der Hand gewischt hatte, nahm das Päckchen entgegen und starrte auf das darin enthaltene Yin Fen. »Eigentlich hab ich noch genug davon«, sagte er. »Mein Vorrat reicht noch für mindestens einen Monat.« Doch dann schaute er ruckartig auf. »Oder hat Tessa dir erzählt ...«
    » Was soll sie mir erzählt haben?«
    »Nichts. Ich habe nur letztens etwas von dem Pulver verschüttet. Allerdings konnte ich das meiste wieder aufsammeln.« Vorsichtig legte Jem das Päckchen auf den Tisch neben ihm. »Das wäre wirklich nicht nötig gewesen.«
    Umständlich ließ Will sich auf der Truhe am Fußende von Jems Bett nieder. Er nahm nur äußerst ungern auf diesem Möbelstück Platz - seine Beine waren so lang, dass er sich immer wie ein Erwachsener vorkam, der versuchte, sich in eine Schulbank zu quetschen aber er wollte unbedingt auf Augenhöhe mit Jem sitzen. »Mortmains Lakaien sind dabei, im gesamten East End alle Yin Fen -Vorräte aufzukaufen«, erklärte er. »Ich habe mich selbst davon überzeugt. Wenn du also kein Pulver mehr gehabt hättest und Mortmain die einzige Bezugsquelle gewesen wäre ...«
    »... dann wären wir von ihm abhängig geworden und hätten uns in seiner Macht befunden«, beendete Jem den Satz. »Es sei denn, du wärst bereit, mich sterben zu lassen - was das einzig Vernünftige wäre.«
    »Dazu wäre ich keineswegs bereit«, erwiderte Will in scharfem Ton. »Du bist mein Blutsbruder. Ich habe einen Eid geschworen, nicht zuzulassen, dass dir etwas zustößt ...«
    »Mal abgesehen von Eiden und potenziellen Machtspielchen, hatte das hier irgendetwas mit mir zu tun?«, fragte Jem.
    »Ich weiß nicht, was du meinst ...«
    »Ich hatte schon begonnen, mich zu fragen, ob du überhaupt in der Lage bist, anderen Menschen Qualen ersparen zu wollen.«
    Will wich leicht zurück, als hätte Jem ihm einen Stoß versetzt. »Ich ...«, setzte er an, musste dann aber schlucken, auf der Suche nach einer passenden Antwort. Es lag nun schon so lange zurück, dass er nach Worten gesucht hatte, für die er Vergebung statt Hass erntete. Und es war auch schon lange her, dass er sich einmal nicht im

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