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Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince

Titel: Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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Auftreten ihn aus der Fassung brachte. »Ich würde gern einmal mit der Eisenbahn fahren.«
    »Eisenbahnen sind große, schmutzige, qualmende Kolosse«, erklärte Will. »Sie werden dir nicht gefallen.«
    Doch Tessa ließ sich davon nicht beirren. »Ob mir eine Zugfahrt gefällt oder nicht, weiß ich erst, wenn ich es ausprobiert habe, richtig?«
    »Und ich bin noch nie nackt in der Themse geschwommen, aber ich weiß genau, dass mir das nicht gefallen würde.«
    »Aber bedenk doch einmal, wie amüsant das für auswärtige Sommergäste wäre!«, erwiderte Tessa und sah, wie Jem rasch den Kopf senkte, um sein Lachen zu verbergen. »Nun, wie dem auch sei, eigentlich spielt es keine Rolle: Denn ich will und werde nach York fahren. Wann reisen wir ab?«
    Will verdrehte die Augen, aber Jem grinste noch immer. »Morgen früh. So treffen wir dort noch vor Anbruch der Dunkelheit ein.«
    »Ich werde Aloysius eine Nachricht zukommen lassen, dass er euch erwarten soll«, sagte Charlotte und griff nach ihrem Federhalter. Doch dann hielt sie inne und ihr Blick wanderte über die Gesichter der Anwesenden. »Ist das wirklich eine gute Idee? Ich ... ich bin mir wirklich nicht ganz sicher.«
    Beunruhigt betrachtete Tessa die Institutsleiterin - die Tatsache, dass Charlotte ihrem eigenen Instinkt nicht mehr vertraute, sorgte dafür, dass Tessa Benedict Lightwood und seine Kumpane noch mehr hasste als zuvor.
    Schließlich trat Henry näher und legte seiner Frau sanft eine Hand auf die Schulter. »Die einzige Alternative bestünde darin, nichts zu unternehmen, meine Liebe«, gab er zu bedenken. »Und ich habe oft feststellen müssen, dass gar nichts zu unternehmen, selten etwas Positives bewirkt. Außerdem, was könnte schon schiefgehen?«
    »Oh, beim Erzengel, ich wünschte, du hättest das nicht gesagt«, erwiderte Charlotte inbrünstig, beugte sich dann aber über den Papierbogen und begann zu schreiben.

    Tessas und Sophies zweite Unterrichtsstunde mit den Lightwood-Brüdern war für den darauffolgenden Nachmittag angesetzt. Nachdem Tessa ihre Trainingskleidung angelegt hatte, schlüpfte sie aus ihrem Zimmer und fand Sophie im Korridor vor. Das Dienstmädchen erwartete sie bereits, ebenfalls in Trainingsmontur, die Haare zu einem festen Knoten hochgesteckt und mit einem finsteren Ausdruck auf dem Gesicht.
    »Sophie, was bedrückt dich?«, erkundigte sich Tessa, während sie gemeinsam in Richtung Fechtsaal gingen. »Du wirkst ziemlich aufgebracht.«
    »Nun gut, wenn Sie so fragen ...« Sophie senkte ihre Stimme. »Es geht um Bridget.«
    »Bridget?« Die junge Irin hatte sich seit ihrer Ankunft kaum aus der Küche bewegt - ganz im Gegensatz zu Cyril, der sich überall im und um das Haus herum nützlich machte und genau wie Sophie allerlei Botengänge erledigte. Tessa hatte Bridget zuletzt im Fechtsaal gesehen, ein Knie auf Gabriel Lightwoods Brust und ein Messer an seiner Kehle. Sie gestattete sich nun, einen Moment bei dieser angenehmen Erinnerung zu verweilen. »Was hat Bridget angestellt?«, fragte sie schließlich.
    »Ach, sie ...«, setzte Sophie an und stieß einen schweren Seufzer aus. »Sie ist nicht sehr umgänglich. Agatha war meine Freundin, aber Bridget ... nun ja, wir Dienstboten reden schon mal gern, so ganz unter uns, Sie verstehen schon. Sie will sich aber nicht unterhalten. Cyril ist recht freundlich, doch Bridget zieht es vor, allein für sich in der Küche zu bleiben und diese schauerlichen irischen Balladen zu singen. Ich wette, sie gibt auch jetzt wieder eine zum Besten.«
    Da sich die beiden gerade in der Nähe der Spülküche befanden, bedeutete Sophie Tessa, ihr zu folgen. Gemeinsam schlichen sie näher und warfen vorsichtig einen Blick durch die halb geöffnete Tür. Die Spülküche grenzte an die Vorratskammer und die eigentliche Küche an und Tessa konnte auf der Anrichte Schüsseln mit Lebensmitteln erkennen, die bereits für das Abendessen vorbereitet waren: frisch geputztes Gemüse und filetierter Fisch. Bridget lehnte über dem Becken und spülte, wobei ihre roten Locken aufgrund der hohen Feuchtigkeit im Raum wild in alle Richtungen abstanden. Und sie sang tatsächlich. Ihre Stimme übertönte hoch und lieblich das Plätschern des Wassers:
    »Ihr Vater geleitet’ sie durch die Hall,
Schöne Blumen im Tal -
Ihr Mütterlein tanzte vor ihnen all.
Rot’, grün’ und gelbe zumal.
    Ihre Schwestern sie küssten im Burghof fein,
Schöne Blumen im Tal -
Ihr Bruder hob sie aufs Graurösselein.
Rot’, grün’

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