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Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince

Titel: Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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bemüht um Beherrschung. Tessa hatte Charlottes Lippen noch nie so fest aufeinandergepresst gesehen.
    »Möchtest du vielleicht ein Synonym-Wörterbuch?«, erkundigte sich Will. Er lümmelte in einem der Ohrensessel am offenen Kamin, die Stiefel auf dem Polsterschemel. Sie waren schlammverkrustet - und das Gleiche galt inzwischen auch für den Schemel. Normalerweise hätte Charlotte ihm deswegen die Leviten gelesen, doch das Schreiben, das sie an diesem Morgen von Aloysius erhalten und dazu bewogen hatte, alle Bewohner des Instituts im Salon zusammenzurufen, nahm offenbar ihre gesamte Aufmerksamkeit in Anspruch. »Es scheint, als würden dir die passenden Worte fehlen«, fügte Will hinzu.
    »Und ist er wirklich verkommen ?«, fragte Jem gleichmütig aus den Tiefen des anderen Sessels. »Ich meine, der alte Kauz ist fast neunzig - bestimmt ist er zu wirklich abartigem Verhalten gar nicht mehr fähig.«
    »Ach, ich weiß nicht recht«, widersprach Will. »Ihr wärt überrascht, was manche der alten Knacker in der Devil Tavern so alles anstellen.«
    »Nichts, was jemand aus deinem Bekanntenkreis anstellen könnte, vermag uns noch zu überraschen, Will«, sagte Jessamine, die auf der Chaiselongue lag, einen feuchten Umschlag auf der Stirn. Offensichtlich hatte sie immer noch Kopfschmerzen.
    »Alles in Ordnung, meine Liebe?«, wandte Henry sich aufrichtig besorgt an seine Frau und trat an ihren Schreibtisch. »Du wirkst ein wenig ... fleckig.« Tatsächlich hatten sich rote Wutflecken auf Charlottes Gesicht und Hals ausgebreitet.
    »Ich halte das ja für charmant«, bemerkte Will. »Meines Wissens sind Tupfen in dieser Saison der letzte Schrei.«
    Besorgt tätschelte Henry Charlottes Schulter. »Möchtest du vielleicht einen kühlen Umschlag? Oder kann ich sonst etwas für dich tun?«
    »Du könntest nach Yorkshire reisen und diesem alten Bock den Kopf abschlagen«, erwiderte Charlotte aufgebracht.
    »Aber würde das dein Verhältnis zum Rat nicht zusätzlich trüben?«, hakte Henry nach. »Dort ist man gegenüber Enthauptungen und dergleichen nicht sonderlich aufgeschlossen.«
    »Oh, natürlich! Das ist alles meine Schuld, nicht wahr?«, stieß Charlotte wütend hervor. »Ich weiß wahrhaftig nicht, wie ich auch nur auf den Gedanken gekommen bin, Starkweather für unsere Seite gewinnen zu können. Der Alte ist ein Albtraum.«
    »Was hat er denn genau gesagt?«, fragte Will. »In seinem Brief, meine ich.«
    »Er lehnt es ab, mich oder Henry zu empfangen«, erklärte Charlotte. »Und er schreibt, er würde meiner Familie das, was mein Vater getan habe, niemals verzeihen. Mein Vater ...« Charlotte seufzte. »Er war ein schwieriger Mann. Absolut gesetzestreu, während die Familie Starkweather die Vorschriften schon immer etwas freier interpretiert hat. Er vertrat die Ansicht, dass sich Leute wie die Starkweathers dort oben im Norden wie die Wilden aufführten, wie Barbaren, und er zögerte auch nicht, seine Abneigung kundzutun. Ich weiß nicht, was er sonst noch getan hat, aber der alte Aloysius scheint sich noch immer persönlich in seiner Ehre gekränkt zu fühlen. Nicht zu vergessen sein Vorwurf: Wenn ich mich wirklich für seine Meinung interessieren würde, hätte ich ihn zur letzten Ratsversammlung eingeladen. Als ob ich in derlei Dingen irgendetwas zu sagen hätte!«
    »Warum war er denn nicht eingeladen?«, erkundigte Jem sich.
    »Er ist zu alt ... sollte eigentlich überhaupt kein Institut mehr führen. Trotzdem weigert er sich abzutreten. Konsul Wayland hat ihn zwar noch nicht dazu gezwungen, lädt ihn aber auch nicht länger zu den Versammlungen ein. Ich denke, er hofft darauf, dass Aloysius entweder diesen Wink mit dem Zaunpfahl versteht oder aufgrund von Altersschwäche das Zeitliche segnet. Aber Aloysius’ Vater ist einhundertvier Jahre alt geworden. Es könnte also durchaus sein, dass wir noch weitere fünfzehn Jahre mit ihm auskommen müssen.« Entmutigt schüttelte Charlotte den Kopf.
    »Wenn er weder dich noch Henry empfangen will, kannst du dann nicht einfach jemand anderen entsenden?«, fragte Jessamine mit gelangweilter Stimme. »Schließlich leitest du das Institut und die Mitglieder der Brigade sind verpflichtet, deinem Wunsch nachzukommen.«
    »Aber so viele der Schattenjäger stehen auf Benedicts Seite«, gab Charlotte zu bedenken. »Sie wollen, dass ich versage. Ich weiß einfach nicht mehr, wem ich noch vertrauen kann.«
    »Uns kannst du vertrauen«, verkündete Will. »Schick mich nach York.

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